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Nach SchlaganfallDiese Kölnerin benutzt ihre Augen wie eine Computermaus

Lesezeit 2 Minuten
Julia Holler sitzt in einem Rollstuhl direkt vor ihrem Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch stehen drei Bildschirme.

Julia Holler arbeitet beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit einem augengesteuerten Sprachcomputer.

Die 27-jährige Julia Holler hatte im Teenageralter einen Schlaganfall. Sie kommuniziert über einen augengesteuerten Computer.

An den Tag, an dem sie den Schlaganfall hatte, erinnert Julia Holler sich gut. Es waren genau sechs Tage vor ihrem 16. Geburtstag. „Wir waren im Familienurlaub in Sardinien und mir ging es in der Woche nicht gut“, sagt sie. Sie wollte nach Hause. Doch ihre Eltern glaubten, es seien nur Kopfschmerzen. Bis ihr eines morgens schwindelig wurde und sie das Gleichgewicht verlor.

Sofort ging es ins italienische Krankenhaus. Die erste Diagnose: Sonnenstich. Von den Ärzten wurde Holler wieder in die Ferienwohnung zurückgeschickt. „Und als wir ankamen, lag ich schon im Koma.“ Fünf Tage hat es dann gedauert bis sie in die Kölner Uniklinik geflogen wurde. Fünf Tage, bis das Blutgerinnsel in ihrem Kopf entfernt wurde.

Sprachcomputer

Nach dem Schlaganfall bemerkte sie sofort, dass sie weder Kopf, noch Gliedmaßen bewegen konnte. Zur Kommunikation bekam sie in der Uniklinik eine Sprachtafel, später dann den augengesteuerten Sprachcomputer, den sie „Tobi“ nennt. Hollers Blick ersetzt bei Tobis Steuerung die Computermaus. Mit bloßem Auge öffnet und schließt sie Email-, und Textprogramme.

„Mit meinem Sprachcomputer war ich das Highlight in jeder Klasse, sagt Holler, die nach dem Schlaganfall zunächst Hauptschul-, dann Realschulabschluss nachholte, schließlich sogar Fachabitur machte. „Ich war fit im Kopf – eingeschränkt war ich nur körperlich“, erklärt die heute 27-Jährige. Den Computer habe die Krankenkasse bezahlt.

Umbau für 80.000 Euro

2000 Euro Zuschuss gab es auch für den handicapgerechten Haus-Umbau, der insgesamt 80 000 Euro kostete. Gestemmt werden konnten diese Kosten nur durch ein Benefizkonzert, das die große Mülheimer Karnevalsgesellschaft für das ehemalige Tanzmariechen ausrichtete.

„Dass es den Landschaftsverband Rheinland (LVR) gibt, und wobei der unterstützen kann, wusste von uns damals keiner – leider“, sagt Holler. Erst als sie an die Rösrather LVR-Schule für Menschen mit körperlichen und motorischen Einschränkungen kam, wurde ihr klar, in wie vielen Bereichen der LVR Unterstützung bietet. Etwa als es darum ging, ihre eigene Wohnung rollstuhlgerecht umzubauen. Oder bei ihrer Arbeit in der Stabsstelle Veranstaltungsmanagement des LVR. Dort wird sie von einer persönlichen Assistentin – Julia Querbach – unterstützt. Querbach spricht und unterstützt nur dann, wenn Holler sie ansieht. „Ich fungiere nur als Julias Hände“, sagt Querbach.

Zukunft

Für die Zukunft hat Julia Holler drei Wünsche. Zum einen wünscht sie sich vom LVR auch weiterhin so unterstützt und gefördert zu werden. „Ich merke, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird. Das gibt mir Kraft und Auftrieb.“ Außerdem wünscht sie sich eine weitere Assistenz, aber für die Freizeit. „Und dass nichts Unerwartetes mehr passiert.“