Köln – Neue Harmonie im Kölner Stadtrat: Als Robert Voigtsberger (37, SPD) mit den Worten „Ja, sehr gerne“ seine Wahl zum Beigeordneten für Bildung, Jugend und Sport, annahm, erhoben sich alle Fraktionen von den Sitzen und applaudierten lange dem neuen und mit Abstand jüngsten Mitglied im Stadtvorstand.
Nach dem wochenlangen Gezerre um die Nachfolge von Schuldezernentin Agnes Klein fiel das Votum für Voigtsberger am Donnerstag einstimmig aus. Der SPD-Youngster wurde von SPD, CDU, Grünen, FDP, den Ratsgruppen Gut und Bunt sowie Walter Wortmann (Freie Wähler) gewählt. Linke, AfD und Rot-Weiß enthielten sich. Nach dem erbitterten Streit in der vorherigen Ratssitzung, in der CDU, Grüne und FDP auf Empfehlung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Abbruch des ersten Bewerbungsverfahrens beschlossen hatten, waren die Fraktionen demonstrativ um Einigkeit bemüht.
Voigtsberger will nun in die Zukunft blicken
Das Ergebnis sei für ihn „eine tolle Bestätigung“, sagte Voigtsberger in seinem ersten Interview. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich eine so breite Mehrheit hinter mir versammeln konnte. Das erfüllt mich aber gleichzeitig auch mit großer Demut vor den Herausforderungen, die diese Stadt betreffen.“ Voigtsberger ist Erster Beigeordneter in Stolberg, einer Stadt mit 57 000 Einwohnern und fünf weiterführenden Schulen, er wird voraussichtlich im Juli nach Köln wechseln.
Angst vor der neuen Aufgabe habe er nicht, er wolle auch nicht „Dinge bewerten, die in der Vergangenheit liegen“, sagte er mit Blick auf das holprige Verfahren. „Ich bin heute gewählt worden, um in die Zukunft zu blicken.“ Es gehe um die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Schullandschaft, der Kinderbetreuung, des Sports. „Die Stadt Köln auf diesem Weg in die Zukunft zu begleiten, macht mich sehr stolz und froh , und da möchte ich meine komplette Kraft reinstecken zum Wohle dieser Stadt“, so der gebürtige Aachener. Er könne die Sorgen und Nöte von Eltern gut nachvollziehen, betont der zweifache Vater. In Stolberg geht seine Tochter in die Kita, sein Sohn in die dritte Klasse.
Agnes Klein würdigt zum Abschied die Stadtverwaltung
Natürlich seien die Dimensionen in Köln völlig andere als in einer kleinen Stadt, so Voigtsberger, doch die Problemlagen und Herausforderungen seien vergleichbar. Auch in Stolberg habe man zu wenige Gesamtschulplätze gehabt und die Schullandschaft umstrukturieren müssen. Der Schulbau in Köln sei „eine Jahrhundertaufgabe, die kein Jahrhundert mehr Zeit hat“, doch er sei zuversichtlich, diese Aufgabe gemeinsam mit dem Baudezernenten stemmen zu können. Köln kenne er gut, so Voigtsberger, er hat hier studiert, ist FC-Fan, hat sein erstes Praktikum am Geißbockheim absolviert.
Agnes Klein, die Ende April in den Ruhestand geht, nutzte ihre Abschiedsrede zu einem Plädoyer für die Stadtverwaltung. Dort arbeiteten Menschen „bienenfleißig“ für die Bürger, trotzdem seien sie oft „der öffentliche Nubbel 365 Tage im Jahr“. Das sei weder gerecht noch richtig.