Bereits seit 2009 gibt es Gespräche zu einem Neubau des Justizzentrums in Köln-Sülz. Die Mängel-Liste des Gebäudes ist lang, doch es wird noch Jahre dauern, bis das Hochhaus abgerissen wird.
Justizzentrum KölnWie lange die Mitarbeitenden der Justiz noch auf den Neubau warten müssen
„Wann passiert denn endlich was?“ „Warum geht es da nicht voran?“ Geht es um das Justizzentrum an der Luxemburger Straße, klingen die Fragen fast alle gleich. Egal ob es Gespräche am Amts- oder Landgericht oder bei der Staatsanwaltschaft sind. Schon seit 2009 wird über einen Neubau des 1981 erbauten Hochhauses gesprochen, doch bis der steht, wird es noch einige Jahre dauern. Nun ist klar, dass der Rückbau des rund 100 Meter hohen Gesamtkomplexes voraussichtlich erst 2031, also in acht Jahren, starten wird.
Zumindest ist das der derzeitige Stand beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW). Das geht aus einer von mehreren aktuellen Ausschreibungen hervor. Denn der BLB ist auf der Suche nach Betrieben, die neben der Betonfassade des Hochhauses auch Schadstoffe im benachbarten Bau der Staatsanwaltschaft (siehe Infotext) sanieren.
Wenn die Gebäude abgerissen werden sollen, warum saniert der BLB dann noch? Acht Jahre sind eine lange Zeit. Und so lange sollen die Gerichtssäle noch genutzt werden. In den Unterlagen heißt es: „Der Saalbau wird bis zum anvisierten Nutzungsende 2031 fortgenutzt.“ Die Gesamtnutzungsdauer beträgt dann rund 50 Jahre.
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Ein halbes Jahrhundert, in dem der Justizkomplex eine Art unendliche Geschichte von Pannen und Kuriositäten durchlebt haben wird. So wie 2020, als ein vier Tonnen schwerer Betonwinkel vom 18. Stock auf Saal 213 stürzte. Die Zerstörung war groß, der Saal war lange nicht nutzbar, die Rundschau berichtete groß. Der Saals scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn nur acht Monate nachdem er im März 2022 wieder in Betrieb genommen worden war, legte ein Wasserschaden diesen und vier weitere Säle erneut lahm.
Fledermäuse zu Besuch bei der Justiz
Doch es sind nicht nur die Räume, die Probleme machen. Ein überflutetes Untergeschoss, stillstehende Aufzüge, Steckdosen ohne Strom, die Liste ist lang. Im Februar 2021 musste das Haus für einen Tag ganz geschlossen werden, weil die Heizungsanlage mitten im Winter ausfiel. Im August 2022 folgte die nächste große Überraschung: Fledermäuse. Die Hausverwaltung ging damals von rund 100 Tiere aus, die sich in den Justizkomplex „verflogen“ hatten. Sie sollen durch ein Fenster im 23. Stock herein, aber nicht wieder selbstständig herausgefunden haben, auch hier berichtete die Rundschau.
Es scheint also höchste Zeit zu sein, dass dort etwas passiert. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz müssen sich noch gedulden. Der Weg ist noch lang. Aktuell befindet sich der Prozess beim Justizzentrum kurz vor der zweiten Stufe des Architektenwettbewerbs. Die Vorbesprechung der Preisrichter soll laut Zeitplan in der kommenden Woche (KW43) stattfinden. Ende März 2024 soll das Preisgericht tagen und der Sieger des Wettbewerbs ermittelt werden. Dann erst beginnt die Detailplanung hin zur Schaffung des Baurechts.
Der Neubau wird jedoch nicht bis 2031 warten müssen. Bereits bei der Vorstellung des Siegerentwurfs der ersten Stufe des Wettbewerbs – dem städtebaulichen Wettbewerb – im vergangenen Oktober, stand eine nachhaltige Bauablaufplanung. So soll das erste von fünf Bauwerken auf dem heutigen Parkplatz entstehen, während der Betrieb bei Staatsanwaltschaft, Amtsgericht und Landgericht weiterläuft. In den Neubau sollen die Staatsanwältinnen und Staatsanwälte umziehen. Deren jetzige Heimat, die dann zwischen dem Neubau und dem Hochhaus liegt, wird dann als erstes abgerissen, um Platz für die nächsten zwei der insgesamt fünf neuen Gebäude zu machen.
Anschließend wird dann also voraussichtlich ab 2031 das Hochhaus zurückgebaut, bevor die letzten beiden Teile des Neubaus entstehen. Derweil ziehen die Gerichte um in die ehemalige Agentur für Arbeit, gleich nebenan. Das Gebäude wird derzeit entkernt. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, parallel zum Betrieb des Gerichts. An den Baulärm können sich die Justizmitarbeitenden also bereits gewöhnen.
Die Sanierung der Betonfassade des Hochhauses, bei der unter anderem 2,5 Kilometer Fugen erneuert und kleine Risse im Beton verpresst werden müssen, soll allerdings nicht während des Betriebs stattfinden. Diese Arbeiten sind explizit für die Zeit vor 8.30 Uhr und nach 17 Uhr ausgeschrieben. Auf Rundschau-Anfrage teilte der BLB zu der Maßnahme mit: „Bei den Arbeiten handelt es sich um Leistungen, die der Erhaltung der Standsicherheit der Fassade dienen.“
Auf die Nachfrage, ob die Standsicherheit gefährdet sei, antwortete der BLB: „Die Standsicherheit ist gegeben. Die derzeitige Ausschreibung beinhaltet Leistungen, die maßgeblich dem weiteren Erhalt der Standsicherheit und Verkehrssicherheit dienen sollen.“ Immerhin muss es voraussichtlich noch mindestens acht Jahre stehen und auch den Betrieb gewährleisten.
Staatsanwaltschaft
135 Asbest-belastete Brandschutzklappen zweingen den BLB NRW im Gebäude der Staatsanwaltschaft eine Schadstoffsanierung durchzuführen. Dies könnte bereits eine vorbereitende Maßnahme für den Rückbau sein. Schadstoffsanierungen oder –rückbauten sind extrem aufwendig, das haben nicht zuletzt der Rückbau des LVR-Hochhauses am Ottoplatz oder die Sanierung der Decke der Dombauhütte am Roncalliplatz gezeigt.