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Kommt der Kalkberg wieder ins Spiel?Rettungsflieger können nicht am Flughafen bleiben

Lesezeit 4 Minuten
Rettungshubschrauber Köln Dom

Rettungsflieger können wohl nicht permanent am Flughafen bleiben – kommt der Kalkberg wieder ins Spiel?

  1. Der nahezu fertige Hangar auf dem Kalkberg muss aufgegeben werden.
  2. Dafür muss Stadtdirektor Stephan Keller jedoch zunächst dem Beschluss des Stadtrates nachkommen, die Retter mit ihren Helikoptern dauerhaft auf dem Flughafen unterzubringen.
  3. Dafür bleibt ihm nur noch eine Chance.

Köln – Die Absage von Ursula von der Leyen hat dem Vernehmen nach an Deutlichkeit nichts vermissen lassen. „Das war eine glatte Abfuhr“, beschreibt ein Beteiligter die Reaktion der damaligen Verteidigungsministerin – und zwar auf die Anfrage, ob die Rettungshubschrauberstaffeln auf dem militärischen Teil des Kölner Flughafens stationiert werden könnten. Keine Chance, denn die Bundeswehr will den Standort künftig dafür nutzen, um dort Flieger einer gemeinsamen Nato-Flotte zu stationieren. Da ist kein Platz mehr für die beiden Rettungshubschrauber in Diensten der Stadt Köln.

Wahrscheinlichkeit für Flughafen-Bleibe „unter einem Prozent“

Somit bleibt Stadtdirektor Stephan Keller nur noch eine Chance, dem Beschluss des Stadtrates nachzukommen. Der sieht vor, die Retter mit ihren Helikoptern dauerhaft auf dem Flughafen unterzubringen, damit der nahezu fertige Hangar auf dem Kalkberg aufgegeben werden kann. Keller muss nochmals das Gespräch mit Flughafen-Chef Johan Vanneste suchen. Ein Termin dafür wurde ihm wohl schon in Aussicht gestellt – auch wenn das Gespräch sinnlos sein dürfte. Hat die Flughafenleitung doch schon kurz vor und nach dem besagten Ratsbeschluss der Stadt mitgeteilt, dass sie keine Möglichkeit sehe, den Rettungshubschraubern auf dem zivilen Teil des Geländes dauerhaft Platz zu geben.

Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert, bestätigt ein Sprecher des Flughafens. Wie groß ist also die Wahrscheinlichkeit, dass die Hubschrauber doch dauerhaft am Flughafen bleiben? „Unter einem Prozent“, sagen Fachleute, die am Verfahren beteiligt sind. Damit hängen die Rettungsflieger weiter in der Luft. Immer noch ist offen, wann sie endlich ihr unzureichendes Provisorium am Flughafen verlassen können. Ihre Situation hat sich trotz erster Bemühungen nicht wesentlich verändert.

Rettungshubschrauber-Station: Chronik einer Suche

2002 Ein neues Luftrecht tritt in Kraft, der Standort des Bundespolizei-Hubschraubers am Klinikum Merheim entspricht nicht mehr den Sicherheitsanforderungen, er soll an den Flughafen verlegt werden. Dort war immer auch der ADAC-Rettungshubschrauber stationiert.

2005 Rat beschließt, eine Hubschrauberstation auf dem Kalkberg zu bauen, die frühere Halde der Chemiefabrik Kalk (Foto).

2008 Umzug des Hubschraubers aus Merheim an den Flughafen, laut Stadt „übergangsweise“.

2011 Flughafen teilt der Stadt mit, dass die Hubschrauber nicht dauerhaft bleiben können.

2012 Rat beschließt Kalkberg-Kauf.

2014 Erste Risse in Wänden treten auf. Rohbau-Beginn.

2015 Abrutschen der Halde. Baustopp bis heute. Halde wird stabilisiert, Kosten: rund 17 Millionen Euro.

2018 Retter berichten über Missstände in den Containern am Flughafen.

2019 Stadt verklagt Baufirmen am Kalkberg, wirbt für den Standort. Rat beschließt, nicht weiterzubauen, die Verwaltung soll mit dem Flughafen über dauerhafte Unterbringung reden. (mhe)

Im August 2018 berichtete die Rundschau erstmals über die Zustände in den Containern auf dem Flughafengelände, in denen Retter und die Piloten seit Jahren hausen müssen. Ein Crew-Mitglied machte seinem Ärger Luft, sprach unter anderem von nutzlosen Klimaanlagen im Hochsommer, klirrender Kälte im Winter und unbrauchbaren Ruheräumen. Der Gesundheitsausschuss des Stadtrates schaltete sich ein, stellte zudem noch mangelnde Hygiene fest und machte Druck, damit die Crews neue Container kriegen.

Einige dieser Container sind mittlerweile aufgestellt. Doch wirklich verbessert hat sich die Situation dadurch nicht – höchstens verkompliziert. „Die Container können nicht übereinandergestellt werden“, berichtet ein Crew-Mitglied der Rundschau. Vorschriften stehen dem wohl entgegen. Allerdings wurden die Ersatzbehausungen extra dafür geschaffen, gestapelt zu werden. So ergeben sich verbindende Zugänge zwischen den Containern. Die sind nicht mehr nutzbar, stehen sie nebeneinander. „Egal, ob wir ein anderes Crewmitglied suchen oder etwas aus einem anderen Container brauchen, wir müssen permanent aus der einen in die andere Einheit rennen“, berichtet der Betroffene. Kein Zustand für eine Mannschaft, bei der es im Ernstfall um Sekunden geht.

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Genutzt werden die neuen Container von einer der beiden provisorisch stationierten Crews am Flughafen. Die andere haust immer noch in den alten Containern unter den immer noch unzumutbaren Zuständen. Und das über ein Jahr, nachdem die Missstände einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Dabei wäre der fast fertige Hangar auf dem Kalkberg in sechs bis zwölf Monaten bezugsfähig, drei Millionen Euro zusätzlich zu 30 Millionen Euro würde das kosten. „Wir müssten im Prinzip nur noch zweimal dünn drüber streichen“, sagt ein ranghoher Verwaltungsmitarbeiter.