Köln – Noch vor ein paar Jahren hörte sich das ganz anders an: In einem Interview mit der Rundschau 2017 sagte der damals frisch gebackene Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn: „Ein weibliches Dreigestirn? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval scheint seine Meinung inzwischen geändert zu haben. In der Bild-Zeitung sagte er nun, dass auch eine Frau Prinz werden könne. Was stimmt denn nun?
Zu den ordentlichen Mitgliedern des Festkomitees gehören 75 Gesellschaften, zwei sind reine Damen-Vereine, nur etwa zwei Dutzend haben ausschließlich männliche Mitglieder. Der Rest – also ein Großteil der Karnevalsgesellschaften – hat sowohl weibliche als auch männliche Mitglieder.
Jede Gesellschaft hat Vorschlagsrecht
Ausgewählt wird folgendermaßen: Alle ordentlichen Gesellschaften haben ein Vorschlagsrecht. Sie schicken drei ihrer Mitglieder als Team ins Rennen. In einem mehrstufigen Bewerbungsprozess wird dann das beste Trio ausgewählt, um das Kölner Dreigestirn der kommenden Session zu bilden.Bisher, so ein Sprecher des Festkomitees, habe es in Kuckelkorns Amtszeit jedoch keine Bewerbung um das Amt des Dreigestirns von Frauen gegeben.
Möglich sei das jedoch immer gewesen. „Es gibt natürlich keine Beschränkungen bezüglich Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft. Warum auch? Wir haben ja auch rein weibliche und gemischte Karnevalsgesellschaften und gefeiert wird sowieso zusammen“, sagt Christoph Kuckelkorn auf Nachfrage der Rundschau. „Einzige Bedingung: Die Drei müssen mit einem klaren Konzept antreten und sich bei den Bewerbungsrunden als die drei Besten herausstellen.“
Weibliches Dreigestirn frühestens 2023
Frühestens würde eine Entscheidung für ein weibliches Dreigestirn allerdings erst im kommenden Sommer für die Session 2023 getroffen werden: Das Dreigestirn der vergangenen Session darf auch im kommenden Jahr noch mal ran. Wegen der Pandemie dürfen die Altstädter mit Prinz Sven I. (Oleff), Bauer Gereon (Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Björn Braun) gleich zwei Sessionen lang im Ornat auftreten.
Im Umland gibt es Karnevalsprinzessinnen, auch im Stadtbezirk Porz ist die Frau im Dreigestirn gesetzt. In Köln hat es das bisher noch nie gegeben – bis auf die Jahre zwischen 1938 und 1940 unter den Nationalsozialisten, als die Rolle Jungfrau mit einer Frau besetzt wurde. Das kann sich Kuckelkorn allerdings persönlich nicht vorstellen: „Eine weibliche Jungfrau neben zwei Männern – das erinnert mich zu sehr an die Nazi-Zeit, als ein Mann in Frauenkleidern als unmännlich galt.“ Also lieber ein rein weibliches Trifolium?
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Einen ausdrücklichen Wunsch für diese Konstellation äußert Kuckelkorn auf Nachfrage auch 2021 nicht. Er wechselt lieber das Thema: „Was bei der Diskussion oft übersehen wird: Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen in den Vereinen. Das unterstützen wir sehr und ich bin froh, dass es inzwischen auch einige weibliche Präsidentinnen an der Spitze unserer Gesellschaften gibt.“
Schon Markus Ritterbach, Vorgänger von Kuckelkorn, hatte seinen Standpunkt während seiner Amtszeit öfter mal deutlich gemacht: Während seiner Präsidentschaft werde es kein weibliches Dreigestirn geben. Auch nicht 2016 als das Motto so treffend hieß: „Mer stelle alles op d'r Kopp“.