Politiker fordern von der KVB mehr Ehrlichkeit und transparente Informationen für die Fahrgäste.
Trotz FahrplanausdünnungKVB weiterhin mit Ausfällen und Verspätungen – Krisenstab gefordert
Lieber weniger Fahrten, die dafür aber zuverlässig: Das war die Idee hinter der Fahrplanausdünnung der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Im März 2023 wurden rund zehn Prozent aller Fahrten aus dem Plan gestrichen. Damit sollte kompensiert werden, was der Betrieb durch Personalmängel und Krankheitsquote nicht mehr erfüllen konnte. Darüber hinaus sollte es nur nicht vereinzelt zu Ausfällen kommen, die wegen technischer Probleme oder eines Unfalls unvermeidlich seien. Und nur noch die kündigte die KVB von da an auf ihren Anzeigen und in ihrer Handy-App als „ausgefallen“ an. Doch wer regelmäßiger Fahrgast der KVB ist, kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Von Zuverlässigkeit ist die KVB weiterhin weit entfernt. Darum fordert nun die SPD von dem Betrieb „Ehrlichkeit ein“. Die FDP will von der KVB genau aufgeschlüsselt bekommen, wie es zurzeit um ihre Ausfälle steht. Und die CDU will gar einen Krisenstab einsetzen, damit die Kunden endlich gemäß ihres berechtigten Anspruchs über die aktuelle Lage informiert werden.
Ausfälle und Verspätungen häufen sich wieder
Wie hoch ist denn nun die aktuelle Ausfallquote bei der KVB? Weil die Stadtbahnlinie 5 und die Buslinie 172 mittlerweile wieder regulär führen, habe sich die einstige Ausfallquote von zehn Prozent bereits verringert, so ein KVB-Sprecher. „Eine Aussage dazu, um wieviel sich das Leistungsangebot durch aktuelle Krankmeldungen de facto weiter reduziert, können wir nicht machen“, sagt er weiter. Dann muss wohl von Einzelerlebnisse auf die ganze Miesere geschlossen werden. Ein Gymnasiast aus dem Umland berichtet der Rundschau, dass in der vergangenen Woche an jedem Wochentag die Linie 18 ausgefallen ist, mit der er morgens zur Schule fährt. Teresa De Bellis , verkehrspolitische Sprecherin der CDU: „Ich habe zwei Mal in einer Woche auf die Buslinie 145 warten müssen – einmal 30 Minuten, einmal 50 Minuten.“ Auf Nachfrage der Rundschau räumt die KVB zu ihrem Betrieb an Silvester ein: „An diesem Tag gab es eine Vielzahl aktueller Krankmeldungen, so dass es zu Ausfällen auf zahlreichen Linien kam – am deutlichsten waren sie auf der Linie 13, wo es vor allem in den späteren Abendstunden zeitweise deutliche Lücken zwischen den einzelnen Kursen gab.“
Und die Krise der KVB wird noch fassbarer: Nach Informationen der Rundschau wird sie ihr eigenes Ersatzkonzept für die Sperrung der Mülheimer Brücke nicht aufrecht erhalten können. Wegen der Brückensanierung können die Stadtbahnen der Linie 18 von April bis November 2024 die Rheinquerung nicht nutzen. Mit einer zusätzlichen Linie 19 (Klettenberg, Ringe, Ebertplatz) und einer Linie 14 (Keupstraße, Severinsbrücke, Ebertplatz) sollte das kompensiert werden. Doch im kommenden Verkehrsausschuss wird es wohl zum Offenbarungseid der KVB kommen, wonach sie dieses Angebot wegen Personal- und Fahrzeugmangels nicht wie vorgesehen bedienen kann.
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Eine Nachricht, die Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der FDP, in seiner subjektiven Einschätzung bestätigt: „Obwohl der Fahrplan vor fast einem Jahr schon ausgedünnt wurde, ist es gefühlt noch schlechter geworden.“ Es gebe wieder mehr Fahrten, die ersatzlos ausfielen. „Der Unterschied besteht nur darin, dass dies nicht mehr auf den Laufbändern angekündigt wird, damit es nicht so auffällt“ , ist der Liberale erbost. Deshalb fordert er für den kommenden Verkehrsausschuss detaillierte Auskünfte ein.
„Ja, die KVB ist unzuverlässig“, sagt auch Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD. „Und sie geht damit zu wenig offensiv um.“ Er fordert von dem Betrieb „Ehrlichkeit“ gegenüber den Fahrgästen. Teresa De Bellis geht noch einen Schritt weiter. Die Christdemokratin will sich als Aufsichtsratsmitglied der KVB für einen „Krisenstab“ stark machen. „Über den muss eine bessere Kundeninformation eingeführt und gesteuert werden. Die Fahrgäste haben das Recht darauf, informiert zu werden.“
Nach Informationen der Rundschau soll in Kürze eine Sondersitzung des Aufsichtsrates einberufen werden, der sich mit dieser Problematik befasst.
Wie defensiv die KVB mit den Informationen zu ihren aktuellen Ausfällen umgehen, wird unter anderem an der Darstellung der Abfahrten in der KVB-App deutlich: Dort gibt es ein Feature, das nirgends erklärt wird: Taucht neben der angekündigten Abfahrt der Hinweis „Live“ auf, findet die Fahrt statt. Fehlt er, fällt sie aus.
KVB nicht zu finden
Eine technische Störung befiel am Montag den Internetauftritt der Kölner Verkehrs-Betriebe. Die Seite des Betriebs war über den gesamten Nachmittag nicht zu erreichen. Auch die Telefonanlage in der Hauptzentrale funktionierte nicht mehr. Ebenfalls auf eine weiße Seite schaute, wer sich in der KVB-App die aktuelle Verkehrslage anzeigen lassen wollte. Auf Nachfrage der Rundschau sagt ein Sprecher, es gebe keine Anzeichen dafür, dass die KVB einem Hackerangriff zum Opfer gefallen seien. Der Betrieb gehe von einem Defekt aus.