Unterschätzte GefahrSchwimmen im Rhein ist auch bei Niedrigwasser lebensgefährlich
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Köln – Es ist früher Abend an der Riviera in Rodenkirchen, die Sonne steht schon tief über dem Wasser. Trotzdem ist es noch voll. Viele Menschen haben es sich auf Decken auf dem Sandstrand bequem gemacht, Lachen erfüllt die Luft, die ersten Grills werden angezündet. Fast könnte es idyllisch sein. Doch die immer noch sengende Hitze und der niedrige Wasserstand des Rheins verdeutlichen zu gut, welche Probleme die momentane Trockenheit in Europa mit sich bringt. Nicht nur für die Umwelt.
Auf 75 Zentimeter ist der Kölner Rheinpegel am Sonntag gefallen. Der Rekordtiefstand von 67 Zentimetern von 2018 wird wohl am Mittwoch erreicht, danach dürfte es weiter bergab gehen. Das stellt Schifffahrt und Wirtschaft vor immer größere Probleme, während die Gefahr von Badeunfällen steigt. Auf der Suche nach Abkühlung zieht es viele Menschen an den Rhein. Doch darin zu baden bleibt trotz des niedrigen Pegelstands gefährlich.
Was tun bei einem Notfall am Rhein?
Anweisungen der DLRG
Konkrete Anweisungen für den Notfall am Rhein gibt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die immer wieder zu Rettungseinsätzen gerufen wird. Sie rät eindringlich dazu, nur an bewachten Seen oder in Bädern und auf keinen Fall im Rhein zu schwimmen.
1. Wenn Sie eine Person im Rhein entdecken: Wählen Sie sofort die 112 und beschreiben Sie der Feuerwehr so genau wie möglich, wo sich die Person befindet. Ob rechts- oder linksrheinisch und auf welcher Höhe des Rheins. Der genaue Standort kann mit Hilfe der Stromkilometer angegeben werden; das sind die großen weißen Tafeln mit den dreistelligen Zahlen. Die Rheinkilometer sind auch auf den Notfallschildern angegeben, die an zahlreichen Stellen am Rheinufer stehen.2. Springen Sie niemals selbst in den Rhein, um eine Person retten zu wollen. Rettungsversuche enden oft tödlich.3. Falls Sie im Rhein in Not geraten: Ankämpfen gegen die Strömung ist sinnlos und kraftraubend. Versuchen Sie, mit der Strömung ans Ufer zu schwimmen und rufen sie laut um Hilfe. (bos)
2020: Zwei junge Frauen beim Baden vom Ufer abgetrieben
„Vorhin war ein Mann sogar richtig schwimmen“, berichten Judith W. und Josefin J. aus der Südstadt. Die beiden haben es sich auf ihren Handtüchern im Schatten der großen Bäume gemütlich gemacht, quatschen, genießen den Sommerabend. Ins Wasser gehen die Freundinnen nicht, sie wissen wie gefährlich das auch bei Niedrigwasser sein kann. „Ich erinnere mich noch, als vor zwei Jahren genau hier jemand ertrunken ist“, so Judith W. und spielt auf einen Fall 2020 an, als zwei junge Frauen beim Baden vom Ufer abtrieben – eine von ihnen kam ums Leben. „Am Tag vorher war ich selbst noch im Rhein schwimmen“, sagt Judith W. und schüttelt den Kopf. „Seitdem mache ich das nicht mehr.“
Ob sie glauben, dass der niedrige Wasserstand die Leute generell unvorsichtiger mache? Schulterzucken von beiden. „Ich denke eher, dass die meisten Menschen hier allgemein nicht wissen, dass das Baden im Rhein gefährlich ist. Es gibt ja auch kaum Aufklärung vor Ort“, mutmaßt Josefine J. An letzterem ist etwas dran. Oben an den Fußgängerwegen steht zwar alle paar hundert Meter ein Schild mit der Aufschrift „Risk to life – Keep out“ („Lebensgefahr – Nicht ins Wasser gehen“). Doch es ist gut möglich, zum Strand zu gelangen, ohne eines der Schilder zu sehen. Fahrlässig sei das, finden die beiden Freundinnen.
Mehr Infotafeln am Wasser benötigt
Das meinen auch Manuel Toscani und Tamina Schnetz. Die beiden sind wegen der Hitze an den Rhein gefahren. Vollständig ins Wasser gehen sie nicht, nur mit den Füßen zur Abkühlung. „Geht man tiefer rein, fühlt man nämlich direkt schon einen Sog“, so Tamina Schnetz. „Trotzdem: Wenn man nicht hier wohnt, unterschätzt man schnell, wie gefährlich das ist“, ergänzt Manuel Toscani. Vorhin sei zum Beispiel eine große Gruppe Touristen im Wasser gewesen, habe getobt und gelacht, erzählen die beiden. „Die hatten Bier in der Hand und waren – dem Anschein nach – auch schon betrunken. Außerdem sprachen sie kein Deutsch. Woher sollen sie das dann wissen?“ Es brauche Infotafeln direkt am Wasser oder Menschen, die die Badenden über das Risiko aufklärten.
„Wir warnen ausdrücklich davor, im Rhein zu schwimmen. Das ist auch bei Niedrigwasser lebensgefährlich“ sagt Stephanie Hobein, Sprecherin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Bezirk Köln (DLRG) Köln. Ständige Patrouillenfahrten mit Booten auf dem Rhein, um Leichtsinnige aufzuklären und bei Bedarf Hilfe zu leisten, leiste die DLRG jedoch nicht. „Wir können nicht an jedem Wochenende auf dem Rhein präsent sein. Derzeit sind viele unserer Aktiven in Urlaub. Auch können wir es unseren Ehrenamtlichen kaum noch zumuten, bei dieser Hitze und Sonneneinstrahlung über Stunden in unseren offenen Booten auf dem Rhein unterwegs zu sein“, so Hobein. In Notfällen könne die Feuerwehr aber die DLRG „jederzeit anfordern“.