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Musikszene in KölnWas die Freundschaft zwischen Bukahara und Querbeat ausmacht

Lesezeit 4 Minuten
Blick aus dem Fenster: Querbeat-SÄnger Jojo Berger und Bukahara-Musiker Max von Einem treffen sich gelegentlich im „Spritz“, der neuen Bukahara-Bar am Barbarossaplatz.

Blick aus dem Fenster: Querbeat-SÄnger Jojo Berger und Bukahara-Musiker Max von Einem treffen sich gelegentlich im "Spritz", der neuen Bukahara-Bar am Barbarossaplatz.

Sie leben größtenteils in Köln und trafen sich schon zur gemeinsamen Session. Aber die Festival-Bands Bukahara und Querbeat verbindet noch deutlich mehr. Ein harmonisches Gespräch.

Es dauert nicht lange bis Jojo Berger und Max von Einem von alten Zeiten schwärmen, von Begegnungen im Musikstudium in Essen, von legendären Partys und natürlich viel von ihren musikalischen Wegen, die sich schon oft gekreuzt haben. Wer lange sucht, stößt auf einen Querbeat-Auftritt der Q-topia-Tour im Palladium vor einigen Jahren, bei der Max von Einem spontan das Sousaphon gespielt hatte. Eigentlich gehört er zur Folk-Pop-Gruppe Bukahara, die mit ihren multinationalen Klängen von Köln aus inzwischen die Republik erobert hat.

Erst vor wenigen Wochen hat Max von Einem mit Freunden seiner Band und der Surfszene das Lokal „Spritz“ am Barbarossaplatz eröffnet (siehe Kasten). Ausgeschenkt wird neben dem Hausgetränk Mate-Spritz auch die Radikale Rebe, der eigene Querbeat-Grauburgunder. Die Vereinigung an der Theke ist Fortsetzung einer freundschaftlichen und musikalischen Nähe zwischen den Gruppen, die Köln größtenteils zum Lebensmittelpunkt gewählt haben. „Unsere Bands sind auf einigen Ebenen deckungsgleich. Von der Lebenseinstellung bis zur Musik. Und es ist wichtig, sich gegenseitig zu inspirieren“, sagt Max von Einem.

Bukahara und Querbeat: Erste Kontakte beim Musikstudium

Anfang kommenden Jahres wollen die 13 Musikerinnen und Musiker der aus Bonn stammenden Gruppe Querbeat ein neues Album präsentieren, „wir befinden uns in einem sehr kreativen Schreibprozess“, sagt Sänger Jojo Berger. Am 6. April gastiert die Gruppe im Rahmen ihrer Frühjahrstour in der Lanxess-Arena, der Auftakt findet am 8. März in München statt. Viele neue Songs erwarten dann die Fans. „Wir tauschen uns mit unseren Freunden von Bukahara öfters mal aus, wenn es darum geht den Zeitgeist zu beschreiben und in die richtigen Bilder zu fassen“, sagt Berger.

Vor einiger Zeit haben die Gruppen eine kleine Live-Session zelebriert und gemeinsam die sehnsuchtsvolle Querbeat-Nummer „Bunte Pyramiden“ sowie das hoffnungsstiftende Stück „Afraid no more“ von Bukahara zum Leben erweckt. „Die Reaktionen waren fantastisch. Es war so, als hätten viele Menschen darauf gewartet, dass wir endlich gemeinsam Musik machen“, sagt von Einem. Einige Male haben sich die Gruppen schon gegenseitig als Gäste zu ihren Konzerten eingeladen. „In unserer kurzen Session musste die Freundschaft mal manifestiert werden. Die Reaktion der Fans war überwältigend“, sagt Jojo Berger.

Seit Jahren im Rampenlicht: Die Band Bukahara bei einem der vielen Festival-Auftritte, hier beim Reeperbahn-Festival auf dem Heiligengeistfeld im Jahr 2020.

Seit Jahren im Rampenlicht: Die Band Bukahara bei einem der vielen Festival-Auftritte, hier beim Reeperbahn-Festival auf dem Heiligengeistfeld im Jahr 2020.

Hinter Querbeat liegt ein auftrittsreicher Sommer, rund 40 Festivals hat die Band gespielt, darunter das eigene „Randale & Freunde“-Camp in der Bonner Rheinaue mit 25 000 Fans. Bukahara beendete die Festival-Saison mit einem Doppelkonzert an der Kölner Südbrücke, zu dem insgesamt 7000 Fans kamen. Beim Hurricane-Festival in Norddeutschland standen beide Gruppen vor 40 000 Menschen auf der Bühne. Nach der Präsentation des Albums „Tales oft the tides“ mit einem Live-Radiokonzert im Frühjahr im Gloria hatte es die Band im Sommer ruhiger angehen lassen. Nun steht die Herbsttour mit 15 Konzerten quer durch die Republik an.

Bukahara Teil Kölner Plakatkampagne

Nun hat auch die Gaffel-Brauerei Bukahara entdeckt und die beiden in Köln lebenden Musiker Max von Einem und Soufian Zoghlami für ihre „Stimme für Köln“-Kampagne auf einem Plakat verewigt. „Köln ist wie Kiosk: Offen für alle!“, lautet die Botschaft. Musikalisch bemüht sichdie Band um genau diese Weltoffenheit und stilistische Vielfalt. Ihre Lieder singen sie auf Englisch, Deutsch, aber auch auf Arabisch wie bei den Nummern „Ktir“ oder „Mafarr“. Wenn Max von Einem und Jojo Berger miteinander sprechen, fällt sehr oft das Wort „Vibes“, also Schwingungen, die bei beiden Gruppen sehr ähnlich seien.

Wegen dieser positiven Stimmung, die mehr Lebenseinstellung als Momentaufnahme ist, hat Jojo Berger neulich an einem Freitagabend im Clubbahnhof Ehrenfeld Musik aufgelegt. „Das ist unsere Familie. Jetzt war mal die Gelegenheit, das zu tun“, erzählt Berger. Was Bukahara und Querbeat grundsätzlich vereint, ist die Liebe zu musikalischer Handarbeit und den Verzicht auf technische Überfrachtung.

„Beide Gruppen könnten ihre Instrumente auspacken aus dem Stehgreif ein Straßenkonzert spielen“, skizziert von Einem die grundsätzliche Herangehensweise an Musik. Ein Flügelhorn statt großer Bläserflächen, eine Ukulele und Gesang statt ausufernder Instrumentierung. So ist das Lied „Stein“ entstanden, eine gefühlvolle Bukahara-Ballade. „Bei diesem Lied ist uns bewusst geworden, dass weniger viel mehr sein kann“, sagt Max von Einem. Jojo Berger formuliert es so: „Wie mutig darf man sein, die erste Idee eines Liedes zuzulassen?“ Das Ergebnis werden die Fans mit dem neuen Album erhalten.