Köln – Das Festkomitee hat am Dienstag 20 Persiflagewagen für den Rosenmontagszug im Rheinenergie-Stadion vorgestellt. „Wir lassen es uns auch in diesem Jahr nicht nehmen, den Obrigkeiten mit unseren Wagen den Spiegel vorzuhalten“, sagt Holger Kirsch. Das Festkomitee musste den gewohnten „Zoch“ durch die Stadt bereits zum zweiten Mal in Folge coronabedingt absagen.
Die Corona-Pandemie spielt in den Motiven dennoch nur eine untergeordnete Rolle. Ganz ohne geht es aber doch nicht. Ein Wagen zeigt die Biontech-Chefs Özlem Türeci und Ugur Sahin in Superman-Outfit. Es ist bekannt, dass die beiden am liebsten Superhelden-Filme schauen.
In der Pandemie sind sie für viele selbst zum Helden geworden. „Ihrer Zeit voraus“ lautet der Titel. Die Zeit ist in Anlehnung an das Sessionsmotto „Alles hät sing Zick“ das wiederkehrende Motiv auf allen Persiflagewagen.
Missbrauch in der Kirche, Reise ins All und Abschied von Merkel
„Alle Zeit der Welt“ heißt es, wenn es um das Tempo bei Kölner Bauvorhaben geht. Ein Bauarbeiter sitzt auf einer Schnecke mit Domspitzen als Kopf, die wiederum in aller Seelenruhe über einen Papierhaufen aus Paragraphen kriecht.
„Zick eröm“ heißt es für Angela Merkel nach 16 Jahren Amtszeit als Bundeskanzlerin. Was bleibt, ist ein leeres rotes Sakko und ihre Hände, geformt zur Merkel-Raute.
Zugleiter Kirsch hat sich mit seinen kreativen Köpfen, den Kritzelköpp, auch mit Themen wie Weltraumtourismus, die Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche, die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar oder weltweiten Hungersnöten beschäftigt. „Wir widmen uns vor allem Themen, die neben Corona in Vergessenheit geraten sind“, erklärt Kirsch.
Kirsch selbst wird den „Zoch“ im Stadion vor der Nordkurve eröffnen und dann selbst auf seinem Zugleiter-Wagen steigen, um die 300 Meter lange Runde anzuführen.
Rund drei Kilometer lang wird der Zug insgesamt. 4700 Teilnehmer aus 65 Gesellschaften sind dabei. In den Pausen zwischen den einzelnen Abschnitten spielen „Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper, die Bläck Fööss und Fiasko.
Nach der Runde im Stadion fahren die Persiflagewagen in die Stadt und werden dort an zwölf Standorten ausgestellt. Die einzelnen Orte stellen zusammen den Zugweg aus vorpandemischen Zeiten dar. 24 Stunden lang bleiben sie von Sicherheitspersonal bewacht stehen.
Der Rosenmontagszug im Stadion – Tickets schnell verkauft
Der Ticketverkauf startete am Dienstag um 18 Uhr und war nach fünf Minuten bereits beendet – länger dauerte es nicht, bis alle der 8800 Plätze für den „Zoch“ im Stadion ausverkauft waren.