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Modernisierung der ZentraleIHK Köln zieht in Ausweichquartier um

Lesezeit 4 Minuten
Ein Gebäude mit vielen Fenstern. Im Hintergrund sind die Türme des Kölner Doms sichtbar.

Die Zentrale der Industrie- und Handelskammer Köln soll ab 2024 für 100 Millionen Euro saniert werden.

Die Industrie- und Handelskammer Köln saniert ihre Zentrale in der Innenstadt ab 2024. Nur 150 Meter entfernt hat die IHK nun ein Ausweichquartier gefunden.

Lediglich einen Katzensprung von der eigenen Zentrale entfernt hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln ein Übergangsquartier gefunden. Wie die Momeni-Gruppe am Dienstag vermeldete, sollen die Mitarbeiter der IHK bereits im nächsten Jahr dahin umziehen, wo heute noch die Commerzbank zu finden ist. Das Bürogebäude erstreckt sich von der Komödienstraße bis Unter Sachsenhausen und ist 150 Meter vom jetzigen Standort am Börsenplatz in der Kölner Innenstadt entfernt.

Der Mietvertrag für die Immobilie gilt ab nächstem Jahr, voraussichtlich ab dem 3. Quartal werden die Commerzbank-Mitarbeiter dort sukzessive ausziehen und die IHK nach und nach einziehen. Der Wirtschaftsverband hat damit ein innerstädtisches Interim gefunden für die Zeit der Sanierung der eigenen Zentrale. Wie die Rundschau berichtete, verkündete die IHK nach ihrer Vollversammlung im Dezember 2022 das Ende eines jahrzehntelangen Tauziehens in der Frage nach Sanierung oder Neubau.

100 Millionen Euro soll die aufwendige Umgestaltung des 1952 eröffneten Altbaus kosten. Zumindest war das der letzte Stand. Angesichts der Kostensteigerungen der vergangenen anderthalb Jahre ist eine Korrektur nach oben hin möglich. Es wäre nicht die erste: Zu Beginn der Gespräche über eine Instandsetzung des maroden Baus vor mehr als einer Dekade war ein Kostendeckel von 40 Millionen Euro angedacht. Doch die erste Schätzung von 57 Millionen Euro sprengte diesen Rahmen gleich.

Neubau gekauft und wieder verkauft

Also entschied sich die Kammer für einen Neubau und erwarb 2019 das Lofthaus im Neubaugebiet „I/D Cologne“ in Mülheim für 39 Millionen Euro. Aber Mülheim schien den Mitgliedern weder zentral genug zu sein, noch das Lofthaus groß genug. Es folgte die Rolle rückwärts, die Rückabwicklung des Kaufs zwei Jahre später kostete zwei Millionen Euro. 2020 übernahm zudem Nicole Grünewald als Präsidentin der IHK, sie favorisierte von Beginn an die Zentrallösung Sanierung.

„Wir freuen uns sehr, dass wir für die Interimszeit des Umbaus eine so gute Lösung gefunden haben. Es war ein glücklicher Zufall, dass das Gebäude genau ab nächstem Jahr zur Verfügung steht, wenn wir mit der Modernisierung unseres IHK-Gebäudes starten wollen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein.

Die Commerzbank gibt ihren Sitz an der Nord-Süd-Fahrt im Bankenviertel auf.

Die Commerzbank gibt ihren Sitz an der Nord-Süd-Fahrt im Bankenviertel auf.

Ein Start der Arbeiten im nächsten Jahr war bisher nicht kommuniziert worden, ebenso wenig wie der Auszug der Commerzbank. Beide waren laut Rundschau-Informationen etwas überrumpelt von der Bekanntmachung der Immobiliengruppe. Üblicherweise kommunizieren Vermieter und Mieter solch entscheidende Nachrichten gerne gemeinsam.

Möglicherweise spielt die Expo-Real ein Rolle. Die Immobilienmesse findet seit gestern in München statt. Sie ist so etwas wie die Flaniermeile der prominenten und schönen Bauwerke. Die Stadt Köln und die Wirtschaftsförderung Köln Business präsentieren sich dort gemeinsam mit der Stadt Bonn und dem Verein Region Köln/Bonn. Die Bekanntgabe einer „hochwertigen Neuentwicklung“ mitten im Kölner Bankenviertel scheint vom Zeitpunkt her hervorragend dazu zu passen.

Das Kölner Bankenviertel

Das Kölner Bankenviertel

Momeni gab gleichzeitig bekannt, dass das Bauwerk im Anschluss an die Vermietung an die Kammer langfristig neu gestaltet werden soll. Seit 2018 besitzt die Hamburger Projektgruppe die Liegenschaft und ist damit der stärkste Eigentümer im Bankenviertel. So gehört auch das Dom Quartier mit der Deutschen Bank zum Portfolio, ebenso wie das Projekt Sachs, den früheren Sitz der Sal. Oppenheim-Privatbank an der Stolkgasse.

„Wir freuen uns über diese ,Win-win-Situation‘ für beide Seiten. Die IHK hat für die Zeit der umfassenden Sanierung ihres Hauses am Börsenplatz ein hervorragendes Ausweichquartier in unmittelbarer Nachbarschaft gefunden und wir können die Zeit sehr gut für die Planung und die Vorbereitung unserer direkt anschließenden Neuentwicklung nutzen“, erklärt Nadine Juliet Deiss aus dem Momeni-Management.

Dass das Bürogebäude anschließend Platz abgerissen werden könnte, um Platz für einen Neubau zu machen, ist nicht ausgeschlossen. Im Gegensatz zu den umliegenden Bankhäusern steht diese Liegenschaft nicht unter Denkmalschutz.

Vertrag über mindestens drei Jahre

Die Commerzbank zieht voraussichtlich im nächsten Herbst aus, der Vertrag mit der IHK soll mindestens drei Jahre laufen. Laut Rundschau-Informationen sei das ausreichend für die Modernisierung der IHK-Zentrale. Sollte es länger dauern, könne der Vertrag verlängert werden.

Das künftige Interimsgebäude bietet 13.000 Quadratmeter Fläche und eine Tiefgarage im Untergeschoss und ist laut IHK damit ähnlich groß wie der jetzige Sitz. Alle 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen dort unterkommen. Auch die Angestellten aus der Weiterbildung, die bisher extern in der Eupener Straße untergebracht sind.

Neben den Büros sollen auch Räume für große Veranstaltungen wie die Vollversammlung der Kammer oder Wirtschaftsprüfungen bereit stehen, so die IHK. Momeni bestätigt gegenüber der Rundschau, dass dies ohne große Umbaumaßnahmen möglich ist. Nur der traditionelle Neujahrsempfang der Kammer, der wird ab 2025 nicht mehr im Börsensaal der IHK-Zentrale anberaumt werden können. Im nächsten Jahr soll er dort stattfinden, nachdem er 2023 kurzfristig wegen eines Wasserschadens im Gürzenich abgehalten wurde.

Die Commerzbank gibt den Sitz in Domnähe auf, um sich auf einen anderen Standort zu konzentrieren. Eine Sprecherin erklärt: „Wir bündeln künftig unsere Expertise am Standort Hohenzollernring 72-80 mit rund 200 Mitarbeitenden. Daher wird unser SB-Center am Rudolfplatz aktuell bereits erweitert. Ebenso steht unseren Kundinnen und Kunden die Filiale Chlodwigplatz in der Kölner Innenstadt auch weiterhin zur Verfügung.“