Nach viereinhalb Jahren Sanierung wird die romanische Kirche St. Pantaleon in Köln am Freitag feierlich wiedereröffnet.
Mehr als 1000 Jahre altKölner Kirche St. Pantaleon erstrahlt nach Sanierung in neuem Glanz
Noch stehen Bauzäune und Gerüste in der romanischen Pfarrkirche St. Pantaleon. Die Kirchenbänke verteilen sich ungeordnet im Langhaus, Handwerker sind mit letzten Arbeiten beschäftigt. Die Zeit drängt, denn am Freitag, dem Tag des heiligen Nikolaus, wird das imposante Bauwerk nach viereinhalb Jahren Generalsanierung um 18.30 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst wiedereröffnet. Die Gemeinde hat zu einem Hochamt eingeladen, das von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zelebriert wird. Im Anschluss findet ein Weihnachtsmarkt vor dem Westwerk der mehr als 1000 Jahre alten Kirche statt.
„Wir sind im Zeit- und Kostenrahmen geblieben“, verkündet Pfarrer Volker Hildebrandt zufrieden. Rund 14 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. Bund und Land gaben 2,1 Millionen Euro dazu, die restlichen knapp zwölf Millionen Euro hat das Erzbistum Köln aus Kirchensteuern bezahlt. Es war eines der anspruchsvollsten Sanierungsprojekte des Erzbistums seit Jahren, einige Restarbeiten dauern noch bis 2025.
Investiert wurde das Geld vor allem in traditionelle Handwerkskunst. Ob Steinmetze, Dachdecker oder Bauklempner – auf der Baustelle von St. Pantaleon wurde unter der Leitung des Zülpicher Architekten Max Ernst praktisch alles in Handarbeit erledigt. „Allein im Westwerk wurden 1000 Steine ausgetauscht und sämtliche Fugen erneuert“, berichtet Hildebrandt. Die Steinmetze seien so vorsichtig vorgegangen wie ein Zahnarzt, der Karies behandelt. Das marode Material wurde entfernt, anschließend wurden fehlende Steine ersetzt und neu verfugt.
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St. Pantaleon: 2800 Quadratmeter Schieferdächer neu eingedeckt
Auch für die Dachdecker ist der Pfarrer voll des Lobes. Sie haben die mehr als 2800 Quadratmeter großen Schieferdächer von St. Pantaleon in reiner Handarbeit neu eingedeckt. Begonnen wurde die Sanierung im April 2020 wegen Undichtigkeiten im Dach, Regenwasser war in das Kirchenschiff eingedrungen. Zu den besonderen Herausforderungen gehörte auch der Ersatz der Bleieindeckung auf den Seitendächern und an Stellen, die beim Wiederaufbau nach dem Krieg nur mit Mörtel abgedichtet worden waren. Hier kam neben handgearbeiteten Blechen, die auf eine unterlüftete Holzkonstruktion aufgebracht sind, auch Bleiwolle zur Abdichtung zum Einsatz.
„Das hält 400 Jahre“, ist Pfarrer Hildebrandt überzeugt. Die bleiverglasten Fenster wurden neu gefasst und mit Streben aus Edelstahl für einen höheren Winddruck ertüchtigt. Auch das steinerne Maßwerk der Fenster, das teils in schlechtem Zustand war, wurde, wo nötig, erneuert.
Auf die Frage, was das Besondere an der Baustelle von St. Pantaleon sei, nennt Dachdecker Benjamin Olzem aus Hillesheim (Eifel) drei Dinge. „Erstens das Bauwerk als solches. Zweitens das Material oder die Anzahl an Materialien, die wir hier verarbeiten dürfen. Und drittens die Gemeinschaft auf dieser Baustelle. Man kennt die Gewerke, jeder spricht sich untereinander ab, man wächst mit der Zeit zusammen“, berichtet Olzem.
Pfarrer Hildebrandt stimmt ihm zu: „Wir haben hier Leute mit hoher fachlicher Kompetenz, die als Team arbeiten. Alle achten aufeinander, es gibt eine große Rücksichtnahme auf der Baustelle.“ Begeistert zeigt er auf eine dreieckige, halbrunde Eckverkleidung aus Bleiblech an einem Pfeiler am südlichen Langhaus. „Das ist ein Kunstwerk für sich.“ Der Handwerker habe gesagt: „Hier will ich mal zeigen, was ich kann.“ Dachdecker Olzem bestätigt, dass das Bauwerk die Handwerker vor neue Aufgaben gestellt hat: „Wir lernen hier immer noch dazu.“
Spektakuläre Entdeckungen auf der Baustelle
Während der Sanierungsarbeiten wurden spektakuläre Entdeckungen gemacht. Anhand von Resten hölzerner Gerüstbalken, die noch in Vertiefungen in den Wänden steckten, konnte das Westwerk in die Zeit vor dem Jahr 1000 datiert werden. Somit konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass der Bau bereits in ottonischer Zeit errichtet wurde. Damit wurde eine jahrelange architekturhistorische Debatte über das Alter von St. Pantaleon beendet.
Das Kircheninnere ist nun mit einem durchgefärbten Kalkputz in einem zarten Cremeton verputzt, der mit den Steinquadern der Arkadenbögen harmoniert und für einen hellen, freundlichen Gesamteindruck sorgt – der vergraute Kalkanstrich der Nachkriegszeit ist Geschichte. Die Gemälde in der hölzernen Kassettendecke wurden gereinigt, der spätgotische Lettner aus Sand- und Kalkstein aufwendig restauriert. Die Kirchengemeinde und der Freundeskreis St. Pantaleon haben das Projekt mit insgesamt 500.000 Euro für eine neue LED-Beleuchtung und ein kunstvolles Mosaik für die Grablege von Kaiserin Theophanu unterstützt.