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Nach 25 JahrenStartschuss für Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Spatenstich für den WRM-Anbau mit (v. l.): NRW-Kulturministerin Ina Brandes, WRM-Stifterratsvorsitzender Peter Jungen, Marisol Corboud, Präsidentin der Corboud-Stiftung, OB Henriette Reker und Architekt Christoph Gantenbein

Spatenstich für den WRM-Anbau mit (v. l.): NRW-Kulturministerin Ina Brandes, WRM-Stifterratsvorsitzender Peter Jungen, Marisol Corboud, Präsidentin der Corboud-Stiftung, OB Henriette Reker und Architekt Christoph Gantenbein

25 Jahre nach der Absichtserklärung der Stadt Köln, einen Anbau ans Wallraf-Richartz-Museum für die Kunstwerke der Sammlung Corboud zu errichten, haben die Bauarbeiten nun begonnen.

Was lange währt, wird endlich gut? Das dachte nicht nur Marisol Corboud. Die Witwe des 2017 verstorbenen Schweizer Unternehmers und Kunstsammlers Gérard Corboud wohnte am Dienstag persönlich dem ersten Spatenstich für den Erweiterungsbau des „Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud“ (WRM) bei. 25 Jahre musste sie auf diesen Moment warten.

2001 hatte Corboud seine Gemäldesammlung mit mehr als 170 Werken des Impressionismus und Neo-Impressionismus als „ewige Leihgabe“ ins WRM gegeben, das seitdem seine Stiftung im Namen trägt. Doch der von der Stadtspitze bereits 1999 zugesagte Erweiterungsbau für die Kunstwerke ließ lange auf sich warten (siehe Infotext unten). So lange, dass Gérard Corboud 2012 damit drohte, seine Bilder wieder aus Köln abzuziehen.

Danach wurde zwar in einem Architektenwettbewerb ein Entwurf gekürt. Bauen ließ ihn die Stadt aber nicht. 2019 war man an einem Tiefpunkt angelangt, als Stiftungspräsidentin Marisol Corboud 19 Bilder ihrer Fondation Surpierre aus Köln abtransportieren ließ.

Externen Projektmanager berufen

Doch nun scheint es doch noch ein Happy End zu geben. Nicht zuletzt durch das Engagement des WRM-Stifterrats und seines Vorsitzenden Peter Jungen. Die Stifter haben sich nicht nur finanziell für das Projekt engagiert, sondern vor allem immer wieder den Finger in die Wunde gelegt. Von ihnen kam auch die Forderung, die Stadt möge doch endlich einen externen Projektmanager einsetzen, der sich um die Koordinierung kümmert. Ein berechtigter Wunsch, dem die Stadt vor einem Jahr mit der Berufung von Jürgen Marc Volm nachkam. Er zeichnet nicht nur für den WRM-Anbau verantwortlich, sondern auch für die Sanierung des Ungers-Baus sowie die Fertigstellung der Bühnen.

„Dies ist ein schöner Tag“, erklärte Marisol Corboud bei einer Feierstunde im Foyer des WRM. Und sie wurde emotional. Ihr „lieber Mann“ weile nicht mehr unter uns, „aber er ist immer da“, sagte sie. Sie habe immer gedacht, eines Tages werde es so sein, dass der Bau Gestalt annehme. Und nun sei es endlich soweit. „Der Stifterrat hat alle Widerstände aus dem Weg geräumt“, lobte Madame Corboud, die aus Köln stammt.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte, es sei in der aktuellen Haushaltslage „keine Selbstverständlichkeit“, dass die Stadt hier den Mut aufbringe, sich etwas Besonderes zu leisten. Aber es sei wichtig, Köln als Kulturmetropole zu stärken und das gegenüber den Corbouds gegebene Versprechen einzuhalten. Der Erweiterungsbau soll nach bisheriger Planung 95,1 Millionen Euro kosten. Nach Angaben der Stadt ist die Fertigstellung des Neubaus für Ende 2027 geplant.

NRW-Kultur- und Wisenschaftsministerin Ina Brandes CDU) sagte, es sei eine wichtige Aufgabe, dass die Sammlung Corboud standesgemäß untergebracht werde. „Und wir machen heute, glaube ich, einen sehr großen Schritt in diese Richtung.“ Der neue Bau werde „eine große und wichtige Ergänzung“ für die Museumslandschaft in NRW sein. Sie wünsche „einen schnellen und unfallfreien Bauverlauf“ und freue sich auf die Eröffnung.

Archäologische Funde könnten Projekt verzögern

Am Montag kommt das Bohrgerät, dann werden die ersten von 330 Bohrpfählen für das Fundament bis in 28 Meter Tiefe gesetzt. Der Erweiterungsbau umfasst 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und moderne Logistikflächen für eine sichere Anlieferung der Kunstwerke. Er wird über ein unterirdisches Bauwerk mit dem Bestandsgebäude verbunden. Mit der Erweiterung wird auch eine Blockrandbebauung mit rund 500 Quadratmeter Nutzfläche für die Stadt Köln realisiert.

Der geplante Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum in einer Visualisierung nach den Entwürfen des Basler Architektenbüros Christ & Gantenbein

Der geplante Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum in einer Visualisierung nach den Entwürfen des Basler Architektenbüros Christ & Gantenbein.

Bei Sondierungen auf dem Kutz-Gelände waren im Baugrund größere Hohlräume, Versorgungsleitungen, Bodendenkmäler und andere Probleme entdeckt worden. Der Stifterratsvorsitzende Peter Jungen warnte dann auch, dass sich die Bauarbeiten zu verzögern drohen, falls im Untergrund größere archäologische Funde gemacht werden. Einen Termin für die geplante Grundsteinlegung werde man zurzeit nicht nennen. Jungen lobte Baudezernent Markus Greitemann. Durch ihn habe das Projekt Struktur bekommen.

Nach Rundschau-Informationen könnte das Untergeschoss im Herbst 2025 fertig sein, wenn nichts Gravierendes dazwischenkommt. Dann würde der Hochbau starten, die Ausschreibung dafür wird derzeit vorbereitet. Jedoch: Im Baustellenbereich befinden sich Reste der römischen Stadtmauer. Bis die Eröffnung gefeiert werden kann, dürfte es noch eine ganze Weile dauern.


Der WRM-Anbau

Im Jahr 2000 kauft die Stadt Köln das Areal des ehemaligen Kaufhauses Kutz am Marsplatz für den geplanten Erweiterungsbau. Ein Jahr später eröffnet nebenan der Neubau des Wallraf-Richartz-Museums (WRM), den der Architekt Oswald Mathias Ungers entworfen hat. 2004 wird das Kaufhaus abgerissen. Die KVB nutzen das Grundstück als Baustellenlager, sonst passiert lange Zeit gar nichts.

2013 lobt der WRM-Stifterrat auf eigene Kosten einen Architektenwettbewerb aus. Im November wird der Siegerentwurf des Basler Architekturbüros Christ & Gantenbein präsentiert. Danach passiert wieder nichts. Im Sommer 2022 stellt die Fondation Corboud der OB ein Ultimatum. Sie will wissen, wann die Bauarbeiten beginnen. Im Mai 2023 beruft die Stadt den vom Stifterrat geforderten externen Projektmanager: Jürgen Marc Volm übernimmt das Amt. (fu)