Ein psychisch kranker Taxifahrer steht in Köln wegen versuchten Mordes vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert eine psychiatrische Unterbringung.
Prozess in KölnHätte die Amokfahrt in der Kölner Altstadt verhindert werden können?
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Der Tatort der Amokfahrt am Alter Markt
Copyright: Daniel Taab
Bei der Amokfahrt eines mutmaßlich psychisch kranken Taxifahrers (44) in Essen und der Kölner Altstadt im vergangenen August wurden gleich mehrere Passanten zum Teil schwer verletzt. Seit Mitte Januar steht der 44-Jährige wegen vierfachen versuchten heimtückischen Mordes vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft beantragte die dauerhafte Unterbringung des Mannes.
Mann fiel bereits 2019 auf
Womöglich hätte die Tat aber verhindert werden können: Bereits im Oktober 2019 war der Mann mit einem Taxi mit rund 40 Stundenkilometern durch die Fußgängerzone in Velbert gefahren. Verletzte gab es damals nicht. In einem Prozess vor dem Amtsgericht in Velbert wurde der 44-Jährige im September 2022 wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in Tateinheit mit Nötigung zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 15 Euro verurteilt. Eine Zeugin hatte in dem Prozess bekundet, dass bei der Irrfahrt jemand habe zur Seite springen müssen, um nicht angefahren zu werden. Das Urteil aus Velbert ist aber bislang nicht in den Kölner Prozess eingeführt. Laut Rundschau-Informationen wird dies aber vom Gericht beabsichtigt.
Ein Führerscheinentzug sei damals jedenfalls nicht veranlasst worden, hieß es vom Amtsgerichts Velbert auf Nachfrage. Auch habe es in dem Verfahren gegen den bis damals nicht vorbestraften 44-Jährigen keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung gegeben. Ein psychiatrischer Sachverständiger habe nicht im Prozess mitgewirkt.
Schizophrenie bereits vor zehn Jahren diagnostiziert
Im derzeitigen Landgerichtsprozess hieß es hingegen unter Verweis auf Krankenakten des Beschuldigten, dass Ärzte bereits vor mehr als zehn Jahren eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert haben sollen — also deutlich vor dem Vorfall in Velbert. Auch geht die Staatsanwaltschaft in der Antragsschrift, mit der sie die dauerhafte Unterbringung des 44-Jährigen in einer Psychiatrie beantragte, davon aus, dass der 44-Jährige an einer paranoiden Schizophrenie leidet. Vom Angeschuldigten über seinen Verteidiger getätigte wirre Aussagen legen ebenfalls eine psychische Erkrankung nahe. Laut dem Verteidiger habe der Mandant sich im August verfolgt gefühlt. Stimmen hätten ihm befohlen, auf die Leute zuzufahren.
Auch hatte es im Anschluss an den Amtsgerichtsprozess in Velbert keine Meldung an die Verkehrsbehörde in Mettmann gegeben. Der 44-Jährige war 2019, wie auch im vergangenen August, mit einem Taxi mit Mettmanner Kennzeichen unterwegs gewesen. In einer Stellungnahme des Kreises Mettmann hieß es, dass „der Vorfall aus dem Jahr 2019, der zur Verurteilung im Jahr 2022 geführt haben soll, beim Kreis Mettmann nicht bekannt“ gewesen sei. Der Kreis ist zuständig für die Vergabe einer für Taxifahrer erforderlichen Fahrgastbeförderungserlaubnis.
Der Prozess vor dem Landgericht wird am Montag, 10. Februar fortgesetzt.