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Uni Köln4600 Erstis starten ins Studium - Premiere für neuen Rektor

Lesezeit 3 Minuten
Die volle Aula der Uni Köln.

Gefüllt bis in die letzte Reihe: Die Aula der Uni Köln zur Erstsemesterbegrüßung.

Erstmalig begrüßte Joybrato Mukherjee die Erstsemester an der Universität zu Köln. Ein einfaches Erbe tritt er nicht an.

Es ist ein Neuanfang; nicht nur für die 4600 Erstsemester der Uni Köln, sondern auch für Rektor Joybrato Mukherjee. Er kommt an diesem Montagmorgen gewissermaßen selbst als einer der zahlreichen „Erstis“ zur Begrüßung der neuen Studierenden in die Universitätsaula. Im Amt ist der 50-Jährige seit Oktober, an diesem Tag startet auch für ihn das erste Semester an der Universität zu Köln. Sein Vorgänger Axel Freimuth stand zuletzt in der Kritik. Studierende hatten seinen zögerlichen Umgang mit Vorwürfen von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch bemängelt, der von Lehrenden ausgegangen sein soll. Von dem neuen Rektor erhofft sich der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) „frischen Wind“.

Zum ersten Mal nach 18 Jahren ist es nicht Freimuth, sondern der neue Mann im Amt, der das Wort an die Studienanfängerinnen und -anfänger richtet. In seiner Rede hebt Mukherjee den wissenschaftlichen Schwerpunkt der Uni hervor und lobt die „Weltoffenheit und Toleranz“ von Köln. Mit einer „persönlichen Bitte“ endet seine Ansprache: „Sie sind genauso Mitglied dieser Universität, wie ich, wie Frau Co-Rektorin Busse, wie alle Professorinnen und Professoren, wie alle Beschäftigten“, erklärt er. „Sie haben genau den gleichen Status. Lassen Sie das bitte in sich einsacken.“ Das heiße jedoch auch, dass die Studierenden genauso verantwortlich für die Universität sind, wie alle anderen. „Bringen Sie sich also ein“, forderte der neue Rektor und verweist auf den Asta: „Gestalten Sie mit.“

Professor Dr. Joybrato Mukherjee im Anzug.

Professor Dr. Joybrato Mukherjee, seit dem 1. Oktober neuer Rektor der Universität zu Köln.

45.000 Studis sind zum Start des Wintersemesters 2023/24 an der Uni Köln eingeschrieben. Johanna Weidmann, die erste Vorsitzende des Asta, hat im Namen der Studierenden genaue Vorstellungen davon, was der neue Rektor mitbringen soll: „Wir wünschen uns, dass er uns in Gesprächen immer ernst nimmt und auf unsere Vorschläge reagiert.“ Sie hoffe, dass Mukherjee wahrnimmt, was die Wünsche der Gruppe sind, die am meisten von Machtstrukturen betroffen sind - die Studierenden. Generell erhofft sie sich auch mal ein „unkonventionelles Vorgehen und einen Blick über den Tellerrand“.

Nachdem Ende vergangenen Jahres schwere Vorwürfe von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch gegenüber einem Professor der Uni Köln laut wurden, kam es zu einer vom Asta organisierten Demonstration. Die Protestierenden kritisierten die Intransparenz und Zögerlichkeit des eingeleiteten Disziplinarverfahrens. Der Asta forderte die Entlassung des Professors. Freimuth stimmte der Kritik zu, fand jedoch nicht, dass die Uni Köln ein strukturelles Problem hat. Die Taten seien eher „Einzelfälle“.

„Man hat gemerkt, dass Herr Professor Freimuth 18 Jahre im Amt war. Da wird man mit dem Alter vielleicht auch mal ein bisschen sturer oder verliert den Seitenblick zu den anderen Statusgruppen“, erklärt Weidmann. „Nichts läuft bei niemandem optimal.“ Diese Anforderung stelle der Asta auch nicht an den neuen Rektor. „Ich hoffe, dass der frische Wind des neuen Rektors die Uni wieder etwas aufrüttelt.“

Zwei Leute geben Jutebeutel an Studierende aus.

Großer Andrang bei den kostenlosen Ersti-Tüten, die vor dem Hauptgebäude ausgegeben wurden.

Auf dem Vorplatz ist nach der Begrüßung in der Aula etwas ganz anderes Thema unter den Studierenden: Die letzte Generation hat kurz zuvor den steinernen Albertus Magnus - das Wahrzeichen der Uni - aus Protestgründen orange eingefärbt. Alle Blicke galten für kurze Zeit den Protestierenden in Warnwesten und später dem dazugehörigen Polizeieinsatz. Das große Interesse gilt aber dem gratis Kölsch, das der Asta mit jeder Ersti-Tüte an die Studi-Neulinge verteilt. Wer nicht schon am ersten Tag des Studiums Lust auf eine politische Debatte hat, wendet sich also den vielen Gratis-Beigaben und den Ständen zu, an denen sich Uni-Angebote wie das Hochschulradio präsentieren.