Bereits 2019 fuhr der Taxifahrer durch eine Fußgängerzone. Es gab keine Hinweise auf psychische Erkrankung. Im Prozess in Köln kommen nun weitere Details ans Tageslicht.
Prozess in KölnAmok- Taxifahrer war ohne gültigen Papiere unterwegs
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Taxis in einer Warteschlange: Die Zulassung des späteren Amokfahrers wurde in Mettmann offenbar nicht überprüft.
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Im Fall der Kölner Taxi-Amokfahrt gibt es neue massive Ungereimtheiten: Der Fahrer (44) war auf seiner Fahrt durch die Altstadt im Sommer 2024 ohne gültige Papiere für das Führen eines Taxis unterwegs gewesen. Dies bestätigte eine Sprecherin des Kreises Mettmann gegenüber der Rundschau.
Der Kreis Mettmann ist in dem Fall die Genehmigungsbehörde. Ein Unternehmen aus dem Bergischen Land hatte den Fahrer ohne gültige Papiere losfahren lassen. Der Kreis Mettmann wusste nichts davon. „Nach unserem Wissen sind die Papiere nicht ausgestellt worden“, teilte eine Sprecherin weiter mit. Es habe „keine Erlaubnis“ gegeben, hieß es weiter. Zuerst hatte der WDR über die fehlende Erlaubnis berichtet. Der Mann wurde schließlich von einem Taxiunternehmen im Kreis Mettmann angestellt, ohne dass sich die Firma vergewissert hätte, dass der Fahrer über einen notwendigen Personenbeförderungsschein verfüge. Der Fahrer hatte erst mehrere Tage vor der Amokfahrt in Köln bei dem Taxiunternehmen im Bergischen Land angefangen zu arbeiten und Kunden zu ihren gewünschten Orten gefahren. Zu einem Zeitpunkt, in dem der Chef des Unternehmens in Urlaub war, sagte eine Sprecherin der Stadt weiter. Einen Vertrag habe es zu dieser Zeit mit dem 44-Jährigen noch nicht gegeben. Beschwerden von gefahrenen Taxikunden sind den Behörden nicht bekannt. Der Unternehmer sei im Grunde als verlässlich bekannt.
Taxifahrer vor Gericht: Mehrere Menschen in Köln und Essen verletzt
Der Mann hatte im August 2024 mehrere Menschen in Köln und Essen angefahren und zum Teil schwer verletzt. In der Bechergasse soll der Mann mit seinem VW Passat eine Frau erfasst haben. Der Amokfahrer bog danach laut den Ermittlungen über den Alter Markt in die Mühlengasse ein. Vor dem Peters Brauhaus sei er dann auf weitere drei Personen zugerast. Eine Bäckereifachverkäuferin verletzte sich durch den Vorfalll schwer an der Schulter. Ihre Leidensgeschichte wurde im aktuell laufenden Prozess bekannt. Die Frau ist bis dato arbeitsunfähig. Auch andere Unfallopfer leiden nach den dramatischen Vorfällen in Köln.
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Nach dem Vorfall im August 2024 habe der Kreis Mettmann reagiert und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren in Gang gesetzt, hieß es weiter. Wie hoch das Bußgeld ausfalle, sei noch unklar, weil das Verfahren vor dem Kölner Amtsgericht noch laufe. Der Bußgeldrahmen reicht nach Angaben des Kreises bis zu 2000 Euro. Eine große Kontrolle bei den Taxiunternehmen im Kreis Mettmann auf der Suche nach illegalen Fahrern hatte es nach dem Bekanntwerden des Vorfalls nicht gegeben. Für die Prüfung seien die Unternehmen zuständig, so der Kreis.
Irrfahrt in der Fußgängerzone in Velbert
Es ist nicht die einzige Ungereimtheit in dem Fall: Bereits im Oktober 2019 war der Mann mit einem Taxi mit etwa Tempo 40 durch die Fußgängerzone in Velbert gefahren. Verletzte gab es keine. In einem Prozess vor dem Amtsgericht Velbert wurde der 44-Jährige im September 2022 wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in Tateinheit mit Nötigung zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 15 Euro verurteilt. Ein Führerscheinentzug wurde damals nicht veranlasst. Auch habe es in dem Prozess keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung gegeben. Ein Gutachter war in dem Prozess nicht dabei. In Köln hieß es vom Vorsitzenden Richter, dass der Mann bereits seit zehn Jahren an einer paranoiden Schizophrenie leide. Auch gab es nach dem Vorfall in Velbert keinen Hinweis an die dortige Verkehrsbehörde in Mettmann gegeben.