Drei Ampeln und zwei private Sicherheitsleute sollen in der Kölner Innenstadt sicherstellen, dass die Polizei freie Bahn hat.
Polizei-InnenstadtwacheHier stehen Kölns wohl irrsinnigste Ampeln
Eigentlich ist es irre. Die Innenstadtwache der Polizei in der viertgrößten Stadt Deutschlands benötigt zwei private Wachleute, die ihr den Weg frei halten. So etwas gibt es vermutlich nur in Köln.
Das Problem ist, dass die Stolkgasse – an der sich die Innenstadtwache befindet – seit den Osterferien teilweise gesperrt ist und es sechs bis acht Wochen bleiben soll. Eine Sicherheitsmaßnahme während des Abbruchs im Projekt „Sachs“ (siehe Infotext). Projektentwickler Momeni rechnet damit, dass die Sperrung der Stolkgasse bis Mitte Juni bleiben wird. Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, dass noch keine Genehmigung für den Abbruch vorliege. Diese Spekulationen weist Momeni zurück. Es scheint einfach lange gedauert zu haben, bis das Abrbruchunternehmen die nötigen Voraussetzungen für die Straßensperrung mit dem Verkehrsamt und der Polizei abklären konnte.
Die Lösung: Zwei Wachleute sorgen Tag und Nacht dafür, dass die parallel verlaufende Postprivatstraße frei bleibt, damit die Einsatzfahrzeuge durchkommen. Auf der Straße befinden sich Zufahrten zu unterirdischen Hotel-Tiefgaragen sowie zu einer Autovermietung. Die Fahrbahn ist nur breit genug für eine Spur. Also wurden kurzerhand drei Baustellenampeln aufgestellt, zwei in der Stolkgasse und eine in der Postprivatstraße.
Die Ampeln in der Stolkgasse sind eigentlich überflüssig, selbst aus den Polizeifahrzeugen war dort schon zu hören, dass die Ampel keinen Sinn ergebe und die wartenden Autofahrer doch einfach fahren sollten. Auf Anfrage erklärt die Polizei Köln dennoch: „Die örtlich zuständige Polizeiinspektion (PI 1) war seit Beginn in die Planung der Verkehrssperrungen involviert. Die aktuelle Verkehrsregelung ist von den angedachten Lösungen die bestmögliche.“Möglicherweise könnte noch nachgebessert werden, so die Beamten.
Kölner Innenstadt: Verkehrsregelung in versteckter Straße
Wenn das rote Signal aber in der Postprivatstraße leuchtet, warten Autos mitten auf der Straße – dann ist kein Durchkommen mehr für die Polizei, selbst im Notfall. Obwohl die Verantwortlichen scheinbar den Notfall schon einkalkuliert haben: Auf dem Bürgersteig der Postprivatstraße sind Straßenschilder und auch Stahlpoller einfach abgesägt worden.
Es ist banal, denn dieses kleine Sträßchen liegt eigentlich versteckt und fern vom täglichen Geschehen. Die Durchfahrt ist nur für Anlieger erlaubt. Nur Gäste der anliegenden Hotels und Kunden der Autovermietung fahren üblicherweise hinein – sonst eigentlich niemand. Und doch müssen dort 24 Stunden lang private Sicherheitsleute stehen, um zu verhindern, dass die Einsatzkräfte stecken bleiben. Eine absolute Notlösung, par excellence, die auch noch Geld kostet.
Abrissunternehmen hat Sicherheitspersonal beauftragt
Denn beim Rund-um-die-Uhr-Betrieb kann man davon ausgehen, dass in Schichtrotationen von acht oder zwölf Stunden gearbeitet wird. Laut dem Job-Portal Kununu verdienen Sicherheitsmitarbeiter im Schnitt rund 24 700 Euro brutto im Jahr. Das sind rund 2050 Euro pro Monat. Bei einer Sperrung von acht Wochen kostet die Beschäftigung des Sicherheitspersonals also zwischen 8000 und 12 000 Euro. Ein Fall für den Bund der Steuerzahler ist das jedoch nicht. Denn die Sicherheitsleute werden laut Rundschau-Informationen nicht von der Stadt beauftragt, sondern vom Abrissunternehmen.
Der vier bis fünfstellige Betrag für das zusätzliche Personal wird auf der Abrechnung für den gesamten Abriss vermutlich wie „Peanuts“ wirken. Er wird nicht auffallen, genauso wenig wie die beiden Sicherheitsbeamten in ihren neongelben Jacken, die kaum jemand wahrnimmt. Bis das Blaulicht angeht und die Einsatzfahrzeuge der Polizei so schnell wie möglich in die Innenstadt müssen.