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Fußball-EM 2024Polizei plant Drohnenabwehr für das Kölner Stadion

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Gefährliche Flugobjekte: Die Polizei hat bei der Fußball-EM eine umfangreiche Drohnenabwehr im Programm.

Gefährliche Flugobjekte: Die Polizei hat bei der Fußball-EM eine umfangreiche Drohnenabwehr im Programm.

Als Vorbereitung auf Bedrohungen während der EM 2024, rüstet die Kölner Polizei auf: Ein Drohnenabwehrsystem wird landesweit geschult und steht kurz vor dem Einsatz.

45.000 Fußballfans im RheinEnergie-Stadion, ausgelassene Stimmung und Torjubel. Das sind die positiven Seiten der Fußball-EM in Müngersdorf. Doch die Kölner Polizei bereitet sich auch auf die negativen Seiten vor — beispielsweise über die Gefahr aus der Luft und mögliche Anschläge. Seit Wochen werden Polizeibeamte und Beamtinnen landesweit im Umgang mit einer Drohnenabwehr geschult.

Details zu der Drohnenabwehr und dem Vorgehen im Ernstfall wollen die Sicherheitsbehörden nicht mitteilen. Aus taktischen Gründen treffen die Behörden keinerlei Aussage dazu, für welche Drohnentechnik und Wirkungsweise sich die Polizei entscheiden wird. Wie zu erfahren war, soll allerdings noch vor dem Beginn der Spiele die Öffentlichkeit in einem Pressegespräch über die Drohnenabwehr informiert werden.

Transportdrohnen im Visier

Wie die Rundschau erfuhr, soll ein System zum Einsatz kommen, das mit Sensoren das Funksystem analysiert. Dabei soll die Flugbahn berechnet werden können und der genaue Standort des Piloten ausgemacht werden können. „Es kann die Steuerung von Drohnen unterbrechen oder übernehmen“, sagte unlängst Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik dem „Tagesspiegel“. Das System habe drei Millionen Euro gekostet. Weiter sagte die Polizeipräsidentin: „Der Luftschutzraum gehört inzwischen bei Einsatzlagen dazu, da unsachgemäß oder konspirativ genutzte oder als Tatmittel beabsichtigte unbemannte Luftfahrtsysteme eine Gefahr darstellen.“ Im Blick haben die Beamten so genannte Transportdrohnen, die gefährliche Gegenstände in den Bereich von Stadien transportieren können. In Köln gibt es fünf EM Spiele. Auch in Dortmund, Gelsenkirchen sowie in Düsseldorf wird gespielt. Dort wird auch die Mannschaft der Ukraine zu Gast sein. Die Fußball-Europameisterschaft wird für die deutschen Sicherheitsbehörden insgesamt eine große Herausforderung. Die Polizei hat landesweit eine Urlaubssperre angeordnet. Die Schaltzentrale für die Sicherheit in allen Austragungsorten steht in Neuss - dort hat die Polizei ein neues Lagezentrum eingerichtet. Insgesamt werden während der EM dort rund 600 Beamte arbeiten. Viele davon kommen von deutschen Sicherheitsbehörden: Polizei, LKA, Verfassungsschutz. Aber auch jede Menge internationale Verbindungsleute aus ganz Europa sind dabei.

Drohnen schon häufiger im Einsatz

Kölner Polizisten befassen sich mittlerweile seit Jahren mit Drohnen. Allerdings dabei nicht mit der Abwehr, sondern mit der Nutzung der Geräte bei großen Einsatzlagen. Zur Klärung eines Unfallhergangs wurde die moderne Technik bereits mehrfach eingesetzt. Die „Ermittler in der Luft“ wurden in den vergangenen Monaten nach dramatischen Unfällen häufig eingesetzt und gehören zu den festen Einsatzgeräten der Beamten. In Köln sind die Helfer aus der Luft bisher weit mehr als 130 Mal aufgestiegen. Insgesamt flogen die Drohnen allein in Köln mehrere hundert Stunden. „Die Drohnen eröffnen der Polizei im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Blickwinkel“, erklärte eine Polizistin.

Für die Luftfahrt sind die Drohnen dagegen ein Problem. Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) gab es in Köln, Düsseldorf und Münster 2023 insgesamt 18 „gemeldete Behinderungen“ durch Drohnen. 2022 seien es 15 gewesen. In Düsseldorf zählte die DFS 2023 demnach mit neun Vorfällen die meisten (2022 waren es sechs), in Köln gab es acht Vorfälle (2022: fünf) und in Münster einen (2022: vier). An den kleineren Regionalflughäfen gab es ebenfalls vereinzelte Fälle: in Dortmund zwei, in Paderborn und Weeze jeweils einen. Vergleichszahlen zu 2022 lagen hier nicht vor. Tatsächlich könnte es insgesamt eine höhere Dunkelziffer geben, da Drohnen nach Angaben der DFS nicht auf dem Radar auftauchen. Bei den gemeldeten Vorfällen hatte sie also tatsächlich jemand bemerkt. Alle Fälle seien der Polizei gemeldet worden.


Die EM-Spiele

51 Spiele werden bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland stattfinden. Fünf Spiele werden in Köln ausgetragen. Die EM findet vom 14. Juni bis 14. Juli statt – in den Fußball-Stadien von Berlin, München, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln, Gelsenkirchen und Leipzig. In Köln hat die Polizei besonders die Spieleder Engländer und Schotten im Blick. Zu diesen Spielen erwartet sie einen Massenandrang, wie Kölns Polizeipräsident Joachim Hermanns kürzlich sagte.

Die Stadt rechnet laut internen Prognosen mit jeweils 100.000 Fans aus England und Schottland.Grundlage für diese Prognose sind die Auswertung von Reisedaten und Gespräche mit Fan-Beauftragten und Sicherheitsbehörden. Von rund 300 Flügen, die zum Turnierbeginn aus England abheben, werden allein rund 250 in Köln landen. Laut Flughafen sind 140 Zusatzflüge geplant, die meisten aus Großbritannien. (ta)