Das Hänneschen Theater und das Gürzenich Orchester gehen mit „Dornröschen“ in die Veedel.
Hänneschen und Gürzenich OrchesterGemeinsame Veedels-Tour - Premiere im Kulturbunker Mülheim
„Der Prinz kütt“. Noch vor dem Elften im Elften? Aber Pitter Pütz, der Prinz aus Nippes, hat das vielstimmige Trömmelche aus dem Publikum schon gehört. Denn er muss noch eine wichtige Aufgabe erledigen. Denn seit 100 Jahren schläft Dornröschen nach einem Fluch der bösen Fee der Nacht. Nun sind die 100 Jahre rum. Jemand muss die Königstochter – möglichst schonend - wecken. Welch ein Prinz sollte das besser können, als einer, der aus Köln kommt. „Dornröschen, ich kumme. Wo gehts denn lang?“, poltert Prinz Pitter.
Und damit startet eine Premiere im Kulturbunker Mülheim: Zum ersten Mal arbeiten die Stab-Puppenspieler des Hänneschen Theaters auf der Bühne zusammen mit Musikern des Gürzenich-Orchesters. „Unterwegs-Konzerte“ heißt das Projekt, das mit der musikalisch-kölschen Geschichte vom Dornröschen zur Musik von Tschaikowski an den nächsten Wochenenden durch die Bürgerzentren in Nippes, Kalk, Stollwerk, Ehrenfeld und Engelshof zieht.
Neue Wander-Britz
Text und Regie von Hänneschen-Intendantin Mareike Marx haben das Grimmsche Märchen vom Dornröschen für fünf Puppenspieler und sechs Musiker – ein Streichquartett plus Flöte und Oboe aus dem Gürzenich Orchester – umgesetzt. Das Hänneschen und Bärbelchen zerstören ihr Handy und greifen wieder zu einem Buch. Kurze, kleine Szenen werden durch Musik unterbrochen und doch zu einem Ganzen verschmolzen und mit einer Prise „kölscher Tön“ und kölschem Humor gewürzt.
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Der Kölner Künstler Dirk Schmitt hat die neue Wander-Britz entworfen und gebaut, mit der Dornröschen jetzt auf Tournee durch die Veedel geht. Mit Mareike Marx hat er alte Bilder durchstöbert, auf der Suche nach Motiven, Farben aus der Anfangszeit des Puppentheaters: Tünnes und Schäl in römischen Gewändern, Kölsch und Halver Hahn, das Wappen von Köln mit der Mütze des Hänneschen schmücken die Britz. Der Samtvorhang kommt aus dem Fundus des Stabpuppentheaters: 3,20 Meter hoch, 3,00 Meter breit und 1,50 Meter tief. „Alles leicht auseinander zu nehmen und wieder zusammen zu bauen,“ lacht Schmitt. Alles passe in einen Kombi. Und das ist nachhaltig, wie Mareike Marx hinzufügt.
Das Gürzenich Orchester feiert 25 Jahre, in denen es Musik in Kitas, in Familien und zu Senioren bringt. Unter dem Motto „Raus aus dem Konzertsaal, rein in die Stadt“ arbeiten die Musiker jetzt mit dem Hänneschen Theater zusammen, das gerade den 222. Geburtstag gefeiert hat. Zwei kölsche Kultur-Größen sind gemeinsam bürgernah in den Veedeln unterwegs. „Wir möchten präsent sein in der Stadt, Kunst und Kultur an alle Menschen herantragen und alle Menschen mit einbeziehen“, sagt Marx. „Wir feiern ja zwei Jubiläen und wollen unsere Kunst allen Menschen verfügbar machen“, ergänzt Clara Friedrich vom Gürzenich Orchester.
Auch eine Aufführung von Dornröschen für Schulkinder ist in Chorweiler geplant – zum Preis von 3,50 Euro pro Schüler. Die kleinen und großem Zuschauer im Kulturbunker erleben in 50 Minuten ein kurzweiliges Gesamt-Kunstwerk aus Theater und Konzert. Puppenspieler und Musiker haben sichtlich Spaß. Und auch den Kleinsten hat eigentlich alles gefallen. Besonders gemerkt haben sie sich kleine Details: Jule (7) würde die böse Hexe gerne wiedersehen. Niels und Jonte (beide 5) fanden toll, dass der Prinz die Dornen, in denen er sich beim Sturm auf Dornröschens Schloss verheddert hatte, wie Kamelle nacheinander aus der Britz geworfen hat. Ian (7) hat zum ersten Mal einen fliegenden Fisch gesehen. Denn in der Aufwachphase von Dornröschen hatten auch die kleinsten Mitglieder des Theater Ensembles wie Hund, Katze, Maus und ein paar Vögel ihren starken Auftritt.