Norbert Fuchs ist nicht nur dienstältester Bezirkspolitiker in Köln er bricht den Rekord auch in NRW.
Seit 31 Jahren ist er Repräsentant des Stadtbezirks Mülheim. Jetzt könnte ihn ein oder eine Grüne(r) aus seinem Amt schupsen.
Hier erfahren Sie seine Einschätzung für die Niederlage der SPD.
Mülheim – Die Grünen sind auch in Mülheim stärkste Partei. Muss der dienstälteste Bezirksbürgermeister das Feld räumen?
Norbert Fuchs: Ich bin angetreten, um Bezirksbürgermeister zu bleiben. In der neuen Bezirksvertretung haben SPD und Grüne gleich viele Sitze. Die SPD hat nur noch in Mülheim und Kalk die Chance, den Bezirksbürgermeister zu stellen. Diese Chance sollte sie nutzen. Die SPD sollte in dieser Stadt weiter in ein paar herausragenden Funktionen vertreten sein.
Grüne und SPD sind zwar bei der Sitzverteilung gleich stark, aber bei den Prozenten liegen die Grünen vorne. Ist das nicht doch ein klares Zeichen für einen Wechsel?Die Zahlen sind das eine, die andere Frage ist: Will den Job jemand anderes machen? Ein Ehrenamt, für das man jeden Tag vier bis fünf Stunden aufbringen muss. Bis jetzt hat kein Grüner gesagt, dass er das macht. Ich habe das Amt über all die Jahre neutral ausgeübt und stehe für die Verbindung zwischen Politik, Verwaltung, Vereinen und Firmen. Das biete ich weiterhin an.
Norbert Fuchs ist dienstältester Bezirksbürgermeister in Köln und ganz Nordrhein-Westfalen. Seit 31 Jahren ist er Repräsentant des Stadtbezirks, in der Bezirksvertretung sitzt er bereits seit 36 Jahren, in der SPD-Mitglied seit 1981. Bevor er in den Ruhestand ging, arbeitete er als Leiter des Fachbereichs Gesundheitspolitik bei einem großen Pharma-Unternehmen. Er soll vor der Kommunalwahl ans Aufhören gedacht haben, doch seine Partei soll ihn ermuntert haben, noch einmal als Spitzenkandidat für den Bezirk anzutreten.
Die Grünen haben in alten Arbeitervierteln gewonnen. Was ist der Grund für die Niederlagen der SPD?Den typischen Arbeiter, der immer SPD wählte, gibt es nicht mehr. Die Bevölkerungsstruktur ändert sich, junge Leute wählen die Grünen. Es ziehen Familien aus Ehrenfeld und Nippes hierher, weil die Wohnungen preiswerter sind. Vor diesem Hintergrund kann man sagen, dass wir trotz des allgemeinen Trends in Kalk und Mülheim im Vergleich zu den anderen Stadtbezirken relativ gut weggekommen sind.
Das klingt nach Selbstaufgabe ...Wir haben das erreicht, womit wir rechnen mussten. Damit darf man sich aber auf Dauer nicht abfinden. Wir müssen reagieren. Die SPD muss wieder mehr an die Leute ran, insbesondere an die Jüngeren.
Gibt es etwas am Wahlergebnis, das einen altgedienten Sozialdemokraten freut?Nach der letzten Wahl hatten sowohl AfD wie auch Pro Köln jeweils einen Sitz in der Mülheimer Bezirksvertretung. Da Pro Köln nicht mehr angetreten ist, hätte man mit viel mehr Stimmen für die AfD rechnen müssen. Ihr schwaches Abschneiden ist ein gutes Zeichen für Mülheim und für die ganze Stadt.Das Gespräch führteHelmut Frangenberg