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Vor Demo am SamstagKritik an Marsch von Abtreibungsgegnern in Köln wächst

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Zahlreiche Menschen nehmen an der Demonstration «Marsch für das Leben» in Sichtweite des Brandenburger Tors teil.

Abtreibungsgegner beim „Marsch für das Leben“ in Berlin 2020.

Der Protest gegen den am Samstag in Köln geplanten „Marsch für das Leben“ nimmt weiter zu.

Die Demo der Abtreibungsgegner wird vom „Bundesverband Lebensrecht“ (BVL) organisiert, sie richtet sich unter anderem gegen Bestrebungen, das in Paragraph 218 geregelte Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen abzuschaffen. Die Schwangerenberatung „pro familia“ rief gestern zur Teilnahme an Gegendemonstrationen auf.

Wie berichtet, steht Kölns CDU-Chef Karl Alexander Mandl massiv in der Kritik, auch aus der eigenen Partei, weil er den Marsch der Abtreibungsgegner auf der CDU-Homepage ankündigte und Sympathie dafür äußerte. In einem Brief an ihn erklärten Kölner CDU-Politiker, der BVL falle durch „aggressive Vorgehensweise in ethischen“ Fragen auf. BVL-Mitglieder würden „regelmäßig“ Berater von Schwangerschaftskonfliktberatungen bedrohen sowie „Frauen, die in ihrer Not Beratungsstellen aufsuchen, und Politiker, die sich dezidiert äußern“.

BVL kontert Vorwürfe: Niemand sei bedroht worden

Die BVL-Vorsitzende Alexandra Linder weist diese Vorwürfe in aller Form zurück. „Der BVL ist seit seinem Bestehen noch niemals durch Aggressionen aufgefallen, ganz im Gegenteil ist unsere Arbeitsweise sachlich und niemals persönlich diffamierend“, betont sie gegenüber der Rundschau. Bedenklich seien vielmehr die Aggressionen, mit denen die Lebensrechtsbewegung häufig konfrontiert werde. Der Vorwurf einer angeblichen Bedrohung treffe nicht zu. „Noch nie hat ein Mitglied unseres Verbandes und der im BVL organisierten Vereine irgendjemanden bedroht, belästigt oder bedrängt, was auch unanständig und inakzeptabel wäre“, sagt Linder. Sie halte es aber für unproblematisch, wenn man an einer Beratungsstelle eine Schwangere freundlich und zugewandt anspreche, um Hilfsangebote zu machen. Der BVL sei kein Sammelbecken fundamentalistischer Christen, sondern überkonfessionell und überparteilich, er vereine Menschen, „denen die Würde jedes Menschen weltweit von der Zeugung bis zum Tod so wichtig ist, dass sie auch persönlich und aktiv dafür eintreten“.

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Auch donum vitae NRW nimmt Stellung

Auch donum vitae NRW, der Dachverband für 40 staatlich anerkannte Schwangerschaftskonfliktberatungen in NRW äußerte sich kritisch über die Ziele des BVL. „Wir stehen für eine ergebnisoffene und wertschätzende Schwangerschaftskonfliktberatung“, betont Geschäftsführerin Astrid Linnemann im Gespräch mit der Rundschau. Genau das werde auch auf dem Banner stehen, mit dem donum vitae am Samstag seine Geschäftsstelle in der Altstadt schmücken will. Damit will sich die Beratungsstelle klar von der Demo der Abtreibungsgegner distanzieren, die dort in Sichtweite vorbeiziehen wollen. „Mit denen möchten wir nichts zu tun haben“, so Linnemann. „Für uns sind sowohl der Schutz des ungeborenen Lebens als auch die Achtung der Autonomie und Entscheidungsfreiheit der Frau von elementarer Wichtigkeit.“

Es sei wiederholt vorgekommen, dass sich Abtreibungsgegner in der Nähe von Beratungsstellen postiert und Frauen, die dort hineingehen wollten, angesprochen und auch bedrängt hätten. „Das ist komplett übergriffig. Viele der Frauen befinden sich in einer persönlichen Notlage. Sie möchten nicht von wildfremden Menschen belästigt werden.“

In Köln sei dies ihres Wissens nach bisher nicht vorgekommen, in anderen NRW-Städten aber schon, so Linnemann. Inwieweit es Kontakte zwischen solchen Akteuren und dem Bundesverband Lebensrecht gebe, wisse sie nicht. Klar sei aber: „Donum vitae steht dafür, Frauen und Paare auf dem Weg zu begleiten, den sie selber wählen.“