Köln – Wer soll die historische Festungsanlage von Fort X künftig besitzen und betreiben? Hierüber will die Verwaltung eine sogenannte „öffentliche Interessensabfrage“ machen. Vereine, die Interesse haben, das rund 2400 Quadratmeter große Gebäude am Neusser Wall 33 überlassen zu bekommen und im Gegenzug für die Instandhaltung zu sorgen, können sich dann bewerben. Der Liegenschaftsausschuss des Rates soll am Montag, 22. November, das Verfahren per Beschluss in Gang bringen.
Sanierung ist der Stadt zu teuer
Konkretes Interesse, die zwischen 1819 und 1825 errichtete Anlage mit ihren Räumlichkeiten per Erbbaurechtsvertrag zu übernehmen, hat bisher nur die Nippeser Bürgerwehr bekundet. In der nachfolgenden politischen Debatte kam jedoch die Forderung auf, zu ergründen, ob es noch weitere mögliche Bewerbervereine gibt. „Diesem Wunsch soll nunmehr entsprochen und ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren durchgeführt werden. Diesem Wunsch kommt die Verwaltung nun nach“, sagt Stadtsprecherin Katja Reuter. In einem ersten Schritt soll das Fort X bis 31. Dezember 2023 an eine der sich bewerbenden Institutionen vergeben werden. Bislang betreibt die Stadt das alte Gemäuer aus dem preußischen Festungsring. „Die Sanierung des Forts ist für die Stadt Köln wirtschaftlich nicht darstellbar“, so das Liegenschaftsamt.
Auf die neuen Betreiber der Anlage kommen hohe Aufwendungen zu. Die Sanierungskosten für Dach, Fassaden, Fenster, Türen und Treppen würden laut Stadt rund 4,4 Millionen Euro brutto betragen. Es ist jedoch möglich, dass noch weitere Gewerke angegangen werden müssen. Im Gegenzug bekämen die neuen Besitzer ein repräsentatives und ehrwürdiges Gebäude, dessen Räume sie natürlich an weitere Vereine vermieten könnten.
Schon heute nutzen Kölner Vereine wie die Kölner Ratsbläser, die Fidele Kölsche, die Tanzgruppe „De Höppemötzjer“ und zwei Pfadfindergruppen Teile des Fort X. Auch das Grünflächenamt unterhält Räumlichkeiten im Gebäude, im Zusammenhang mit der Pflege des Rosengartens von Fort X.
Geschichte des Fort X
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland alle Festungsanlagen in Rheinnähe schleifen. Die Stadt unter Führung ihres damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer erreichte, dass die preußischen Forts nicht komplett abgerissen werden mussten, sondern Teil von Grün- und Erholungsanlagen werden konnten. Das große Fort X aus dem Jahr 1825 zwischen nördlicher Innenstadt und Nippes sollte zu einem „grünen Fort“ umgestaltet werden. Auf einem der Dächer wurde ein Rosengarten angelegt, der auf den Rosenliebhaber Adenauer zurückgehen soll. Im Zweiten Weltkrieg war hier zeitweise die SS untergebracht, die Keller wurden als Bunker gegen Luftangriffe genutzt. (fra)
Das Modell, wie es im Fort X angestrebt ist, wird bereits für andere historische Bauwerke Kölns angewandt. So sind die Hahnentorburg (Ehrengarde der Stadt Köln), der Sachsenturm (Blaue Funken), die Ulrepforte (Rote Funken) sowie Orangerie im Volksgarten und die Wolkenburg an Dritte überlassen, die das Gebäude bespielen und sich im Gegenzug um die Instandhaltung kümmern.