Die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks erklärte am Montag die Gründe der Misere und wurde dabei sehr deutlich.
Notfahrplan, Personalmangel, LieferproblemeBei den KVB läuft es auch weiterhin alles andere als rund
Hohe Krankenstände, ausgefallene Bahnen und viele Verspätungen: Bei den Kölner Verkehrsbetrieben läuft es nicht rund. Seit vielen Monaten gibt es einen Notfahrplan, eine Besserung ist definitiv nicht in Sicht. Die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks erklärte am Montag die Gründe der Misere und wurde dabei sehr deutlich. Das Unternehmen brauche angesichts von massiven Lieferengpässen und Personalproblemen einen „langen Atem“. Sie zeigte sich „entsetzt“ über das Ausmaß und die Folgen.
„Das ist absolut unbefriedigend“
„Die aktuellen Rahmenbedingungen erlauben es uns leider nicht, schon jetzt zum regulären Fahrplan zurückzukehren, wie wir es eigentlich gehofft hatten. Ich ärgere mich sehr, dass es Weltkonzerne nicht schaffen, zugesagte Lieferfristen einzuhalten und wir dadurch in unseren Stadtbahnwerkstätten einen erheblichen Mehraufwand haben“, betonte die KVB-Chefin weiter. Dem Unternehmen würden teilweise keine neuen Ersatzteile zur Verfügung stehen. „Das ist absolut unbefriedigend“, so Haaks. Die verzögerten Lieferfristen und die mangelnde Verfügbarkeit von Ersatzteilen würden die KVB derzeit vor erhebliche Probleme stellen. Haaks: „Die Auslieferung der neuen Niederflurfahrzeuge verzögert sich aus Gründen, die der Hersteller zu verantworten hat, derzeit um bis zu 30 Monate“. Dabei geht es um die Stadtbahnserie 4000.
Die massiven Lieferprobleme seien ein Grund für die Beibehaltung des aktuellen Fahrplanes. Aber auch die Personalsituation sei nach wie vor angespannt, so die KVB. Eine Verschärfung der Situation sei nicht ausgeschlossen, wegen einer möglichen Grippewelle in diesem Winter. Im Moment würden im Fahrdienst 60 Mitarbeiter fehlen. Genau 25 322 KVB-Fahrten sind im Jahr 2022 ausgefallen. Aktuelle Zahlen aus diesem Jahr lagen zunächst nicht vor. Und: Eine zu geringe Personaldecke trifft dabei ausgerechnet auf einen erhöhten Personalbedarf für 2024: Die geplante neunmonatige Sperrung der Mülheimer Brücke im nächsten Jahr mache einen erheblich größeren Personalaufwand notwendig, schreibt die KVB. Auch zur Fußball-EM im Sommer wolle die KVB Zusatzverkehre in erheblichem Umfang leisten.
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Mit den verschiedenen Maßnahmen will das Unternehmen den Takt weiterhin wieder in den Griff bekommen. So wurden 61 Teilnehmer für Stadtbahn-Fahrschulen eingestellt. Neue Fahrschulen starteten im Januar 2023, weitere Kurse gab es im April, Juni und September. Zudem wurden Fahrer, die im Ruhestand sind, angeschrieben, ob sie aushelfen könnten. Außerdem wurde ein „Anreizsystem“ für Fahrerinnen und Fahrer, die an ihren freien Tagen arbeiten, eingeführt, hieß es. Die Maßnahmen würden erste Erfolge zeigen, so Haaks. „Aber sie sind nicht so durchschlagend, dass sie unsere Personalprobleme nachhaltig lösen“, sagte sie weiter. Grundsätzlich müsse man angesichts der gesamten Problematiken über einen neuen Fahrplan im Jahr 2025 nachdenken.
KVB hält an der Verkehrswende fest
„Die neue Mitteilung der KVB ist ein Schock“, sagte am Montag der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Christian Beese. „Auch nach über einem Jahr bekommt der Vorstand die Personalprobleme weiterhin nicht in den Griff. Gleichzeitig stellen alle, die regelmäßig mit Bahn und Bus fahren, fest, dass die Pünktlichkeit weiter sinkt. Die zunehmende Unzuverlässigkeit zwingt immer mehr Menschen dazu, wieder zum Auto zurückzukehren. Eine gut gemachte Verkehrswende sieht anders aus“.
Haaks betonte, dass das Unternehmen weiter die Verkehrswende in Köln vorantreiben wolle. „Dazu zielen alle unsere Anstrengungen, trotz dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen.“