Das Kölner Dreigestirn zieht nach der Hälfte ihrer Amtszeit Bilanz. Die positiven Erlebnisse überwiegen. Doch Prinz Boris, Bauer Marco und Jungfrau "Agrippina" sprechen auch kritische Themen an.
Kölner Dreigestirn übt Kritik„Distanz geht unter Alkoholeinfluss verloren“
Um ein unbequemes Thema anzusprechen, greift das Kölner Dreigestirn in diesem Jahr zu einem ganz besonderen Stilmittel. Mit der Stimme von Prinz Boris I. spricht die begehrte Prinzenspange persönlich zu den Jecken. „Die drei Freunde wissen ganz genau, an wen sie mich verteilen und an wen nicht“, erzählt die goldene Prinzenspange. „Manchmal werde ich auf Ebay angeboten. Das ist ein absolutes No-Go.“ Wer dies mache, habe den Sinn und Zweck der Prinzenspange und des Kölner Karnevals nicht verstanden.
Dazu gebe es Menschen, die um die Prinzenspange bettelten. „Wenn du eine Spange willst, geh doch zum Kieferorthopäden“, würde die Spange diesen Menschen gerne sagen. Auch auf der Bühne haben Prinz Boris, Bauer Marco und Jungfrau Agrippina das Thema bereits angesprochen. „Mit zunehmendem Alkoholeinfluss verlieren die Menschen leider die Distanz zu uns. Das ist ein sehr unangenehmes Thema“, stellt der Prinz bei der Halbzeitbilanz der Session in der Hofburg des Dreigestirns im Dorint-Hotel fest.
Die Aufgabe als Dreigestirn sei für die Drei „eine kleine Weltreise durch Köln“, betont der Prinz. Jeden Tag gebe es „fantastische Momente“. Doch es ist auch eine Aufgabe, die an die Substanz geht. 457 Auftritte absolviert das Trifolium in dieser Session, teilweise 18 an einem Tag. Das Rein und Raus an manchen Tagen – ohne Zeit für kurze Gespräche im Saal – sei „krasser als erwartet“, sagt Bauer Marco Schneefeld. Auf den einen oder anderen Termin zu verzichten, sei etwas, worüber man für die Zukunft nachdenken müsse.
Die Veranstaltungsdichte zeige den Nachholbedarf der kölschen Jecken, sagt Festkomitee-Vorstandsmitglied Michael Kramp. „Nach zwei Jahren Corona hat natürlich jeder versucht, das Dreigestirn für seine Veranstaltung oder seine Einrichtung zu bekommen.“
Kölner Dreigestirn: 150 bis 200 Selfies pro Tag
Dazu komme die kräftezehrende Belagerung der Menschen. „Uns war klar, dass die Leute Selfies machen wollen“, sagt Jungfrau „Agrippina“ Andre Fahnenbruck. „Dass es so viele sein würden – bestimmt 150 bis 200 pro Tag – hätten wir nicht gedacht.“ Nicht mitgezählt seien dabei Bilder, die aus dem Hintergrund gemacht werden. „Wer möchte schon fotografiert werden, während man gerade in ein Mettbrötchen mit Zwiebeln beißt? Oft fehlt da das Verständnis der Menschen. Das ist ein Thema, das mich unangenehm berührt“, erzählt die Jungfrau.
Positive Entwicklungen gebe es aber auch. „Die Leute sind aus unserer Erfahrung aufmerksamer als vor Corona – auch zu später Stunde“, stellt die Jungfrau fest. „Die Leute wollen Worte hören und nicht nur Remmidemmi.“
Höhepunkte mit dem Kinderdreigestirn
Neben den besonderen Begegnungen in den sozialen Einrichtungen gehörten vor allem die Auftritte gemeinsam mit dem Kinderdreigestirn zu den Höhepunkten. „Zwischen uns ist eine kleine Freundschaft entstanden“, sagt Prinz Boris. Trotz aller kleineren und größeren Ärgernissen überwiegen für die drei Freunde die positiven Erlebnisse. „Wir merken, dass wir den Menschen glückliche Momente bereiten“, fasst der Prinz zusammen.
Und dennoch: Platz für unangenehme Wahrheiten müsse es weiterhin geben. Auch in den Schlusswochen der Session will das Kölner Dreigestirn auch ernste Themen ansprechen.