Ein Gebäude wurde beschädigt. Es handelt sich dabei um den Club Vanity an den Kölner Ringen. Auch Butlers wurde schwer beschädigt.
Explosion an den Kölner Ringen„Ich habe einen großen Feuerball gesehen“
Wie sich die Bilder gleichen: Zerstörte Scheiben, verwüsteter Eingang, Benzinreste auf dem Boden und eine Polizei im Großeinsatz. Mehrfach sind diese Szenen in den vergangenen Wochen in Köln und anderen Städten zu sehen gewesen. Es sind die Auswüchse eines eskalierenden Drogenkrieges zwischen einer niederländischen Tätergruppierung, die unter dem Oberbegriff „Mocro Mafia“ firmiert, und einer Drogenbande kurdischen Ursprungs aus Köln.
Explosion in Köln: Auch Butlers am Hohenzollernring beschädigt
Am Montag kommt es wieder zu einer Explosion – diesmal mitten in der Stadt auf der Vergnügungsmeile „Ringe“. Der Sprengsatz explodierte kurz vor 6 Uhr, direkt im Eingangsbereich zur angesagten Disco „Vanity Club“ am Hohenzollernring. In dem Gebäudekomplex sind auch Büros und Geschäfte untergebracht. Deckenplatten stürzten im Eingangsbereich des Geschäftshauses herab und Fensterscheiben zerplatzten. Schwer beschädigt wurde auch die Fensterfront des Dekorationsgeschäftes „Butlers“.
Benzinkanister am Tatort gefunden
Ein Augenzeuge sagte der Rundschau: „Ich habe einen großen Feuerball gesehen. Es sind mehrere Menschen weggelaufen“. Auf dem Video einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie ein Mann an der rechten Seite des Eingangsbereiches zu der Passage einen Gegenstand ablegt — kurze Zeit später gibt es eine Explosion und der Bereich steht in Flammen. Der Täter hatte am Tatort offensichtlich einen Benzinkanister abgestellt und einen Brand gelegt. Ein Ermittler sprach von einem Sprengsatz.
Die verkohlten Einzelteile des Kanisters sind am Montagmorgen zwischen Scherben und Schutt zu erkennen und werden von der Polizei gesichert. Eine Reinigungskraft (53) erlitt durch die Detonation ein Knalltrauma und wurde in die Uni-Klinik gefahren. Der Mann hatte am frühen Morgen in der Passage gearbeitet, wollte die Mülltonnen auf die Straße schieben und erlebte die Brandattacke mit. Die Explosion geschah nur wenige Meter von der Reinigungskraft entfernt. Ärzte stellten später einen Riss im Trommelfell fest. Auch ein Obdachloser hielt sich zum Zeitpunkt in dem Bereich auf. Laut Zeugen lief der Mann weg. Ob er verletzt wurde, blieb unklar.
Der Geschäftsführer der Disco „Vanity Club“ Hamid Nuri, sagte der Rundschau: „Am Wochenende wurde hier noch fröhlich gefeiert. Ich kann mir das alles nicht erklären“. Stress mit Gästen oder Drohungen habe es nicht gegeben. Es habe allenfalls Polizeieinsätze gegeben, wenn Gäste nicht gezahlt hätten. Er sei gegen 6 Uhr von der Polizei angerufen worden und sofort zum Hohenzollernring geeilt. Einen Grund für den mutmaßlichen Brandanschlag auf ihn oder den Club kenne er nicht. Zu möglichen Hintergründen der Explosion macht die Polizei bisher keine Angaben. Es werde in alle Richtungen ermittelt. „Wir können nichts ausschließen“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungsbehörden halten sich zurück, versichern aber, dass mit Hochdruck ermittelt werde. Zuständig sind die Beamten für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, und dort geht es sehr schweigsam zu, wenn es um Informationen für die Öffentlichkeit geht. Die Brandattacke auf den Ringen trägt die Handschrift der „Mocro-Mafia“. Explosionen vor Hauseingängen sind ein oft angewandtes Drohmittel niederländischer Drogenhändler. Als „Mocro-Mafia“ werden in den Niederlanden jene Banden bezeichnet, deren Protagonisten meist aus Familien stammen, die aus Marokko eingewandert sind. Die Mocro-Mafia liefert sich mit Dealern in Deutschland seit diesem Sommer eine blutige Fehde.
Polizei sucht nach Verdächtigem
Wie aus Polizeikreisen zu erfahren ist, nutzen die Täter „Selbstlaborate mit chemischen Substanzen“ als Sprengsatz. Die Ermittler haben nach Rundschau-Informationen außerdem Kenntnis darüber, dass die Täter gegen die Zahlung von mehreren hundert Euro angeheuert werden. Am Montagnachmittag hatte die zuständige Ermittlungsgruppe den Fall noch nicht offiziell übernommen, hieß es. Es gelte aber als sehr wahrscheinlich, dass dies in den kommenden Tagen passieren werde, war aus dem Polizeipräsidium zu hören.
„Aufgrund von Aufzeichnungen der Videobeobachtung fahndet die Polizei nach einem Mann, der mit der Tat im Zusammenhang stehen dürfte und nach der Explosion in Richtung Friesenplatz weggelaufen ist. Er war bekleidet mit einer weiß-blauen Jacke, einer dunklen Hose und dunklen Sneakern“, teilte die Kölner Polizei nach dem Vorfall mit. Außerdem setzen die Ermittler auf weitere Aufnahmen von Überwachungskameras, die es mehrfach auf den Ringen gibt. Kripochef Michael Esser hatte nach den ersten Explosionen im Sommer 2024 gesagt: „Es ist eine neue Gewalteskalation im Drogenbereich eingetreten, die auch Auswirkungen auf Unbeteiligte haben kann. Die Sprengmittel, die hier in Köln eingesetzt worden sind, haben Gott sei Dank zu keinen Verletzungen geführt.“ Dies hat sich spätestens seit dem Montag geändert. Auch bei einer Explosion im Juli am Kölnberg war ein Mieter (56) verletzt worden. Auch wenn die Tat auf den Ringen die Handschrift der „Mocro-Mafia“ trägt, gilt auch eine Auseinandersetzung im Rocker-Milieu oder Türsteher-Milieu nicht als ausgeschlossen. So führt die Spur nach der Schießerei auf ein Wohnhaus in Ostheim vor rund zwei Wochen eher in Richtung Rockerkriminalität, als in Richtung „Mocro-Mafia“. Dabei wurde 13 Mal auf ein Gebäude geschossen.