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Debatte in KölnWas die Zwischennutzung für den Ebertplatz gebracht hat

Lesezeit 3 Minuten
Bedingt schön: Der Ebertplatz hat mit dem Kulturprogramm nur phasenweise Impulse bekommen.

Bedingt schön: Der Ebertplatz hat mit dem Kulturprogramm nur phasenweise Impulse bekommen.

Durch kulturelle Bespielung sei es gelungen, die in den 90er-Jahren angelaufene Abwärtsspirale aufzuhalten.

Nach über vier Jahren Zwischennutzung des Ebertplatzes möchte der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) wissen: Was hat sie gebracht, wie geht es weiter? Im vollbesetzten Domforum legte Helle Habenicht vom Koordinierungsteam eine Erfolgsbilanz vor. Durch kulturelle Bespielung sei es gelungen, die in den 90er-Jahren angelaufene Abwärtsspirale aufzuhalten. Nachdem die wasserkinetische Plastik von Wolfgang Göddertz im Sommer 2018 wieder plätscherte, sich 2019 Gastronomie ansiedelte, die Beete begrünt, Sitzflächen platziert wurden, bildende und darstellende Kunstschaffende, allen voran die vier in der ehemaligen Ladenpassage angesiedelten Kunsträume, zu zahlreichen Veranstaltungen einluden, zog es wieder ein überwiegend bürgerliches Publikum statt der dominierenden Drogen- und Trinkerszene auf den zentralen Platz in der Kölner Nordstadt.

Andererseits musste Habenicht einräumen, ging das Konzept nur auf, wenn Veranstaltungen liefen. In spielfreien Monaten versank der Problem-Platz schnell wieder in der alten Verwahrlosung, und schlimmer als zuvor. Ein Tötungsdelikt im Oktober 2017, mehr Dealer, mehr aggressive junge Männer, Vermüllung, Wildpinkler sind die traurige Bilanz. „Wir brauchen ein externes Platzmanagement“, fordert deshalb Helle Habenicht, die mit einer wissenschaftlichen Masterarbeit die Ende Dezember 2017 von der Stadt beauftragte Zwischennutzung begleitete.

Ebertplatz: Ein Ort mit Aufenthaltsqualität

Wie eine heruntergekommene innerstädtische Fläche zu einem Platz mit Aufenthaltsqualität für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt werden kann, erläuterte Antje Eickhoff am Beispiel des Aachener Altstadtquartiers Büchel. Die Raumplanungsingenieurin wohnt im Agnesviertel und kann sich vorstellen, dass die Erfahrungen aus dem Aachener Projekt auf den Ebertplatz übertragbar sind. Um freie Hand, auch für Experimente, zu haben, müsste allerdings wie in Aachen eine Stadtentwicklungsgesellschaft gegründet wird, die eng mit der Verwaltung zusammenarbeitet. „Kollaborieren und ausprobieren“, ist Eickhoffs Devise, die unbedingt alle Träger der Zwischennutzung nachhaltig einschließt.

Meryem Erkus, Gründerin der Galerie Gold + Beton und Brunnen-Verein-Vorsitzende, plädiert für den Erhalt des Ebertplatzes im jetzigen Bestand. „Es gibt keinen idealeren Ort für die Kunst“, ist Erkus überzeugt. Der Vorsitzende des Bürgerverein Kölner Eigelstein, Burkhard Wennemar, möchte die unterirdischen Passagen erhalten und den Platz so weiterentwickeln, dass eine Verkehrsanbindung an den Eigelstein entsteht. TH-Dozentin Susanne Kohte betonte die Bedeutung des Ebertplatzes für die gesamtstädtischen Verkehrsanbindungen.

Eine neue Variante möglich

Eine Überraschung gab es, als die Moderatorin des BDA-Montagsgesprächs, Vorständin Andrea Bachmann, die im Publikum anwesende Stadtplanungsamtsleiterin Eva Herr bat, Unklarheiten über die Anzahl der Planungsvarianten zu beseitigen. Eine dritte Variante, leichter bis weitreichender Umbau, also zwischen den Extremen Einebnung des Platzes und Bestandserhalt, hatte bis dahin offenbar niemand auf dem Schirm. „Stand jetzt prüfen wir, ob der Bestandserhalt technisch machbar ist. In dem Fall ist eine Sanierung notwendig, in welchem Umfang wissen wir noch nicht“, sagte Eva Herr. Bedenken Bachmanns, die Ergebnisse der Zwischennutzung fielen dabei unter den Tisch, räumte die Stadtplanungsamtsleiterin aus: „In allen drei Varianten ist kulturelle Nutzung denkbar.“