Jagdszenen auf den Vorwiesen am Stadion in Müngersdorf sorgte am Dienstag für Aufsehen: Im Vorfeld der Fußball-EM 2024 in Köln gab es eine Großübung, für einen Polizisten endete der Tag schlimm.
Rhein-Energie-Stadion in KölnSo lief die Großübung zur Fußball-EM – tragischer Vorfall
Plötzlich ist es wie bei einem Hochrisikospiel. Gewalttätige Fußballchaoten laufen schreiend aufeinander zu, prügeln und treten aufeinander ein. Die Szenen auf den Vorwiesen des Stadions in Müngersdorf ließen manchen Anwohner am Dienstag ratlos zurück. „Der FC spielt doch erst in zwei Wochen“, sagte ein Senior, der auf dem Fahrrad die Aachener Straße entlang kam. Der Rentner hat recht. Die Geißböcke spielen erst in 14 Tagen gegen Wolfsburg im Rhein-Energie-Stadion, und normalerweise geht es dann nicht wild zur Sache. Gesehen hat der Augenzeuge eine Großübung im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024 im Sommer in Köln.
Die Ausgangslage: 300 gewaltbereite Anhänger der Nationalelf aus Österreich wollen zum Länderspiel ihrer Mannschaft gegen Deutschland in Köln. Einige Anhänger hielten sich im Waldgebiet gegenüber des Stadions auf, andere sind noch auf der Anreise oder halten sich in Kneipen oder anderen Orten. „Die Polizeikette enger“, ruft ein Bereitschaftspolizist, als die Fans aus Österreich sich dem Stadion nähern. Von der KVB-Haltestelle drängen weiter Fans Richtung Vorwiesen und skandieren: „Wir wollen ins Stadion“. „Bleibt ruhig“, tönt es aus dem Mikro eines Polizisten. Zuerst geht das Polizeikonzept auf.
Köln: Polizist bricht sich bei Übung den Oberschenkel
Doch dann kommen aus verschiedenen Himmelsrichtungen Fußballchaoten und schlagen sich auf den Vorwiesen. Bei der Übung wird es dann auf einmal ernst und real. Ein Polizist bricht sich den Unterschenkel. Er hatte als Statist an der Übung teilgenommen und war beim Laufen gestürzt. Bei der Aktion wurden Anwärter für den Polizeiberuf als Statisten eingesetzt.„Es ist tragisch. Ich wünsche ihm gute Besserung“, sagte Polizeioberrat Kristoffer Kronenberger. Er ist der Übungsleiter am Dienstag am Stadion. Dass verfeindete Fußballchaoten es schaffen, sich trotz massivem Polizeiaufgebot zu prügeln, könne gänzlich nicht verhindert werden, sagte Kronenberger mit Blick auf die EM. Es sei aber das Ziel jedes Einsatzkonzeptes, dies zu verhindern. Sollte dies passieren, sei es das oberste Gebot, dass Polizeikräfte sofort dazwischen gehen.
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Die Fußball-EM wird nach Einschätzung von Polizeioberrat Kronenberger eine noch größere Herausforderung für die Polizei als die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. In NRW beispielsweise gebe es nun vier Spielstätten, damals waren es drei Stadien. Vieles habe sich in der Zeit geändert, das die Polizeiarbeit bei diesen Großeinsätzen beeinflusst. Der Übungsleiter nennt beispielsweise die sozialen Medien oder Drohnen, die unbefugt eingesetzt werden. Auch mit Unwetterlagen müsse man sich befassen und Menschen schützen.
„Es werden sehr viele Menschen zu den Spielen kommen. Da bin ich mir ganz sicher“, betont Kronenberger. Nur leider seien nicht alle mit friedlichen Absichten unterwegs. Geleitet werden die Geschicke für die Fußball-EM aus einem zentralen Lagezentrum in Neuss. Im Moment würden die Verantwortlichen nur wissen, dass es eine Mammutaufgabe wird. Erst nach der Auslosung am 2. Dezember in der Hamburger Elbphilharmonie wird man wissen, welche Teams in Köln zu Gast sein werden. Unklar ist auch, ob sich die Ukraine für das Turnier qualifiziert. Dies würde sich noch einmal auf das Sicherheitskonzept auswirken.
Wichtig sei die richtige Ansprache an die Fans auf dem Weg zum Stadion. Daher würden Beamten oder Beamtinnen eingesetzt, die die entsprechende Landessprache spricht. „Lautsprecherdurchsagen haben eine unglaubliche Bedeutung“, sagt Kronenberger. So könne den Menschen die aus dem Ausland angereist sind, schnell sagen, wo es lang geht und warum es gerade wo hakt. Kronenberger plädiert für eine Fan-Trennung bei den Spielen der EM. Dies sei aus Sicherheitsgründen geraten. Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht gefallen.