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Krankheitswelle in KölnKliniken und Apotheken am Limit

Lesezeit 3 Minuten
Symbolbild aus einer Kinder-Intensivstation. Foto: Marijan Murat/dpa

In den Kinderkliniken häufen sich Fälle von Influenza.

Absagen von verschiebbaren Operationen, Engpässe bei Medikamenten - die aktuelle Krankheitswelle bringt das Gesundheitswesen auch in Köln in Bedrängnis.

„Angespannt.“ „Am Limit.“ „Eine große Herausforderung.“ Die hohe Zahl von Personalausfällen vor allem durch Atemwegserkrankungen hat Auswirkungen auf den Krankenhausbetrieb in Köln. „Es ist möglich, dass verschiebbare Eingriffe in Bereichen mit hohen Personalausfallquoten aufgeschoben werden müssen“, teilt ein Sprecher der Uniklinik Köln mit. Auch in den städtischen Kliniken können möglicherweise Operationen verschoben werden.

„Der generelle Pflegekräftemangel, die aktuell sehr hohen Personalausfälle durch Erkrankungen oder die Betreuung erkrankter Kinder zu Hause sowie der enorme Zulauf von Patientinnen und Patienten in den zentralen Notaufnahmen stellen derzeit eine große Herausforderung bei den Kliniken der Stadt Köln dar“, teilt eine Sprecherin auf Rundschau-Nachfrage mit. Lange Wartezeiten in den Notaufnahmen sind eine weitere Folge der Krankheitswelle, in der Corona nach Auskunft der Uniklinik aktuell „eine eher untergeordnete Rolle“ spielt.

Lieferengpässe bei Medikamenten

Die Erkrankungswelle sorgt nach Auskunft des Kölner Apothekers Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, für eine „enorme Nachfrage“ nach entsprechenden Medikamenten. „Wir hatten zwei Jahre lang praktisch kaum eine Nachfrage nach diesen Produkten“, sagt Preis. Die Folge: Der Vorrat ist weitgehend aufgebraucht. Das Problem: Es gibt kaum Nachschub. „Damit werden die Apotheken nur sporadisch beliefert“, sagt Preis. Wie berichtet gibt es bei eine Vielzahl von Medikamenten Lieferengpässe.

In den sozialen Medien häufen sich die Nachfragen nach Medikamenten, die schlecht lieferbar sind. „Es ist eine Katastrophe“ sagt Preis, „Das Lieferproblem wird immer gravierender.“ Rund 1000 Medikamente seien davon betroffen, sagt der Apotheker und bezieht sich damit auch auf freiverkäufliche Arzneien. „Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet mit seinen derzeit 330 Medikamenten nur die auf, die verschreibungspflichtig sind“, erläutert Preis.

Apotheker warnt vor privatem Arzneimitteltausch

Auf die jüngste Äußerung des Bundesärztekammer-Präsidenten Klaus Reinhardt, es brauche so etwas wie „Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft“ reagierte Apotheker Preis mit Unverständnis. „Das halte ich für ausgesprochen gefährlich“, sagte er. „Wir lehnen den Vorschlag schlichtweg ab und warnen davor. Falsch gelagerte und falsch angewandte Medikamente können eine große Gefahr darstellen. Zudem besteht die Gefahr, dass falsch dosiert wird und dass Fälschungen angeboten werden.“

Auch davon, abgelaufene Arzneimittel zu verwenden, rät der Pharmazeut dringend ab. Das Verfallsdatum auf einem Medikament sei etwas anderes als das Mindesthaltbarkeitsdatum auf einem Joghurt. „Sobald ein Arzneimittel angebrochen ist, ändert sich oft seine Zusammensetzung“ , warnt der erfahrene Apotheker. Vor allem Antibiotika-Säfte für Kinder, die derzeit häufig schwer zu bekommen sind, haben eine kurze Haltbarkeit.

A-Streptokokken auf dem Vormarsch

Laut Preis seien „in ganz Europa“ Antibiotika „Mangelware“. Und das in einer Situation, in der es laut WHO außergewöhnlich viele Infektionen mit A-Streptokokken, die vorwiegend den Rachenraum befallen, gebe.

Wie berichtet, betreffen die Lieferengpässe auch viele Erkältungsmittel, darunter Fiebersaft für Kinder.

Durch die Lieferengpässe sind die Apothekerinnen und Apotheker wie berichtet enorm gefordert. Sie müssen nach Alternativen suchen und teilweise auf neue Verordnungen bestehen. „Wir arbeiten am Limit“, wiederholt Preis. Neben Kindern sind vor allem chronisch kranke ältere Menschen von den Lieferschwierigkeiten betroffen. Wenn jemand mehrere Medikamente nimmt, müsse man bei einem Wechsel des Produkts immer auch neue Wechselwirkungen befürchten.