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Neuer Sportdirektor-StudiengangFredi Bobic als Gastdozent an der Sporthochschule Köln

Lesezeit 3 Minuten
Fredi Bobic an der Sporthochschule Köln

Fredi Bobic bei seinem Vortrag an der Sporthochschule Köln

Der Sportfunktionär referierte über das Thema Kaderplanung. Selbst ohne Erfahrung als Ex-Profi sei der Weg in die höchsten Klassen für Sportdirektoren möglich.

Aktuell hat Fredi Bobic viel Zeit. Im Januar 2023 wurde der ehemalige Fußball-Nationalspieler als Sportdirektor bei Hertha BSC freigestellt. Seitdem reist er viel umher, schaut sich mal hier, mal da, ein Fußballspiel im Stadion an, ist zu Gast bei Talkshows - oder gibt sein Wissen und seine Erfahrung an Studenten weiter. Bobic ist einer von vielen prominenten Gastdozenten eines neuen Studiengangs an der Sporthochschule Köln (DSHS).

Derzeit läuft die zweite Präsenzwoche des Zertifikatsstudiengangs „Sportdirektor im Nachwuchsleistungs- und Amateurfußball“. Das Portfolio der Gastredner kann sich dabei mehr als sehen lassen: Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger war bereits zu Gast, genauso wie der ehemalige FC-Trainer Markus Gisdol, Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick, der aktuell die österreichische Nationalmannschaft trainiert oder der Sportvorstand des FC Schalke 04, Peter Knäbel.

Bobic referiert über das Thema Kaderplanung. „Du brauchst eine Idee, an der du festhältst“, gibt er den Studenten mit auf den Weg. „Wenn man etwas gefunden hat, das die Leute anspricht, sollte man so lange wie möglich daran festhalten. Auch, wenn es mal Rückschläge gibt.“ Bei der Kaderplanung gehe es nicht nur um die Spieler. Genauso wichtig sei es, die richtigen Trainer und das richtige Funktionsteam zu finden, das zum gewählten Weg passt.

Wie sich so etwas entwickeln kann, zeige das Beispiel des FC Barcelona. „Wenn du dir da ein Spiel einer Jugendmannschaft anschaust, dann spielt der Rechtsaußen da gefühlt so wie der Rechtsaußen in der Profimannschaft“, sagt Bobic. „Das ist etwas, das sich über Jahre mit einem klaren Plan entwickelt hat.“

Verbindung aus Praxis und Wissenschaft

Elf Studenten sind Teil des ersten Sportdirektoren-Studiengangs an der DSHS. An jedem Tag der vier kompakten Präsenzwochen gibt es rund zehn Stunden Input. Der Studiengang läuft berufsbegleitend. Manche Teilnehmer sind bereits bei Profi-Clubs angestellt, manche sind vereinslos und wiederum andere studieren gleichzeitig noch etwas anderes, berichtet Studiengangsleiter Professor Daniel Memmert. „Bei den Dozenten ist mir wichtig, dass wir Wissenschaftler mit Praxisnähe dabei haben, genauso wie Leute aus der Praxis, die schon immer mit der Wissenschaft zusammen arbeiten.“

Als Fredi Bobic sich vom Fußballspieler zum Sportfunktionär entwickelte, habe es eine solche Möglichkeit noch nicht gegeben. „Ich finde das super. Und auch mir macht es Spaß, mit den Studenten zu diskutieren. Da nehme auch ich etwas von mit.“ Leicht sei der Weg zwar nicht, doch auch ohne die Erfahrung als ehemaliger Profi sei der Weg zum Sportdirektor selbst in die höchsten Spielklassen möglich, ist Bobic überzeugt. Bestes Beispiel sei Holger Sanwald, Sportchef des Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Heidenheim, der als Spieler maximal in der Landesliga aktiv war.

Bobic habe den Vorteil gehabt, den Umgang mit der Öffentlichkeit als Spieler zu lernen. Die Bedeutung der Öffentlichkeit dürfe man nicht unterschätzen. „Das kannst du dir anlernen. Aber du musst wissen, dass morgen dein Schädel mit allem in Verbindung gebracht werden kann - egal ob positiv oder negativ.“ Davon abgesehen stünde der Sportdirektor aus Bobics Sicht in Deutschland viel zu stark im Fokus der Medien. „Im Ausland ist das komplett anders, da sind der Trainer und die Mannschaft die Ansprechpartner. Der Sportdirektor macht seinen Job im Hintergrund.“ Viele Fans wüssten dort gar nicht, wer der Sportdirektor ist.


Der Studiengang

Der Studiengang „Sportdirektor im Nachwuchsleistungs- und Amateurfußball“ soll eine Lücke schließen. Aus- und Weiterbildungen für den Trainer- und Managementbereich gebe es aus Sicht der Sporthochschule bereits viele, ganz im Gegenteil zu Qualifizierungsmaßnahmen für Sportdirektorinnen und Sportdirektoren außerhalb des Profifußballs. „Wir geben tiefergehende Einblicke in die Themen Führung, Expertise sowie umfassendes Wissen in der Teamsportart, finanzielle sowie strategische Planung, Entscheidungsfindungsprozesse, Rechtsberatung und den Umgang mit Medien und Entwicklungen in der Talentdiagnostik“, erklärt Studiengangsleiter Professor Daniel Memmert. Mit dem Studiengang will die Sporthochschule auch ehemalige Profi-Fußballspieler ansprechen.