Die Kölner Verkehrs-Betriebe wollen ihren On-Demand-Service „Isi“ im Dezember wieder einstellen.
KVB wollen Angebot einstellenFür „Isi“ läuft's nicht easy
„Isi“ steht vor dem Aus: Das im Dezember 2020 eingeführte On-Demand-Angebot der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) soll in diesem Winter wieder eingestellt werden. Das Anruf-Sammeltaxi Isi ist in den Bezirken Porz und Nippes sowie teilweise in Ehrenfeld unterwegs, an den Wochenenden kann es nachts auch in der Innenstadt und in Teilen der Stadtbezirke Rodenkirchen, Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes, Kalk und Mülheim gerufen werden.
„Isi“ sollte die große Rettung in der Mobilitätswende sein und schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebundene Stadtteile besser versorgen, gerade im Hinblick auf ältere oder mobilitätseingeschränkte Personen. Angelegt war das Pilotprojekt auf vier Jahre - die KVB ziehen nun in einem Abschlussbericht Bilanz. Und die fällt nicht nur positiv aus. „Das On-Demand-Angebot wird insbesondere von Fahrgästen in Stadtrandlage im Bezirk Porz angenommen, für mobilitätseingeschränkte Personen ist es eine große Erleichterung“, teilen die KVB zwar mit. Doch die prognostizierten Nutzerzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, wirtschaftlich rechne sich das Angebot nicht. „Der Service konnte im Vergleich zum restlichen ÖPNV so gut wie keine Bedeutung entfalten.“ Neu-Kunden habe man kaum gewinnen können. In einer Umfrage kam heraus: Nur zwei Prozent der Befragten stiegen vom Auto auf „Isi“ um.
Einsatzgebiet 2023 vergrößert
Das Angebot ist in das bestehende KVB-Tarifsystem integriert, Inhaber eines Monatstickets oder des Deutschlandtickets fahren tagsüber kostenlos, nachts wird ein Zuschlag erhoben. Gebucht wird über die KVB-App oder telefonisch - die hohen Anruferzahlen deuten darauf hin, dass auch viele ältere Kölnerinnen und Kölner „Isi“ für sich nutzen. „Denjenigen, die das Angebot regelmäßig genutzt haben, wird es sicher fehlen“, sagt Volker Scherzberg von der Kölner Seniorenvertretung. Das große Manko sei aber sicher gewesen, dass es in noch weiter außerhalb gelegenen Stadtteilen gar keine Fahrten gegeben habe. „Libur oder Grengel etwa wurden gar nicht angefahren.“ Dabei wurde das Einsatzgebiet der Ruf-Taxen 2023 sogar nach gut zweieinhalb Jahren noch mal vergrößert.
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Doch die Zahlen sprechen gegen „Isi“: Laut KVB haben sich bis zum 30. Juni 2024 rund 18.500 Kundinnen und Kunden registriert. Davon haben rund 4800 mindestens eine Fahrtanfrage gestellt, rund 2350 haben mindestens eine Fahrt absolviert. „An nachfragestarken Tagen nutzen über 150 Kundinnen und Kunden mindestens einmal KVB-Isi für ihre Wege“, teilen die Verkehrsbetriebe mit. Dabei lag die durchschnittliche Anzahl der Fahrten nach der Gebietserweiterung bei 82 Fahrten pro Tag, die meisten davon im Bezirk Porz.
Maximal sieben Fahrzeuge gleichzeitig
Insgesamt wurden seit Betriebsstart im Dezember 2020 rund 140.000 Fahrtanfragen gestellt, durchgeführt wurden jedoch nur rund 76.500 Fahrten. Das lag auch an den Fahrzeugen. Zum Einsatz kommen Autos mit hohem Wiedererkennungswert: elektrisch angetriebene und barrierearme „London Taxis“ der Firma LEV. Diese krankten jedoch immer wieder an ihrer Elektronik und sorgen auch aktuell dafür, dass der Service nur noch eingeschränkt gebucht werden kann. Im Bezirk Porz sind normalerweise bis zu sechs Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz, in Nippes drei. Am Wochenende sind es maximal sieben Fahrzeuge gleichzeitig.
„Im Vergleich zu schwach ausgelasteten Buslinien ist der Kostendeckungsgrad des On-Demand-Angebots sehr gering und deutlich unwirtschaftlicher“, so die KVB in ihrem Bericht. Bei jeder Fahrt von „Isi“ lag das Defizit durchschnittlich bei 26,35 Euro. Im Vergleich dazu lag das Defizit schwach ausgelasteter Buslinien vor ihrer temporären Einstellung bei 4,86 Euro (Linie 173) beziehungsweise bei 6,39 Euro je Fahrgast (Linie 124). In Zeiten schwieriger ÖPNV-Finanzierung ist man in der Verwaltung der Auffassung, dass man das Geld an anderer Stelle, etwa bei der Finanzierung neuer Schülerfahrten, nutzbringender einsetzen könne. In den Veedels kehren dann die Busse zurück: Die zwischenzeitlich eingestellten TaxiBus-Linien 186 und 194 sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember wieder in Betrieb genommen werden.
Irgendwann autonome Fahrzeuge?
Ganz abgeschlossen habe man mit den On-Demand-Projekten jedoch nicht: In der Verwaltung will man „die technische Fortentwicklung autonomer Techniken und On-Demand-Projekte anderer Städte und Unternehmen im Blick halten“. Sobald autonome Fahrzeuge zu akzeptablen Preisen beschafft und ohne Fahr- oder Begleitpersonal eingesetzt werden können, könnten diese Angebote wenig frequentierte Buslinien ersetzen. „Bis zu diesem Zeitpunkt wird es jedoch noch einige Jahre dauern“, so die KVB.