Köln – Nach den Belastungen durch die Corona-Pandemie treffen die Krankenhäuser nun auch die Inflation und die extrem gestiegenen Energiepreise. Wo andere die Preise erhöhen, ist das für Kliniken nicht so einfach möglich. Eine Knie-Operation beispielsweise hat einen staatlich festgelegten Abrechnungssatz – ein Aufschlag für Krankenkassen oder Selbstzahler ist nicht möglich.
Mittleres Krankenhaus mit Mehrkosten von sechs Millionen Euro
Nach einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts können 96 Prozent der Krankenhäuser bundesweit die gestiegenen Kosten nicht mehr aus den laufenden Einnahmen bezahlen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Berechnungen angestellt, wonach ein Krankenhaus mittlerer Größe 2023 über sechs Millionen Euro mehr für Gas und Strom bezahlen wird als im Jahr 2021. „Allein das macht auf alle Kliniken hochgerechnet einen Fehlbetrag von rund vier Milliarden Euro“, sagt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß. Wie bundesweit bei vielen Krankenhäusern gibt es auch in Köln an vielen Stellen einen Investitionsstau: Der Umbau zu energieeffizienteren Gebäuden ist größtenteils noch nicht umgesetzt.
Energiekrise: So ist die Lage der städtischen Kliniken Kölns
Auch die städtischen Kliniken leiden unter den massiv gestiegenen Energie- und Sachkosten. „Große Preissprünge sind in nahezu allen Warengruppen zu verzeichnen, insbesondere auch bei Lebensmitteln“, sagt Unternehmenssprecherin Sigrid Krebs der Rundschau. Die Prognosen für die zu erwartenden Energiepreise sind trotz energieeffizientem Heizsystem düster. „Die drei städtischen Krankenhäuser in Holweide und Merheim und das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße werden mit Fernwärme beheizt, deren Bezug sich 2,2- bis 2,5-fach zum Vorjahr 2021 verteuert.“ Städtische, landes- oder bundesweite Hilfen gab es bislang noch nicht. Die Kliniken haben bereits eigene Initiativen zur Einsparung von Energie vorgenommen. In Arbeitsräumen und in der Verwaltung werde die Raumtemperatur auf 19 Grad Celsius beschränkt, so die Sprecherin. Dies gelte nicht für Patientenzimmer. Darüber hinaus werde „auf allen Ebenen“ versucht, aktiv Energie einzusparen. Klar ist: Krankenhäuser gehören zur sogenannten kritischen Infrastruktur. Sparmaßnahmen bei der Versorgung von Patienten, etwa auf einer Intensivstation, sind ausgeschlossen.
Steigende Energiekosten sowie die allgemeine Inflation machen sich auch in der Uniklinik Köln zunehmend bemerkbar, teilt Mirko Ristau, Sprecher der Uniklinik, auf Anfrage der Rundschau mit. Als Teil der kritischen Infrastruktur sei die Energieversorgung der Uniklinik aktuell gesichert. Auch dort beschäftige sich ein Team aus den verschiedensten Bereichen der Klinik mit Energieeinsparmöglichkeiten. „Hinsichtlich einer möglichen Kompensation der Zusatzkosten befindet sich die Uniklinik Köln mit dem Land Nordrhein-Westfalen im engen Austausch“, so Ristau.
Mit der Aktion „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Gefahr“ versuchen auch die Krankenhausverbände, die Entscheider bei Bund und Ländern auf die besondere und ohnehin schwierige wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hinzuweisen. Bereits im September hatte der Leiter der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Ingo Morell, gewarnt, dass fast alle Kliniken in NRW finanziell geschwächt ins zweite Halbjahr 2022 gestartet seien. „Die Preissprünge bei Erdgas und ebenso beim Strom kann kein Krankenhaus aus eigener Kraft tragen. Wir türmen bedrohliche Defizite auf, weil wir Geld ausgeben müssen, das wir nicht wieder einnehmen können“, so Morell.