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Schule in KölnSanierung des Gymnasiums am Hansaring dauerte neun statt drei Jahre

Lesezeit 4 Minuten
Die neue Seite des Hansa-Gymnasiums.

Die neue Seite des Hansa-Gymnasiums.

Die Wiedereröffnung steht nach den Ferien an. Pünktlich zum neuen Schuljahr erfolgt der Einzug des Hansa-Gymnasiums in sein angestammtes Haus aus dem Jahre 1899.

Drei Mal drei ist neun – einfache Mathematik. Doch diese Rechnung war so sicher nicht geplant und sorgte für unfassbar viel Ärger. Denn die eigentlich vorgesehenen drei Jahre für die Sanierung des Hansa-Gymnasiums haben sich am Ende verdreifacht. Neun Jahre sind vergangen, seit dem die letzten Schülerinnen und Schüler im Sommer 2015 das letzte Klingeln gefeiert haben und aus dem Schulgebäude in Richtung Ferien stürmten. Vermutlich ahnte niemand davon, dass kaum einer von ihnen zurückkehrt, wenn die generalsanierte Schule samt Erweiterungsbau in zwei Wochen wieder ihre Tore öffnet. Denn länger als neun Jahre gehen nur diejenigen ans Gymnasium, die mal eine Ehrenrunde gedreht haben.

Doch die guten Nachrichten vorweg. Die Stadt erklärt auf Anfrage der Rundschau: „Die Sanierung und die Erweiterung sind abgeschlossen. Es finden nur noch wenige Restarbeiten statt. Die Einzugs-/Umzugsfirma ist bereits vor Ort.“ Pünktlich zum neuen Schuljahr erfolgt der Einzug des Hansa-Gymnasiums in sein angestammtes Haus aus dem Jahre 1899.

Nun stehen nur noch ein paar Bauzäune der Wiedereröffnung im Weg.

Nun stehen nur noch ein paar Bauzäune der Wiedereröffnung im Weg.

Damit endet die lange Leidensgeschichte, die 2017 ihren ersten negativen Höhepunkt hatte, als die Wiedereröffnung erstmals vertagt werden musste. Die Stadt kündigte damals dem externen Planer wegen unzureichender Leistungen. Die Fertigstellung im April 2018 war vom Tisch. Seinerzeit gab es einen neuen Termin: Zu Beginn des Schuljahres 2021/22 sollten die Schülerinnen und Schüler nun an den Hansaring zurückkehren. Ihr Exil hatte die Unesco-Schule im Gebäude des Abendgymnasiums Köln an der Gereonsmühlengasse 4 bezogen.

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Nur zwei Jahre später, im Sommer 2019, war auch der neue Termin Makulatur. Gründe waren diesmal Probleme bei der Vergabe von Bauleistungen, zudem war die Bausubstanz in dem Altbau laut Stadt schlechter als erwartet. Das fiel allerdings erst vier Jahre nach Start der Sanierung auf. Bereits damals war der Frust bei den Eltern groß. Proteste, Brandbriefe, Frustschreiben der Elternpflegschaft an die Verwaltung: Kein Jahr verging ohne. Allerdings ohne Erfolg.

Immer wieder kam die Enttäuschung, dass die Rückkehr ins Schulgebäude sich erneut verzögert. Auch die geplante Wiedereröffnung 2023 platzte ein halbes Jahr zuvor. Im Oktober 2022 hieß es, dass dem Architekten wegen Schlechtleistung gekündigt wurde, zudem gab es mehrere Insolvenzen von Baufirmen. Eltern und Schülerschaft demonstrierten vor dem Rathaus. Gunda Wienke, die sich jahrelang in der Schulpflegschaft engagierte, sagte damals, dass wenn sie gewusst hätte, „was für eine Hängepartie folgt, hätte ich meinen Sohn niemals am Hansa-Gymnasium angemeldet“. Der Tiefpunkt war erreicht.

Hansa-Gymnasium: Neue Bauleiter nach dem Tiefpunkt

Mit Matthias Zoppelt übernahm ein neuer Bauleiter die Führung, an seiner Seite Architekt Oliver Fellhölter. Bei einem exklusiven Rundgang auf der Baustelle vor rund einem Jahr erklärte Zoppelt: „Wir haben eine Verpflichtung den Schülerinnen und Schülern sowie der Elternschaft und auch der Stadt gegenüber, dass das Gymnasium wieder nutzbar wird.“ Und er hielt Wort. Im Dezember präsentierte das Team die neuen und größtenteils fertigen Klassenräume samt der neuen Funktionsräume für Naturwissenschaften im Erweiterungsbau. Die technische Leiterin der Gebäudewirtschaft, Petra Rinnenburger, ging damals von Sanierungskosten in Höhe von rund 70 Millionen Euro aus.

Mit der Wiedereröffnung des Hansa-Gymnasiums ist ein weiterer Bauteil der sogenannten Bildungslandschaft Altstadt Nord abgeschlossen. Der letzte Abschnitt ist das jedoch nicht. Denn nach den Neubauten für Kita, Grundschule und Realschule am Gereonswall und der Kyotostraße steht nun die Generalinstandsetzung und der Umbau des Abendgymnasiums an. Nach beendetem Exil der Hanseaten in dem maroden Gebäude hat die Verwaltung nun die ersten Ausschreibungen gestartet, Gerüstbau, Rückbau und weiteres.

Auf Nachfrage der Rundschau erklärt die Verwaltung: „Für das Abendgymnasium ist eine vollständige Grundinstandsetzung geplant. Nach erfolgreicher Vergabe und Beauftragung der Unternehmen wird mit der Baustelleneinrichtung und ersten Arbeiten an den Außenanlagen begonnen.“ Alle Planungsleistungen und Ausschreibungen seien vorbereitet und können kurzfristig veröffentlich werden.

Generalsanierung des Abendgymnasiums steht an

Auch die Generalsanierung des Abendgymnasiums hatte bereits zahlreiche Zeitpläne, die immer wieder gekippt wurden. „Alle Baumaßnahmen in der Bildungslandschaft Altstadt-Nord standen in logistischer Abhängigkeit zueinander“, erklärt die Stadt und gibt den neuen Zeitplan aus: „Die Gewerke für die Sanierungsarbeiten am und im Gebäude sind für das erste Halbjahr 2025 eingeplant. Die Dauer der Sanierung ist für drei Jahre geplant und das Abendgymnasium soll mit Beginn des Schuljahres 2027/28 wieder an den Standort Gereonsmühlengasse zurückkehren.“ Nach den zahlreichen Verzögerungen bei den Neubauten und der Sanierung des Hansa-Gymnasiums ist die Stadt vorsichtiger geworden. Sie erklärt: „Es kann jedoch in der Vergabe und Bauausführung immer wieder zu unvorhergesehenen Verschiebungen des Zeitplans kommen.“

Nachdem die Schülerschaft des Hansa nun ausgezogen ist, blieb jedoch die Frage, wo die sogenannten Studierenden des Abendgymnasiums nun hinziehen. Bisher nutzten beide Bildungsstätten das marode Gebäude im Schichtbetrieb. Ursprünglich war das Tauschgeschäft vorgesehen, dass das Abendgymnasium nun mit ins Hansa zieht. Doch da die Landesregierung 2018 beschloss, von G8 zu G9 zurückzukehren, geht scheinbar die Platzrechnung nicht mehr auf. Also wechselt das Abendgymnasium die Rheinseite und zieht ins Gebäude des Kölnkollegs, Judenkirchhofsweg 4, in Deutz. Die beiden Schulen für den Zweiten Bildungsweg sehen es positiv. Auf der Webseite heißt es: „Zwei Weiterbildungskollegs an einem Standort!“