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„Mocro“-MafiaKölner Polizei warnt vor „neuer Dimension der Gewalt“

Lesezeit 4 Minuten
Polizisten sperrten den Eibenweg in Rodenkirchen ab.

Polizisten sperrten den Eibenweg in Rodenkirchen ab.

Die Kölner Polizei hatte zwei Geiseln aus der Gewalt von Entführern befreit. Beamte fürchten nun weitere Eskalationen im Konflikt der Drogenhändler.

Es ging um Leben und Tod. Nach der Befreiung von zwei Geiseln aus einem Haus in Rodenkirchen am Freitagabend sind neue Details bekannt geworden. Die Polizeiführung machte am Dienstag mehr als deutlich, dass die beiden entführten Geiseln in Lebensgefahr waren. Kripochef Michael Esser sprach von einem „extremen Bedrohungsszenario“ und einer „äußerst prekären Situation“. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Geisel getötet werden. Auch Polizisten seien in Gefahr gewesen.

Es wurde befürchtet, dass auch Maschinenpistolen genutzt werden könnten. „Es war einer der schwierigsten Einsätze für die Kölner Polizei in den vergangenen Jahren“, sagte der Kripochef weiter. Wie die Rundschau bereits berichtete, wurden die Geiseln, ein Mann und eine Frau, schwer misshandelt. Details nannte die Kölner Polizei nicht.

Hintergrund der Taten ist nach derzeitigem Ermittlungsstand eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen zwei Tätergruppierungen nach einem Streit über ein Drogengeschäft. Dabei handelt es sich auf der einen Seite um die berüchtigte Bande „Mocro-Mafia“ und eine Drogenbande aus dem Ruhrgebiet. Bei dem Handel sollen Drogen im Wert eines Millionenbetrags unterschlagen worden sein. Nach Rundschau-Informationen geht es um eine Summe von rund 1,5 Millionen Euro. Die beiden Geiseln wurden aus Bochum nach Köln gebracht.

Wir lassen nicht locker. Wir werden weiter durchsuchen und diejenigen dingfest machen, die mit viel krimineller Energie ans große Geld wollen.
Innenminister Herbert Reul zu den Einsätzen in Köln

Die Ermittler gehen davon aus, dass zwischen der Geiselnahme und mehreren Explosionen in der Region in den zurückliegenden Wochen ein Zusammenhang besteht. Die drei Explosionen hatten sich Ende Juni und Anfang Juli in Köln, in Engelskirchen im Oberbergischen Kreis und in Duisburg ereignet. Die Polizei berichtete weiter, dass sie im Zusammenhang mit der Entführung drei Täter mit dem Auto hat flüchten ließen. Um Menschenleben, auch das der Polizisten zu schützen, habe man sich im Einsatz entschieden, mutmaßliche Drahtzieher der Entführung zunächst in die Niederlande flüchten lassen. „Es ging darum, das Leben der Geiseln zu schützen“, sagte Esser weiter.

Kölner Polizei befürchtet weitere Explosionen

Die Polizei ist in Sorge, dass es weitere Explosionen geben wird. Denn die Drogen sind weiter verschwunden. Es gibt weiter Rückforderungen“, umschreibt es Esser. Diesen Forderungen wird in der Szene mit rigoroser Gewaltandrohung Ausdruck verliehen. Bisher sind die Drogen noch nicht zurückgegeben worden. Esser betonte weiter: „Es ist eine neue Gewalteskalation im Drogenbereich eingetreten, im Bereich der organisierten Kriminalität, die auch Auswirkungen auf Unbeteiligte haben kann. Die Sprengmittel, die hier in Köln eingesetzt worden sind, haben Gott sei Dank zu keinen Verletzungen geführt.“

Das sei aber zumindest in einem Fall einem glücklichen Umstand zu verdanken gewesen. In einem Haus an der Wichheimer Straße in Mülheim war nur eine Stunde vor einer Explosion ein Mann nach Hause gekommen. Wenn der Mieter zum Zeitpunkt der Detonation im Hausflur befunden hätte, hätte der Mann vermutlich schwere Verletzungen davon getragen – oder Schlimmeres, befürchtet die Polizei. In den Gebäuden war die Wucht der Sprengladung so groß, dass eine Fliese aus dem Boden gesprengt wurden. Außerdem wurde eine Wohnung stark beschädigt und ein Rollator einer gehbehinderten Mieterin zerstört. „In den Niederlanden wird auch keine Rücksicht auf Unbeteiligte genommen, da werden auch Unbeteiligte teilweise lebensgefährlich verletzt oder gar getötet.“ Die Polizei betonte, dass sie verstärkt im Einsatz sein werde, um die Tätern habhaft zu werden. So kam es am Dienstagabend zu einem Einsatz von Spezialkräften auf dem Großmarkt in Raderthal.

Polizeipräsident Johannes Hermanns war in den vergangenen Tagen zwei Mal auf der Keupstraße. Dort herrsche bei manchen Bewohnern Panik, dass sich die Taten von vor 20 Jahren wiederholen könnten. Am 9. Juni 2004 war auf der Keupstraße eine Nagelbombe explodiert. Dabei wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer. Erst 2011 stellte sich heraus, dass der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) für die Tat verantwortlich war. Hinweise auf einen möglichen politischen Hintergrund in dem aktuellen Fall liegen nicht vor, teilte die Polizei mit. Nach der Tat sind Beamte der kriminalpolizeilichen Beratung und des Opferschutzes auf der Keupstraße unterwegs gewesen. Es habe Gespräche mit Anwohnern gegeben, teilte die Polizei weiter mit.