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Durchwachsener SommerSchlechtes Wetter vergrault die Kundschaft in Kölner Biergärten

Lesezeit 3 Minuten
Schönes Wetter, gute Aussichten: Sind die Gäste zufrieden, sind es die Gastronomen auch.

Schönes Wetter, gute Aussichten: Sind die Gäste zufrieden, sind es die Gastronomen auch.

Viele Kölner Biergärten leben von den Einnahmen der Sommergastronomie. Doch was tun, wenn der Sommer ausbleibt?

Zuerst Sonnenschein, dann ein paar Tröpfchen, und plötzlich schüttet es wie aus Eimern. Panisches Einfalten der Decken, gestresstes Wegpacken der Spiele und dann die schnelle Flucht. Nicht selten sieht man wie massenweise Menschen aus den Kölner Parks oder Biergärten strömen, um sich ins Trockene zu retten. Das Wetter spielt nicht mit, und der Sommertag findet ein vorzeitiges Ende.

Das wechselhafte Wetter trifft die heimischen Biergärten besonders hart. Oftmals ist die Außengastronomie alles, was sie haben. „Es reichen schon ein paar Tropfen und die Leute gehen“, schildert Näcula Sofia, Inhaberin der „Steinbud“ in Zollstock. Sie hat das Gefühl, dass dieser Sommer bisher schlimmer gewesen sei als der letzte. Ganz ähnlich sieht das die Pächterin des „Schwimmbad Rhein-Sommergarten“ in Riehl am Rheinufer, Sigi Effgen. Sie hat den Eindruck, dass es „entweder 30 oder 15 Grad sind, und dazwischen gibt es nichts mehr“. Letztes Jahr sei das Wetter beständiger gewesen.

Nicht so schön: Viele Sommertage sind bislang schlicht ins Wasser gefallen.

Nicht so schön: Viele Sommertage sind bislang schlicht ins Wasser gefallen.

Die Unbeständigkeit des Wetters sorgt für einige Probleme unter den Gastronomen. Die vielen Regentage und zeitweise tiefen Temperaturen im Juni und Juli sind schlecht für das Geschäft. Das ist besonders heikel, weil sich die Einnahmen der Biergärten hauptsächlich aus der Sommergastronomie zusammensetzen. Auch das „Maybach“ am August-Sander-Park in der Nähe des Hansarings ist betroffen und verzeichnet große finanzielle Einbußen in den letzten Monaten. „Diese guten Tage für Biergärten, wenn die Leute Sonnenhungrig sind, werden alle von dem Wetter zerschlagen“, erklärt der Chef des „Maybach“ Wolfang Grätz.

Diese guten Tage für Biergärten, wenn die Leute Sonnenhungrig sind, werden alle von dem Wetter zerschlagen.
Wolfgang Grätz, Chef des„maybach“

Wenn der Sonnenhunger nicht gestillt werden kann, werden die Menschen immer frustrierter. Die Tendenz, dass der Frust vermehrt an den Mitarbeitenden in der Gastronomie ausgelassen wird, steigt. Man habe das Gefühl, „wir sind für das Wetter zuständig“, betont Grätz. Die Kundinnen und Kunden erwarten Sonnenschein, gutes Wetter wird zur Dienstleistung. Die Enttäuschung der Gäste spiegelt sich häufig auch in den Bewertungen auf Google wieder. Lange Wartezeiten und Personalmangel in der Außengastronomie werden kritisiert. Grätz wünscht sich mehr Verständnis für die Gastronomen, denn es gäbe „keine Planungssicherheit, wenn das Wetter so schnell umschlägt“.

Ohne Regenschirm oder Kapuze läuft in diesem Sommer nichts. Man überlegt sich zweimal, ob man in den Biergarten geht oder lieber doch gleich Zuhause bleibt. Manche Entscheidungen lassen sich jedoch nicht so spontan treffen. Größere Events wie Geburtstage oder Firmenfeiern werden meistens schon Monate im Voraus reserviert, mit der Hoffnung, einen geselligen Sommerabend im Freien zu verbringen. Wenn es plötzlich anfängt zu regnen, wird dem ganzen Spaß ein Strich durch die Rechnung gemacht. Es kommt zu vielen kurzfristigen Stornierungen. Das zeichnet sich auch auf den Rechnungen der Biergärten ab, denn große Gruppenevents sind eine essenzielle Einnahmequelle. Ein Problem, das alle Biergärten gleichermaßen trifft.

Zum Weglaufen: Geschlossene Gesellschaft im Biergarten.

Zum Weglaufen: Geschlossene Gesellschaft im Biergarten.

Biergarten auf dem Rathenauplatz: Musik auch bei schlechtem Wetter

Der „Biergarten Rathenauplatz Veedelstreff“ hat einen Weg gefunden, um das Wetterdilemma auszugleichen: Musik. Von Juni bis August finden dort nämlich jeden Sonntagnachmittag Konzerte statt. Jede Woche bekommen andere Musikerinnen und Musiker die Chance aufzutreten. Die Vertreterin der verantwortlichen Bürgergemeinschaft Rathenauplatz, Marion Clausmeyer, bestätigt: „die Besucherzahlen sind gestiegen seitdem die Veranstaltungen am Rathenauplatz begonnen haben“. Sie seien sogar so erfolgreich, dass die Zahlen am Wochenende die wetterbedingten Ausfälle kompensieren.

Clausmeyer findet das Wetter sogar besser als in den letzten zwei Jahren. Ihrer Meinung nach waren diese „zu warm". Im Kontrast dazu steht hingegen die Auffassung von Näcula Sofia, der Betreiberin der „Steinbud“. Sie klagt: „Es ist eine Katastrophe, das war kein Sommer dieser Sommer“.