Die Abstimmung im Stadtrat wird wohl erst im Oktober stattfinden. Die Bürgerinnen und Bürger äußern sich jetzt.
Bürgerversammlung in KölnDas sagen die Bürger im Mauritiusviertel zur Ost-West-Achse
Der Entscheid über den Ost-West-Tunnel oder die oberirdische Stadtbahn-Variante gilt als Kölner „Jahrhundertentscheidung“. Die Abstimmung im Stadtrat wird es wohl erst im Oktober geben. Was sagen eigentlich die Bürgerinnen und Bürger dazu, die die Auswirkungen des Baus letztendlich zum Großteil zu spüren bekommen?
Am Dienstagabend lud der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke (Grüne), Anwohner, Interessierte und Vertreter der Politik ein, um Fragen zu einer möglichen U-Bahn zu klären. „Die zentrale Frage ist: Was kommt auf uns zu?“, sagt Hupke. Rund 100 Interessierte versammelten sich in der Mauritiuskirche. Besonders stark vertreten: Die Initiative „Oben bleiben“. Mit Infomaterial, Flyern und einer Petition gewappnet wollten sie sowohl die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Politik auf die Auswirkungen des Ost-West Tunnels aufmerksam machen. In den Vorlagen der Stadtverwaltung und der Kölner Verkehrs-Betriebe sehen sie diese als nicht ausreichend beleuchtet.
Bis die Bahnen komplett unter der Erde verschwunden sind dürfte rund ein Jahrzehnt vergehen. Roland Schüler von "Oben bleiben" erläuterte, dass die Linien 3, 4 und 18 am Neumarkt für zwei Jahre nicht mehr durchfahren könnten, da dieser für diese Linien zu einer Art Kopfbahnhof umfunktioniert würde. Die Linie 9, die zurzeit direkt an der Mauritiuskirche vorbei fährt, würde dann für einen längeren Zeitraum komplett wegfallen. Jurek, ein Student aus der Stadt, sieht noch ein ganz anderes Problem bei einer U-Bahn: „Die Bahn gehört für mich mit zum Stadtbild. Gerade zu Zeiten einer Mobilitätswende sollte doch sichtbar sein, dass der ÖPNV ein Teil der Stadt ist.“
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Hupke moderierte, unterstützt von Schüler, die Veranstaltung und skizzierte den möglichen U-Bahn-Ausbau: "Mit einem möglichen Ost-West Tunnel würde auf der Jahnstraße, direkt neben der Mauritiuskirche, eine 130 Meter lange Tunnelrampe entstehen, die für Passanten nicht zu übergehen sein wird", heißt es schon in der Einladung der Veranstaltung. Häuser würden, anders als nach der originalen Planung aus 2018, unterirdisch unterfahren, da aufgrund des lockeren Bodens um die Mauritiuskirche herum, nicht wie geplant die Kirche unterfahren kann. Außerdem, wird eine Baustelle über mehrere Jahre hinweg, die Umgebung im Mauritiusviertel prägen. Hupke ist wie die Grünen-Ratsfraktion Gegner der Tunnel-Variante.
Kosten als zentrales Problem
Michael Neumann, ein Anwohner und Mitglied der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz ist empört über die Dokumente der Verwaltung: „Die Kosten werden zwar genannt, aber nicht gewertet.“ Er appellierte an alle Anwesenden, sich in das Thema einzulesen, um sich eine fundierte Meinung bilden zu können. Die Kosten sieht auch Anwohner Axel Karst als zentrales Problem. Der unterirdische Ausbau würde rund 1,2 Milliarden Euro teurer sein, als die oberirdische Variante. Mit den anderen Großprojekten der Stadt wie der Mülheimer Brücke, der Oper und dem Stadtarchiv zweifelt er die Fähigkeit der Stadt an, noch ein weiteres Projekt auf sich zu nehmen. „Was macht die Politik eigentlich, um so einen Schwachsinn zu verhindern?“, wendet er sich aufgebracht an die anwesenden Vertreter des Stadtrats.
Daraufhin meldet sich Theresa De Bellis, Stadtratsmitglied der CDU zu Wort: „Es gibt sowohl für die oberirdische, als auch für die unterirdische Variante gute Gründe. Und ja, wir trauen uns noch immer an Großprojekte.“ Letztendlich entscheide die Politik im Rat.
Dann wurden die Stimmen der Anwohner laut: „Ich habe das Gefühl, dass man als Bürger gar nicht mehr gesehen wird“, sagt eine Anwohnerin. Letztlich appellierte das Bündnis „Oben Bleiben“ an die SPD, die sich bislang noch nicht für oder gegen den Tunnel entschieden hat. „Mit der Stimme der SPD kann der Tunnelbau wirklich noch verhindert werden“, sagt eine Vertreterin des Bündnisses. Ein weiteres, von „Oben bleiben “ aufgegriffenes Problem ist der „Kollateralschaden für den Einzelhandel“, mit einer Baustelle vor der Tür würden die Inhaber ihre Laufkundschaft zu einem Großteil verlieren.