AboAbonnieren

Kommentar zum ErzbistumEin Albtraum für alle Betroffenen

Lesezeit 2 Minuten

Rundschau-Redaktuer Raimund Neuß

Köln – Für Nichtbetroffene ist die Situation unvorstellbar. Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend von sexualisierter Gewalt betroffen waren, müssen auch als 60- oder 70-Jährige Tag für Tag mit diesem Trauma leben. Vielen raubt das im wörtlichen Sinne bis heute den Schlaf.

Zum Respekt vor dieser Situation kommt der Respekt davor hinzu, dass viele Betroffene ehrenamtlich in Beiräten zur Aufarbeitung tätig sind und anderen helfen. Dieser Respekt gilt ausnahmslos allen. Auch dann, wenn es – wie zur Zeit unter Betroffenen im Erzbistum Köln – bitteren Streit gibt.

Die heutigen Mitglieder des Betroffenenbeirats halten es nach wie vor für richtig, dass das Gremium 2020 der Nichtveröffentlichung eines Gutachtens und der Neuvergabe des Gutachterauftrags zugestimmt habe. Der damalige Sprecher, dessen Ja-Votum besonders vehement war, bedauert dies offensichtlich zutiefst und distanziert sich. Ebenso wie sein ehemaliger Co-Sprecher, der an der entscheidenden Sitzung nicht teilgenommen hatte.

Das Erzbistum hatte gewichtige Gründe für den Neustart bei der Begutachtung. Es war zwingend, vorab den Beirat zu konsultieren. Aber das Erzbistum hatte die Gutachter beauftragt und war folglich für die Konsequenzen verantwortlich. Das hat Rainer Maria Kardinal Woelki später auch eingeräumt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wenn der Betroffenenbeirat seine Unterstützung erklären wollte, hätte die Bistumsleitung darum bitten müssen, dies nach reiflichem Bedenken in eigener Verantwortung zu tun, nicht wie von Beratern auch noch vorab empfohlen gemeinsam mit dem Erzbischof. Das vermeintliche Idealszenario konnte nur zum Albtraum geraten – vor allem für die Betroffenen selbst. (rn)

Ihre Meinung an: dialog@kr-redaktion.de