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Preise für Abos steigenVielen Kölner Kneipen wird der Fußball auf DAZN und Sky zu teuer

Lesezeit 4 Minuten
19.07.2023; Stiefel verabschiedet sich von Sky

Die Bar "Der Stiefel" in der Zülpicher Straße verabschiedet sich vom Sport-TV-Angebot des Bezahlsenders Sky.

Mehr und mehr Inhaber steigen aus den Verträgen mit Sky, DAZN und Co. aus — Einige sogar vollständig.

Die FC-Fans fiebern dem 19. August bereits entgegen. Denn die Saison beginnt für den 1. FC Köln mit dem Topspiel beim Vizemeister Dortmund. Jeder, der nicht im Stadion ist, möchte irgendwie da dabei sein – zuhause oder in seiner Lieblingskneipe. Kneipe? Ist das in der neuen Saison noch möglich? Immer mehr Kneipen steigen ganz oder teilweise aus den Sport-TV-Verträgen für das gesamte Fußballangebot aus (siehe Kasten). Wir haben bei drei beliebten Kölner Kneipen, „Der Stiefel“, „Filos“ und „Ubierschänke“, nachgefragt.

„Es muss sich rechnen“, so Stephan Freund, Inhaber vom Stiefel im Ausgehviertel „Zülpicher Straße“. Die Angestellten müssen in der Zeit der Fußballübertragungen bezahlt werden. Und der FC hat nicht immer ein Auswärtsspiel, nicht immer ist die Kneipe voll.

„Es lohnt sich für mich nicht“
Stephan Freund, Wirt von "Der Stiefel" im Zülpicher Ausgehviertel

Freund sagt, dass er aufgrund der Größe seines Lokals seit der Preiserhöhung nach der letzten Fußball-WM rund 1400 Euro im Monat für das Sky-Paket zahlen müsse – auch in den Monaten, in denen gar kein Fußball stattfindet. „Ich habe jetzt zum Ende des Jahres gekündigt. Es lohnt sich für mich nicht mehr. Ich definiere meinem Laden auch nicht nur über Fußball. Die Leute lieben den ,Stiefel' auch so.“

Ähnlich sieht das Georgios Milousis, Mitinhaber vom Filos in der Kölner Südstadt. „Wir haben direkt nach der Preiserhöhung bei Sky nach der WM gekündigt. Rund 1200 Euro fürs Fußball-Gucken, fast 300 Euro mehr als vorher, da fiel uns die Entscheidung leicht. Wir haben gleich alles, also auch DAZN, gekündigt.“ Das Filos sei vor allem ein Esslokal, und das beiße sich oft mit Fußball. „Freitagabend kommen sehr viele Leute, um bei uns zu essen. Wenn da ständig wegen Fußball gegrölt und gejubelt wird, stört das mehr, als es uns nutzt“, so Milousis weiter. Und die meisten Kunden hätten großes Verständnis für die getroffene konsequente Entscheidung.

Ganz so weit ist Stephan Freund im Stiefel noch nicht. „DAZN für die Freitags- und Sonntagsspiele behalte ich. Wenn Freitag ein uninteressantes Spiel läuft, schalte ich den Ton ab. Die Leute akzeptieren das.“ Er schaue sich das an, wie es läuft und auch wie die Entwicklung bei den Fußball-TV-Anbietern ist. Ob er bei der kommenden Fußball-EM voll einsteigt, wisse er noch nicht. „Mal sehen“, so Freund.

Was in den vergangenen Jahren für viele Gastronomen ein Zusatzgeschäft war — die Zeit der Corona-Pandemie mal ausgeklammert —, das wird bei vielen Wirten mittlerweile zur finanziellen Belastung. Die „goldenen Zeiten“ der ersten Jahre, als die Fußball-Live-Übertragungen Teil der Kneipenkultur wurden und sich die Bars lukrativ auch nachmittags füllten, sind für die Inhaber und Angestellten weitgehend vorbei.

Es ist auch zu viel – gefühlt jeden Tag Fußball.
Georgios Milousis, Mitinhaber des Filos in der Kölner Südstadt

Zunächst wurden die Free-TV-Angebote abgelöst durch die Bezahlangebote. Danach wurden die günstigen Lockangebote deutlich angehoben. Mittlerweile überlegen daher Kneipeninhaber, ob sie das volle Sport-TV-Angebot in ihren Lokalen aufrechterhalten oder nicht lieber wie Stiefel-Inhaber Stephan Freund teilweise aussteigen wollen. Manche wie das Filos steigen ganz aus. Neben den monatlichen Gebühren für gewerbliche Kunden, die bei DAZN im drei-, beim Sky-Paket (inklusive RTL+ und MagentaTV) sogar oft im vierstelligen Euro-Bereich liegen, hat sich für viele der Fußball-Hype auch ein stückweit erledigt. „Es ist auch zu viel – gefühlt jeden Tag Fußball“, so Georgios Milousis.

Köln, RSK, Detlef Weisweiler, Wirt der Ubierschänke

Detlef Weisweiler, Mitinhaber der Ubierschänke in der Kölner Südstadt.

In einem anderen Traditionslokal in der Kölner Südstadt ist die Fußball-Welt noch in Ordnung. „Ich biete alles an: DAZN, Sky und sogar MagentaTV für die dritte Liga“, betont Detlef Weisweiler, Mitinhaber der Ubierschänke. Im Kultlokal in der Kölner Südstadt bekommt man somit das volle Fußball-Programm mit erster und zweiter Bundesliga, Champions League und dritte Liga. „Fußball gehört einfach zur Ubierschänke wie der Karneval und das Kölsche Liedgut. Wir leben das ja auch, sind selbst große Fans.“ Aber man müsse sicher auch das Publikum dazu haben, dann rechne sich die Investition auch. „Und bisher konnten wir uns insbesondere mit Sky auch immer über einen Preis einigen, mit dem wir leben können“, so Weisweiler.


Diese Sender übertragen in der kommenden Saison 2023/24

Auch in der kommenden Saison wird die Aufsplitterung der Live-Übertragungen von Spielen in den drei Profi-Ligen und der Champions League auf die Bezahl-TV-Anbieter nicht einfacher. Hier eine Übersicht: - Bundesliga-Freitag-Topspiel: 20.30 Uhr auf DAZN - 2. Bundesliga-Freitag-Topspiel: 20.30 Uhr auf Sky - 1. und 2. Bundesliga-Samstag-Spiele und Di-/Mi-Spiele: Sky und Wow - 1. Bundesliga-Sonntagspiele: DAZN - 2. Bundesliga-Sonntagspiele: Sky und Wow - 3. Liga-Spiele (von Fr-So): MagentaTV und 68 Spiele dritte ARD-Programme - Champions League: DAZN und jeweils ein Spiel pro Spieltag Amazon Prime - Europa League und Conference League: RTL+