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„Jeder, der zwei Hände hat“Kölner Professor will Herzdruckmassage bekannter machen

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Herzdruckmassage dpa

Ein Mensch übt die Massage an einer Puppe.

Köln – Die Zahlen machen nachdenklich: Laut Professor Bernd Böttiger von der Uniklinik Köln sterben jährlich 70.000 Menschen in Deutschland an einem plötzlichen Herzstillstand, 350.000 europaweit. Das ist nach Krebs und Herz-Kreislauf-Versagen die dritthäufigste Todesursache in modernen Zivilisationsländern. „Wir könnten davon allein in Deutschland 10.000 Menschen retten, wenn die Herzdruckmassage von Laien häufiger angewendet werden würde“, sagte Böttinger in seinem Vortrag im Kölner Rathaus. Er ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin.

Ein prominentes Beispiel sei der verstorbene Sänger Udo Jürgens. Wäre dessen Begleiter nicht zum Bahnhof gelaufen, um einen Defibrillator zu holen, sondern hätte gleich mit der Herzdruckmassage begonnen, wäre die Überlebenschance deutlich höher gewesen. Böttiger hielt den Vortrag innerhalb der Reihe „Wissenschaft im Rathaus“ anlässlich der Themenwoche „Europa in Köln – wie viel steckt drin“.

Merkformel: „Hauptsache heftige Herzdruckmassage“

Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien seien einfach durchzuführen, erklärte Böttiger, und nannte die Merkformel HHH (Hauptsache Heftige Herzdruckmassage). „Jeder, der zwei Hände hat, kann das.“ Und es dauere – als Überbrückung, bis der Notarzt kommt – auch nicht lange.

Deutschland war lange Jahre im europäischen Vergleich Schlusslicht, deshalb regte Böttiger unterschiedliche, groß angelegte Aktionen an, die inzwischen eine globale Ausbreitung erfahren haben. Die Politik muss ins Boot geholt werden, so Böttiger, die Universitäten und die Schulen. Am besten sei es, die Kinder noch vor der Pubertät in Herzdruckmassage zu unterweisen.

Er nannte eindrucksvolle Beispiele, wie erfolgreich das sein kann: Zehn Jahre, nachdem die Dänen ein Schulgesetz eingeführt haben, wonach zwei Unterrichtsstunden pro Jahr dafür zu verwenden sind, ist Dänemark europäischer Spitzenreiter mit 60 Prozent Laienanwendung im Ernstfall. Aber auch Deutschland hat aufgeholt (40 Prozent). „Zu einer gesetzlichen Verpflichtung hat man sich bei uns nicht durchringen können“, bedauerte der Professor, „nur zu einer Empfehlung.“