Der Gast mahnte eine baldige Entscheidung an: „Köln muss sich ranhalten, denn auch andere Städte haben entsprechende Projekte."
„Köln muss sich ranhalten“Staatssekretär aus Berlin informiert sich über Ausbau der Ost-West-Achse
Der Ortstermin gehört zum klassischen Repertoire der Kommunalpolitik. Beim Treffen an Ort und Stelle zeigen sich immer wieder Phänomene, die vom Schreibtisch aus nicht zu erkennen sind. Als der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer, gemeinsam mit KVB-Chefin Stefanie Haaks und dem FDP-Fraktionschef Ralph Sterck am Mittwoch in der Stadtbahn über die Aachener Straße fuhr, ereignete sich dort ein Unfall, der zu Behinderungen führte. Im Schnitt geschehe alle 3,5 Tage in diesem Streckenabschnitt eine Betriebsstörung, ergänzte die KVB-Vorsitzende – und führte damit ein wesentliches Argument für die Tunnelvariante ins Feld.
Eingeladen zu der Ausfahrt hatte der Kölner FDP-Abgeordnete Reinhard Houben. Theurer zeigte sich vor allem von der „weltstädtischen“ U-Bahn-Haltestelle Heumarkt beeindruckt, die für rund 100 Millionen Euro auch für die Ost-West-Anbindung ausgebaut worden ist. Die Entscheidung pro oder kontra Tunnel muss der Kölner Rat treffen.
Der Gast mahnte eine baldige Entscheidung an: „Köln muss sich ranhalten, denn auch andere Städte haben entsprechende Projekte. So zieht gerade München sehr viel Geld für seine zweite Stammstrecke ab. Und die Töpfe sind endlich.“ Doch vor einer möglichen Abstimmung im Oktober beraten die Parteien nun Änderungen und Ergänzungen an der städtischen Vorlage. Die FDP hatte bereits einige Punkte in der Verwaltungsvorlage moniert. So sei es nie vorgesehen gewesen, einen U-Bahn-Tunnel für die Linie 9 durchs Mauritiusviertel zu legen. Auf diesen Abzweig wollen die Liberalen verzichten (siehe Grafik) und stattdessen die U-Bahn bis hinter die Universitätsstraße führen. Der erste oberirdische Halt wäre dann „Melaten“. Probleme sieht Fraktionschef Ralph Sterck auch bei der Planung am Heumarkt. Die sehe bislang keine Option für eine mögliche Fortführung unter dem Rhein vor. In der kommenden Woche soll es weitere Gespräche zwischen den Parteien geben.
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Die SPD mahnt an, dass ein Baubeginn auf der Deutzer Seite zumindest als Option festgeschrieben wird. Unverrückbar gilt für die Genossen zudem, dass neben einem Tunnelbau die oberirdische Strecke weiter genutzt wird. Für eine stabile Mehrheit müsste Volt von dieser Variante überzeugt werden.
Die Grünen lehnen die Vorlage der Verwaltung für einen Tunnel ab. Auch sie betonen, dass sie eine stabile Mehrheit gewinnen wollen. Gespräche gibt es auch mit der SPD. „Wir bevorzugen die oberirdische Variante“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Partei, Lars Wahlen. Generell sei die Partei nicht gegen Tunnelbauten, aber eben gegen diesen Tunnelbau. Das lässt dann allerdings aufhorchen. Die Grünen können sich einen Tunnel vorstellen? Gibt es eine neue Variante, die den oberirdischen Ausbau vorsieht und die Verwaltung auffordert, eine neue Tunnelverbindung zu planen? Das könnte eine Gestaltung sein, bei der die SPD mitgeht. Möglicherweise auch mit Blick auf die nächste Kommunalwahl und neue Machtverhältnisse. Es würde die Entscheidung über den U-Bahn-Bau um sehr lange Zeit verzögern.