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Serie „Spurensuche“Vio­lin­kon­zert für die Ewigkeit – Max Bruchs Leben in Köln

Lesezeit 5 Minuten
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Max Bruch mit seiner Tochter Margarete

  1. Unsere Serie "Spurensuche" beleuchtet das Leben des Komponisten Max Bruch.
  2. Er wurde 1838 am Neumarkt geboren und wuchs am Appellhofplatz auf.
  3. Das Violinkonzert war sein größtes Werk, später zog es ihn nach Berlin, wo er vor 100 Jahren weitgehend mittellos starb.

Köln – "Von meinem siebenten bis zehnten Jahr zeichnete ich mit Leidenschaft, so dass sämtliche Verwandte und Bekannte überzeugt waren, in mir stecke ein zweiter Rafael", erinnert sich Max Bruch kurz vor seinem Tod am 2. Oktober 1920. "Als ich aber dann mit neun Jahren meinen ersten Kompositionsversuch machte (ein Liedchen zum Geburtstag meiner Mutter), bemächtigte sich meiner alsbald die Musik ganz und gar, und vom Zeichnen war fortan keine Rede mehr. Im stillen Frieden des Vaterhauses schrieb ich nun nach und nach Musik aller Art, Lieder, Klavierstücke, Kammermusik und größere Orchesterstücke."

Seine Aufgabe habe er darin betrachtet, "an den klassischen Traditionen festzuhalten, aber an den modernen Bestrebungen nicht achtlos vorüberzugehen", wird er später sein Werk beschreiben. Bis heute nicht aus dem Repertoire der Konzerthäuser wegzudenken ist sein erstes Violinkonzert. Während spätere Werke nur wenig Beachtung fanden, wollten Besucher dieses Konzert immer wieder hören.

"Ich wurde am Dreikönigstag (6. Januar 1838), der am Rhein immer ein hoher Feiertag ist, in Köln als Sohn protestantischer Eltern geboren", erzählt Max Bruch in seinen Erinnerungen. Laut Taufbuch kam er am "Nachmittag, 2 ½ Uhr" in der elterlichen Wohnung am Neumarkt 10 zur Welt, wo er auch auf den Namen Maximilian Christian Friedrich getauft wurde. Bald schon zog die Familie um zum Appellhofplatz 26.

Vater war stellvertretender Polizeipräsident von Köln

"Wir wohnten in einer katholischen Pfarre, Maria zur Kupfergasse", berichtet Bruch, dessen Großvater Christian Gottlieb Bruch allererster evangelischer Pfarrer in Köln war. "In der Kirche befand sich ein schwarzes Muttergottesbild, welches alle fünf Jahre in feierlicher Prozession durch die Pfarre getragen wurde. Vater August Carl Friedrich Bruch war als gelernter Jurist Polizeirat und später stellvertretender Polizeipräsident von Köln. Laut Max Bruch war er "ein äußerst pflichttreuer und gewissenhafter Beamter, milderte aber gerne unvermeidliche polizeiliche Härten". Besonders gelitten hat er, so erzählt sein Sohn, als er nach der 1848-Revolution als Zensor wirken musste: "Wer war verdrießlicher als er, wenn die langen Korrekturstreifen der Kölnischen Zeitung (die ich noch vor mir sehe) bei ihm abgegeben wurden, und er nun die fatale Jagd auf verdächtiges Ungeziefer eröffnen musste!"

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Max Bruch im Alter von 35 Jahren

Die Zeitung war damals für ihre liberale Linie bekannt, so dass August Bruch mitunter die Beschlagnahmung einer ganzen Ausgabe verfügen musste. "Dann eilte der Verleger Joseph DuMont, ein echter Kölner vom alten Schlag, händeringend herbei und rief: ,Jesus, Maria, Joseph, lieber Herr Rat - dat ist doch zu arg - schon wieder konfisziert - wat mache mer nu?'"

Hier am Appellhofplatz entdeckte Bruch die musikalische Ader, die in der Familie lag: "Meine Mutter war durch und durch musikalisch, hatte eine gute Sopranstimme und sang in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts wiederholt auf den Rheinischen Musikfesten", erläutert er. "Sie verlor aber zu ihrem großen Kummer früh die Stimme und beschränkte sich dann auf den Gesangsunterricht. Von unserer Mutter erhielten wir, meine ungemein musikalische Schwester Mathilde und ich, den ersten Klavierunterricht."

Mit Hilfe des kölschen Klüngels

Nachdem im März 1852 eine erste Sinfonie von ihm durch die Philharmonische Gesellschaft in Köln aufgeführt worden war, erhielt Bruch ein Stipendium und schließlich von 1853 bis 1857 durch Ferdinand Hiller, damals städtischer Kapellmeister in Köln, seine weitere künstlerische Ausbildung. Auf Hillers Drängen schrieb er 1856 nicht nur die Musik zu Goethes Singspiel ,Scherz, List und Rache', die schließlich im alten Theater in der Komödienstraße aufgeführt wurde. Hiller war mit der Oper seines Schülers so zufrieden, dass er ihm riet, sie auch gedruckt zu veröffentlichen. Das gelang nur mit Hilfe des kölschen Klüngels. "Ein Leipziger Verleger erklärte sich bereit, die Oper zu drucken, verlangte aber die Vergütung sämtlicher Kosten", erinnert sich Bruch.

"Da meine Eltern nicht so gestellt waren, dass sie eine so bedeutende Belastung übernehmen konnten, so ließ Hiller, dem die Sache besonders am Herzen lag, in Köln eine Subskriptionsliste in Umlauf setzen. In wenigen Tagen hatten die alten, angesehenen und musikliebenden Patrizierfamilien meiner Vaterstadt die ganze geforderte Summe gezeichnet. Auch später durfte ich mich stets des warmen Anteils dieser mir sehr werten Familien erfreuen, und ihre treue Freundschaft war ein schöner Schmuck meines Daseins." Zwar fühlte sich Bruch stark mit seiner Heimat verwurzelt. Mit 24 Jahren schreibt er die Oper "Die Loreley", ein Stoff, der seinerzeit als deutscher Nationalmythos und als zutiefst romantisch galt. Entwicklungsmöglichkeiten sieht er am Rhein jedoch nicht. Deshalb verlässt er seine Vaterstadt, um nach diversen Zwischenstationen in Berlin sesshaft zu werden. Zurück kommt er nur zu diversen Besuchen, beispielsweise als er anlässlich seines 70. Geburtstag am 7. Januar 1908 mit einem Festkonzert im Gürzenich und anschließender großer Feier im Deichmannhaus geehrt wird.

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Auch der Kölner Männer-Gesang-Verein feierte sein Ehrenmitglied und organisierte im unteren Saal der zerstörten Wolkenburg, die unter der inzwischen ebenfalls verschwundenen Adresse An der Wollküche 1-3 zu finden war, einen "freundlich-gemütlichen Herrenabend", bei dem unter anderem Bruchs Chor-Komposition "Vom Rhein" erklang. "Der Meister erwiderte, dass er glücklich sei, an der Heimstätte des Vereins weilen zu können.

Der Ruf aus seiner Vaterstadt habe mit Macht an sein rheinisches Herz gegriffen. Wenn auch die Reichshauptstadt seine zweite Heimat geworden sei, so habe er aus der Ferne Freud und Leid des Kölner Männer-Gesang-Vereins verfolgt. Er dankte für die unzähligen Beweise von Anhänglichkeit und Liebe und erhob sein Glas auf die Stadt Köln. Dass nach Mitternacht, als Bruch sich verabschiedet hatte, das Zusammensein des Vereins nicht beendet war, braucht kaum bemerkt zu werden.