Glitzer und viele KerzenKölner Weihnachtsdeko gegen den Corona-Blues
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Köln – Glitzer und Glimmer, Lichter oder Grün pur – das sind gefragte Seelenwärmer in der Adventszeit. Die Heilige Nacht wird dieses Jahr stiller sein als sonst, dann soll es Zuhause wenigstens umso gemütlicher und schmucker werden. Weihnachtsmärkte werden von vielen vermisst, aber ein Bummel zu Kölner Deko-Spezialisten lässt ein bisschen Alle Jahre wieder-Gefühl aufkommen, ohne Gedränge und Hohoho-Beschallung.
Große Sehnsucht nach Sinnlichkeit
Eine „große Sehnsucht nach Sinnlichkeit“ hat Sibylle Hartung bei den Kunden festgestellt, Cocooning kommt groß raus im heruntergefahrenen Corona-Alltag. Kerzen sind zum Rückzug ins Private gefragt wie nie, sagt die „Balloni“-Geschäftsführerin. Viele davon auf ein großes Tablett stellen, dazu Tannenzapfen und Kugeln, fertig ist die Zierde ohne Verpackungsmüll und Blingbling made in China. So reduziert wird es jedenfalls bei ihr privat aussehen. „Ich habe ja beruflich schon so viel mit Deko zu tun.“
Im Ladenloft am Ehrenfeldgürtel bietet dagegen ein üppig ausgestatteter Adventsmarkt nicht nur Natürliches wie Zapfen ab 1 Euro, Dattelzweige, Rosmarinkränze. „Die Leute dekorieren viel mehr als 2019, das hat sicher mit Corona zu tun“, meint Hartung, „viele verreisen ja nicht und machen es sich in den eigenen vier Wänden besonders schön.“
Für das Unternehmen ist es ebenfalls keine leichte Zeit, auch wenn lachende Schneemann-Ballons Happy Christmas verkünden. Denn die vielen Weihnachtsfeiern, die das Unternehmen sonst in diesen Wochen ausrichtet und ausstattet: abgesagt, alle Events: gestrichen. Rund 50 Prozent der 80 Festangestellten sind in Kurzarbeit. Das Team verkauft nicht nur, sondern ist selbst kreativ: strickt Pulswärmer und verpackt Überraschungspakete mit goldenen Helium-Sternen, die Heiligabend aus der Kiste fliegen, Kostenpunkt 24 Euro inklusive Verpackungsservice. In den Regalen stehen Kerzen in allen Größen und Spezialfarben, zarte Pastelltöne ab 4,90 Euro. Auch die Glaskugeln gibt es in besonderen Farben. Die Preispalette des Angebots reicht bis rund 100 Euro.
Deko-Geschäft
18.000 Tonnen Christbaumschmuck werden alle Jahre wieder laut Statistischem Bundesamt (Zahlen 2019) im Wert von etwa 143 Millionen Euro nach Deutschland importiert, besonders aus China. Vieles verschwindet nach dem Fest auf ewig in Schubladen. Nachhaltiger Verbrauchertipp: (Qualitäts-)Produkte wieder verwenden, selbst basteln, tauschen.
Nicht alles steht auf Neu, Nachhaltigkeit liegt im Trend, Tauschbörsen sind eine Alternative. Wie der Christbaum geschmückt wird, ist in vielen Familien Tradition. Ein Baum nur mit Rot oder einer mit kuriosen Anhängern vom Bier-Sixpack bis zur Küchenmaschine? Geschmäcker sind verschieden. Die Ersten haben schon Kisten aus dem Keller geholt, voller Erinnerungsstücke, Resten alter Strohsterne zum Beispiel, die Oma noch aus handgebügelten Halmen gebastelt hat.
Käthe Wohlfahrt in der Hohe Straße
Astrid Olbertz vom Popup-Store Käthe Wohlfahrt in der Hohe Straße setzt auf Qualität individueller Sortimente. „Stammkunden kaufen gern etwas aus einer Serie dazu“, sagt sie und zeigt auf einen Mini-Tannenbaum aus der Lebkuchenserie, bemaltes Holz zu Preisen zwischen 15 und 25 Euro. In Ausnahmefällen wurde schon mal ein Komplett-Programm für den ersten Enkel gekauft: Über und über mit Spielzeugmotiven wie Lokomotiven, Trömmelchen und Teddybären behängt. Das Familienunternehmen betreibt in Köln in normalen Jahren einen großen Stand auf dem Weihnachtsmarkt Neumarkt, dieses Jahr erstmals den Store bis 23. Dezember. Über 25 000 Artikel zählt dort das Sortiment, nach Firmenentwürfen produziert. Ein Trend: Alles rund um die Weihnachtsbäckerei. Auch Strohschmuck ist wieder im Kommen.
Und Tiermotive. Viele holen sich bei Spaziergängen statt Weihnachtsmarktbesuchen die Natur gegen den Winter-Blues nicht nur von drauß vom Walde ins Haus. Heerscharen von Deko-Rehkitzen und -Rentieren bevölkern zum Beispiel adventliche Auslagen im „Blumengarten Köln“. Der Florist an der Venloer Straße war vor 20 Jahren Trendsetter, als sie Adventskränze mit Figuren wie Hirschen beklebten. „Wir versuchen mit unseren Gestecken kleine Geschichten zu erzählen wie Hänsel und Gretel oder Cinderella“, sagt Inhaber Roland Schimmel-Pfennig, sie kosten rund 30 bis 130 Euro.
Der Hirsch sei längst Standard, die Moden ändern sich. Disney-Helden, Meerjungfrauen und Eisprinzessinnen haben ihm hier dieses Jahr den Rang abgelaufen. Aber Zapfen und Zimtstangen, die gehen immer.