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„Irgendwann ist halt Schluss“Kölns Stadtwerke kommen trotz starker Bilanz an ihre Grenzen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das Bürogebäude der Stadtwerke Köln

Blick auf das Bürogebäude der Stadtwerke Köln

Trotz eines starken Wachstums 2023 sehen die Stadtwerke Köln durch hohe Kosten für Energiewende und Infrastrukturprojekte ihre finanzielle Leistungsfähigkeit in Zukunft gefährdet.

Die Geschäftsführung der Stadtwerke Köln (SWK) hat eindringlich davor gewarnt, dass der Konzern durch die hohen Kosten für die Energiewende und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs schon in wenigen Jahren an seine finanziellen Grenzen geraten wird. Das könne dazu führen, dass die Stadtwerke bereits ab 2027 nicht mehr in der Lage sein werden, Geld an den städtischen Haushalt abzuführen. „Der Konzern schafft es heute noch, die Defizite von Bädern und Nahverkehr zu finanzieren und auszuschütten und die Investitionen zu bedienen. Aber das wird sich ändern“, sagte SWK-Chef Andreas Feicht am Freitag bei der Präsentation der Bilanz für das Geschäftsjahr 2023.

Bilanz Stadtwerke

Bilanz Stadtwerke

Die Zahlen können sich sehen lassen: Im Vergleich zu 2022 stieg der Gewinn um 28,6 Prozent auf 88,0 Millionen Euro. In neue Stadtbahnen, E-Busse, erneuerbare Energien, Digitalisierung und andere Projekte wurden 645,7 Millionen Euro investiert – 29,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Außerdem konnten die SWK-Gesellschaften fast viermal so viel Geld zurücklegen wie im Vorjahr – insgesamt 151,5 Millionen Euro (vgl. Grafik und Infotext).

Betrachtet man die gesamte Wertschöpfung, die der Stadt zu Gute kommt, inklusive Gewerbesteuer, Konzessionsabgabe und Abdeckung der Verluste der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und der Kölnbäder, so haben die Stadtwerke 2023 mehr als eine halbe Milliarde Euro erwirtschaftet, was „ein sehr ordentlicher Beitrag ist und auch noch mal deutlich gesteigert werden konnte gegenüber dem Vorjahr“, so SWK-Geschäftsführer Michael Theis. Der Konzern mit seinen mehr als 15 000 Mitarbeitern strotzt also nur so vor Kraft, möchte man meinen. Doch das ist nur eine Momentaufnahme und keine Garantie für die Zukunft.

Angesichts der politischen Ziele für Klimaneutralität in Köln bis 2035 und der gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz stehe man vor großen Herausforderungen, betonte Feicht. Auch mit Blick auf die Digitalisierung und die zunehmend schwierige Personalgewinnung stünden den SWK enorme Anstrengungen bevor. Nehme man bei den von der Politik gewünschten Investitionen keine Priorisierung vor, werde das dazu führen, „dass der Konzern ab Mitte der 20er-Jahre, sagen wir mal so um 2027 herum, nicht mehr in der Lage sein wird, auszuschütten“.

Ausbau des KVB-Netzes als Mega-Projekt

Konkret geht es etwa um den Ausbau des KVB-Netzes. Würden alle Pläne umgesetzt, läge das Defizit der KVB ab 2035 bei 339 Millionen Euro pro Jahr. Die SWK könnten aber trotz weiterer Effizienzsteigerung nur 160 Millionen Euro jährliches Defizit dauerhaft tragen, plus rund 20 Millionen für die Bäder. Aber nicht 230 oder 300 Millionen Euro, so der SWK-Chef. „Irgendwann ist halt Schluss.“ Wenn die Stadt mehr Nahverkehr wolle, müsse die Finanzierung aus einer anderen Quelle kommen. Man habe die Kölner Stadtverwaltung und Politik transparent über die Lage informiert. Nun müsse die Politik entscheiden, wie man damit umgehe.

Beim Ausbau von Bus und Bahn sehe sie „definitiv den Bund in der Verantwortung“, sagte KVB-Chefin Stefanie Haaks. „Wenn wir Aufgaben, die volkswirtschaftlichen Nutzen haben, auferlegt bekommen, dann muss es auch von jemandem finanziert werden. Und das kann nicht von dem Bürger vor Ort, beziehungsweise der Kommune vor Ort finanziert werden, sondern da bedarf es einer neuen ÖPNV-Finanzierung.“ Die ungeklärte Finanzierung des Deutschlandtickets sei ein Problem. „Meine Erwartungshaltung ist, dass der Bund nicht nur reinredet in den ÖPNV in Sachen Deutschlandticket, sondern sich dann auch um eine verlässliche Finanzierung des ÖPNV mit kümmert.“

Angesichts der Finanznöte stehen Großvorhaben wie der Ausbau der Linie 13 zur Ringbahn ohne neue Geldgeber vor dem Aus. Auf die Frage, welche Projekte in Köln, Stand jetzt, definitiv kommen werden, nannte Haaks nur „die Ost-West-Achse und die Nord-Süd-Stadtbahn, weil beide Projekte einen extrem hohen verkehrlichen Nutzen haben und schon sehr weit fortgeschritten sind“.