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Härtetest für die RetterKölner Feuerwehr, Ärzte und Sanitäter proben die Katastrophe

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Hilfe wird dringend benötigt bei der Übung der Feuerwehr und der Rettungskräfte. Die Statisten geben ihr Bestes.

Köln – Es herrscht Ausnahmezustand auf dem Gelände des Recycling-Unternehmens Remondis an der Robert-Bosch-Straße in Feldkassel. Menschen liegen verstreut auf dem Gelände herum. Hilferufe sind zu vernehmen, vereinzelt gellen Schmerzensschreie durch die Luft. Der abgesetzte Notruf, der gegen 15.11 Uhr in der Zentrale eingeht, klingt dramatisch: Eine Gasflasche sei im Gebäude detoniert und habe zahlreichen Menschen Verletzungen, darunter auch einige schwere, zugefügt.

Dass die alarmierten Rettungskräfte rund zehn Minuten nach Absetzen des Notrufs dennoch recht unaufgeregt ohne Blaulicht und Martinshorn am Unglücksort eintreffen und auch die anwesenden Anwohner das Treiben ziemlich entspannt beobachten, hat einen einfachen Grund: Glücklicherweise handelt es sich bei der Katastrophe nur um eine Übung, bei den Verletzten nur um Unfalldarsteller. So wollen Feuerwehr und Rettungsdienst der Stadt Köln ihre Zusammenarbeit bei Ernstfällen auf die Probe stellen. Und auch die Uniklinik Köln und das Krankenhaus Porz beteiligen sich an der Übung und erprobten eine dynamische Patientenverteilung. Insgesamt waren 230 Einsatzkräfte mit 70 Einsatzfahrzeugen beteiligt.

Übungen finden einmal jährlich statt

„Dieses Szenario stellt für die Rettungskräfte bereits eine Herausforderung dar“, erläutert der Pressesprecher der Kölner Feuerwehr, Ulrich Laschet. Was die Lebensretter am Samstag vorfinden, wird mit dem Stichwort MANV 10 betitelt. Das steht für „Massenanfall von Verletzten“, die Zahl gibt dabei die angenommene Anzahl verletzter Personen an. Die besondere Herausforderung besteht für die Einsatzkräfte diesmal darin, dass parallel zu der Übung in Feldkassel noch zwei weitere Fälle derselben Kategorie stattfinden. Ein umgestürztes Gerüst und einen Straßenbahnunfall gibt es an anderen Orten zu beklagen. Natürlich ebenfalls simuliert.

Vor allem die sogenannte Chaosphase sei bei solchen Ereignissen eine große Herausforderung, weiß Laschet. So wird der Zeitraum genannt, in dem die Anzahl der Verletzten die der Helfer übersteigt. Hier gelte es Ruhe zu bewahren, die Übersicht nicht zu verlieren und die zuerst zu versorgen, die die Hilfe am nötigsten hätten. Einmal im Jahr werden solche Übungen zu unterschiedlichen Themen durchgeführt. „Zum Glück finden solche Katastrophen nur sehr selten statt, nichtsdestotrotz müssen wir für den Ernstfall gewappnet sein“, so Laschet.

Der Job: Für mehr Unruhe sorgen

Oftmals erschweren Betroffene den Einsatz, Menschen mit leichten Verletzungen unter Schock. Marie Keidel ist so eine. Die Studentin an der TH Köln kam durch ihren Studiengang Rettungsingenieurwesen zu diesem „Job“ – und dabei mit einer Trommelfellperforation und einer Glassplitterverletzung am Auge noch relativ glimpflich davon. In Sorge um ihre schwerer verletzten Kollegen ist es ihre Aufgabe, für ein wenig mehr Unruhe zu sorgen. „Uns wurde gesagt, wir sollen die Einsatzkräfte ein wenig unter Stress setzen“, erzählt sie. Da sie selbst bei der Feuerwehr sei , kenne sie solche Situationen sehr gut.