- Mit dem Anruf von NRW-Innenminister Reul hatte er nicht gerechnet.
- Dennoch sagte er sofort zu, als der ihm das Amt des Kölner Polizeipräsidenten anbot.
- Falk Schnabel im Rundschau-Gespräch über seine neue Aufgabe und Kölns Herausforderungen.
Köln – Sie waren zuletzt 16 Monate Polizeipräsident in Münster. War es immer Ihr Ziel, die größte Polizeibehörde des Landes in Köln zu leiten?
Mehr als Köln geht nicht (lacht). Aber ein solches Ziel wäre sicherlich vermessen gewesen. Für die Stelle kann man sich ja nicht bewerben. Tatsächlich werden Polizeipräsidenten ja vom Kabinett auf Vorschlag des Innenministers ernannt. Aber klar, Köln als größte Stadt des Landes, dass ist für mich etwas ganz Großartiges.
Als der NRW-Innenminister Herbert Reul bei Ihnen angerufen hatte, wussten Sie direkt, worum es geht?
Nein, ich hatte keine Ahnung, was Anlass für den Anruf ist. Einige hatten sich gefragt, wer wird das Polizeipräsidium in Köln übernehmen. Dass mir das Angebot gemacht wurde, war für mich nicht absehbar, hat mich aber sehr gefreut.
Zur Person
Falk Schnabel wurde 1969 in Tübingen geboren. 2001 kam er zur Staatsanwaltschaft in Bielefeld und war dort zuständig für Wirtschaftsstrafsachen. 2006 wechselte er ins Justizministerium Nordrhein-Westfalens. Unter anderem der Staatsschutz gehörte dort zu seinen Aufgaben.
Seine Karriere führte ihn 2012 bis 2016 als Leiter der Gruppe „Ökonomie im Gesundheitswesen, Maßregelvollzug“ ins Gesundheitsministerium in Düsseldorf. 2016 bis 2020 leitete Schnabel die Staatsanwaltschaft in der Landeshauptstadt. 2020 übernahm er das Amt des Polizeipräsidenten von Münster. In Köln tritt er nun dei Nachfolge von Uwe Jakob an , der Ende Januar in den Ruhestand ging.
Hatten Sie sich Bedenkzeit erbeten?
Nein, wirklich nicht. Vielleicht habe ich eine Millisekunde überlegt. Dann habe ich aber sofort gesagt: Ja, das würde ich sehr gerne machen.
Sie sind kein „Polizeigewächs“. Vor Münster waren sie in Landesministerien und bei der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf.
Das stimmt, mir fehlt der Stallgeruch. Doch ich lasse mich beraten, bin immer bei vielen Ereignissen und Lagen vor Ort und Suche das Gespräch mit erfahrenen Kollegen. So habe ich es schon in Münster gemacht, sodass ich hoffe, die Kollegen in Köln müssen mit mir nicht ganz von vorne anfangen (lacht).
Hatten Sie schon Zeit, sich Köln anzuschauen?
Sehr viel konnte ich noch nicht sehen. Die vergangenen Tage waren bereits angefüllt mit Terminen. Die Vereidigungsfeier der Polizeianwärterinnen und -anwärter in der Lanxess-Arena musste vorbereitet und durchgeführt werden. Und in der ersten Woche hatte ich ein Zimmer direkt in der Stadt, gegenüber dem Rundschauhaus in der Stolkgasse . Jetzt suche ich eine feste Wohnung in Köln. Ich möchte in dieser Stadt meinen Lebensmittelpunkt haben.
Haben Sie sich denn schon einen Überblick über die großen Aufgaben verschafft und ihre Ziele gesteckt?
Naja, die strategischen Ziele ändern sich ja nicht, nur weil jetzt ein neuer Polizeipräsident kommt. Das wichtigste Ziel ist und bleibt das Präsenzkonzept an den Brennpunkten inklusive Videobeobachtung. Weitere Schwerpunkte sind Gewalt in Zusammenhang mit Fußballspielen, Straftaten zum Nachteil älterer Menschen und die Sicherheit von Radfahrern.
In Köln gibt es immer wieder Diskussionen über die Videobeobachtung. Wie stehen Sie dazu?
Ich habe mir das bereits am Bahnhof, am Dom und in Kalk angeschaut. Ich muss sagen, mich haben die Anlagen überzeugt, genau so wie die die Argumente der hiesigen Kollegen dafür. Videoüberwachung leistet nach dem, was wir erleben, einen wichtigen Beitrag, um gefahren zu erkennen und schnell einschreiten zu können. Das ist das eigentliche Ziel.
Wäre Videobeobachtung auch ein Instrument für die Zülpicher Straße?
Da, wo sie ist , ist sie aus meiner Sicht richtig und erforderlich. Voraussetzung für neue Standorte ist, dass dort eine konstante Häufung von Straftaten vorliegt. Mit der Problematik der Zülpicher Straße muss ich mich aber erst noch vertieft beschäftigen.
Wie sieht den ihr Programm in den nächsten Wochen aus, wie wollen sie sich die Kölner Themen erarbeiten?
Da steht jetzt viele Termine an, damit ich möglichst schnell in meiner Behörde und in dieser Stadt Tritt fasse.
Noch haben Sie also den Blick von außen auf die Kölner Polizei. Was macht aus Ihrer Sicht diese Behörde aus?
Meine Wahrnehmung ist, dass die Polizei Köln landesweit ein sehr guten Ruf genießt – und das zu Recht. Es gibt viele Bereiche, in denen die Kollegen hier innovativ und richtungsweisend waren und sind. Beispielsweise wenn es um die enge Vernetzung von Justiz und Polizei geht. Die Ordnungspartnerschaft auf den Ringen unter Einbindung der Stadtverwaltung ist vorbildlich. Da schauen sich einige Städte etwas von Köln ab.
Wenn Sie in dieser Stadt Tritt fassen wollen, dann müssen Sie sich auch dem Karneval nähern. Ist Ihnen das Thema total fremd?
Ganz fremd ist mir der Karneval nicht. Ganz besonders nicht dank meiner Frau, die Bonnerin ist. Und nach allem was ich weiß, sind Karnevalstermine in Köln immer mit großer Freude verbunden, auch für den Polizeipräsidenten.
Ihre Vorgänger haben oft das Kölner Laissez-faire beklagt, welches gerade auf den Ringen dazu geführt habe, dass sich viele Menschen viel herausnehmen. Wie ist ihre Einstellung: früh eingreifen oder erst einmal laufen lassen?
Das lässt sich kaum pauschal sagen. Ich glaube, dass die meisten jungen Menschen, die jetzt bei Frühlingswetter wieder draußen feiern wollen, verstoßen nicht gegen Gesetze. Eine Stadt wie Köln lebt sicherlich auch von einer lebendigen Feier- und Partyszene. Allerdings hat das seine Grenzen, nämlich wenn es um die Rechte anderer geht. Und damit ist auch klar, es handelt sich hierbei weniger um eine Frage des Durchgreifens oder Laufenlassens, sondern um eine des geltenden Rechts.
Konkreter: Wie stehen Sie zu einem Alkoholverbot?
Die Frage, ob es ein Alkoholverbot braucht, ist erst einmal eine, die in die ureigenste Aufgabe der Stadt fällt. Werden solche Regeln eingeführt, ist mit dabei aber wichtig, dass sie auch durchsetzbar sind. Soll heißen: Es müssen Kräfte da sein, die dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Als Polizei unterstützen wir die Stadt im Rahmen der Amtshilfe.
Zumal die Arbeitsbelastung für Ihre Kollegen hoch ist. Ist sie am Limit?
Sie ist in der Tat sehr, sehr hoch. Ich kenne keinen Bereich, in dem die Kollegen sagen können, hier geht es gerade mal etwas ruhiger zu. Die erhöhten Einstellungszahlen in den vergangenen Jahre werden sich erst sukzessive auswirken. Aber auch wenn wir vermehrt neue Kollegen bekommen, die Aufgaben nehmen ja auch permanent zu. Nehmen sie allein die BAO Berg (Sonderkommission zur Aufklärung von Missbrauchsfällen um eine Tätergruppe in Bergisch Gladbach (Anm.d.Red.) , die sehr viel Personal gebunden hatt. Auch das Präsenzkonzept auf den Ringen ist personalintensiv. Nicht weniger die zahlreichen Versammlungen in Köln. Seit 2010 hat sich die Zahl der Versammlungen vervierfacht. Im Jahr 2021 wurden 1657, das sind 198 Versammlungen mehr als im Jahr 2020, durchgeführt. Davon fanden 46 in Leverkusen satt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nach Karneval vielleicht die wichtigste Frage: Preußen Münster oder Effzeh?
Das ist doch gar keine Frage. Ich mag Münster sehr, aber nicht in erster Linie wegen des Fußballs. Ich weiß, der Steffen Baumgart hat hier Großartiges geleistet.
Wir sehen, Sie mögen offenbar Fußball.
Seitdem ich in Köln bin, immer mehr.
Das Gespräch führten Ingo Schmitz, Jens Meifert, Thorsten Moeck und Daniel Taab