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Theaterfest in 66 SpielstättenDas gibt es zu sehen beim Festival der darstellenden Künste

Lesezeit 3 Minuten
Szene beim Festival der darstellenden Künste.

Erste Einblicke in den „Fall Ransohoff“ gab es auf der Probebühne des Comedia-Theaters.

Das Festival (früher Theaterfest) lockt Kunstbegeisterte noch bis zum Freitag mit Kostproben auf den Bühnen an.

Mit einem Gerücht räumte Manuel Moser, Vorstandsmitglied im Verein darstellende Künste Köln e.V. (VdK) gleich zu Beginn des Abends auf: „Die Kölner Theaternacht wird nicht abgeschafft. Ganz im Gegenteil: Sie wird sogar erweitert.“

Die Umbenennung der etablierten Marke „Kölner Theaternacht“ in „Festival der darstellenden Künste“ hatte offenbar teilweise für Verwirrung gesorgt. Dabei sollte damit nur ein Problem gelöst werden, das sich in den vergangenen Jahren einfach nicht mehr ignorieren ließ: Die Vielfalt der Kölner Theater-, Tanz-, Performance- und Kleinkunstszene ist zu groß, um sie den Zuschauern in einer einzigen Nacht nahezubringen. Somit entstand die Idee eines Festivals, bei dem an drei Abenden immer ein anderer Bereich der Stadt im Fokus steht. Ob den Besuchern damit die Auswahl erleichtert wird, sei einmal dahingestellt, denn die Anzahl der teilnehmenden Spielstätten erhöhte sich laut Moser von zuletzt 53 auf insgesamt 66. Neben den bestehenden Theatern werden auch ungewöhnliche Orte bespielt und es finden Darbietungen im öffentlichen Raum statt.

Eine Frau spielt auf einer Säge beim Festival der darstellenden Künste

Bei „Fräulein Feldmann“ handelt es sich um eine singende Säge.

Den Anfang machte – am angestammten 2. Oktober – die Südstadt. Wer möglichst viele Facetten der darstellenden Kunst erleben wollte, konnte seinen Abend etwa im Heizkraftwerk der Rheinenergie beginnen. Der langjährige Hauptsponsor stellte auch dem neuen Format einige seiner Räumlichkeiten zur Verfügung. Darunter die Schlosserei, wo das Ensemble „Fischer & Friends“ in einer szenischen Lesung interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Schillers „Ode an die Freude“ gab – die in ihrer Originalfassung deutlich länger war als der heute bekannte Text. Anschließend gab es auf der Probebühne des Comedia Theaters erste Einblicke in den „Fall Ransohoff“. Die Geschichte der Büttenrednerin Gerti Ransohoff, die vom Naziregime in den Selbstmord getrieben wurde, soll kommenden Januar im Orangerie Theater gezeigt werden. Danach bot sich ein Besuch im Bürgerhaus Stollwerck an, wo es auf der hauseigenen Kleinkunstbühne „Theater 509“ Impro-Comedy mit dem Ensemble „Selbstauslöser“ gab. Anschließend konnte man noch bleiben und im Treppenhaus Bekanntschaft mit „Fräulein Feldmann“ machen, bei der es sich um eine singende Säge handelt.

Am zweiten Tag geht es auf die Schäl Sick

Alternativ hätte man an diesem Abend – unter anderem – einer performativen Comedyshow auf dem Chlodwigplatz beiwohnen, sich über den Baufortschritt des Orangerie Theaters informieren, im Kesselhaus des Heizkraftwerks Operettenmelodien lauschen oder sich im Kunsthaus Rhenania einen Vorgeschmack auf die im November anstehende „Room Service“-Staffel holen und anschließend zur Party bleiben können.

À propos Partys: Diese fanden vereinzelt schon zu „Theaternacht“-Zeiten im Anschluss an die Vorstellungen statt. Mit der Neuausrichtung als Festival wurde auch dieses Angebot ausgebaut. Dazu holte der VdK Philipp Treudt ins Orgateam, der bereits durch Veranstaltungen wie die „Tour Belgique“ von sich reden machte. Am Donnerstagabend findet das Spektakel auf der „Schäl Sick“ statt, zum Abschluss geht es dann nach Ehrenfeld und in die Innenstadt (siehe Infotext).

Info

Am Freitagabend zeigen Ehrenfeld und der Innenstadtbereich zwischen Belgischem Viertel und Nordstadt, was sie in Sachen Theater und Performance zu bieten haben. So kann man im Urania Theater dem Ensemble des Hamburger Schmidt Theaters bei den Proben zu den „Königs vom Kiez“ (ab November in der Volksbühne) zuschauen. Im Hänneschen Theater gibt es Einblicke „Hinger d‘r Britz“. Kabarett und Comedy zeigen unter anderem Atelier Theater, Hinterhofsalon und Kabarett A-Z. Die 20- bis 30-minütigen Vorstellungen beginnen ab 20 Uhr jeweils zur vollen Stunde. Tagestickets (ab 22 Euro) gibt es online auf der Festivalseite www.fddk.de oder, für ganz Kurzentschlossene, direkt bei den Spielstätten.