Passend zum 11.11.: Starke Songs kommen in diesem Jahr von Cat Ballou und Kasalla. Einige junge Bands können überzeugen. Ein Blick auf den Plattenteller mit WDR4-Redakteur Reinhard Kröhnert.
Karneval in KölnDiese Hits der neuen Session muss man unbedingt kennen
Vier Sampler mit neuer Karnevalsmusik werden inzwischen im November aus Köln auf den nationalen Markt gefeuert, die Initiatoren der Kneipen-Tournee „Loss mer singe“ betäuben ihre Gehörgänge zu dieser Jahreszeit mit 300 jecken Neuerscheinungen, von denen die meisten spätestens nach Aschermittwoch wieder vergessen sein werden. Welche Lieder stechen hervor? Gibt es verborgene Perlen? Reinhard Kröhnert, Musikredakteur bei WDR 4, hilft uns beim Erstellen der Sessions-Playlist.
Die Trends
In der nationalen und internationalen Popmusik werden die Lieder neuerdings immer kürzer. Dieser Trend ist auch im Karneval zu beobachten. Die Gruppe Stadtrand singt „En kölsches Leed“ in 2:30 Minuten, Mätropolis benötigt für „Schluck Schluck“ sogar nur 2:20 Minuten. Aber: Aus der Masse der Neuerscheinungen stechen nur wenige heraus. „Viele Nummern sind beim ersten Hören nicht so eingängig, vielleicht waren die vergangenen Jahre aber auch besonders gut, weil Künstlerinnen und Künstler in Krisenzeiten oft besonders kreativ sind“, lautet die These von Reinhard Kröhnert.
Lieder mit Potenzial
Eine wunderbares Lied kommt dieses Mal von der noch nicht ganz so bekannten Gruppe Auerbach. Refrain und Rhythmus verwandeln „Liebe gegen Kriege“ zu einer hitverdächtigen Nummer. „Ich wage die These: Wenn Brings das Lied spielen würde, wäre es sofort ein Hit“, sagt Kröhnert. Brings liefert mit „Romeo und Julia“ eher solide Karnevalskost ab, dagegen überzeugen vor allem Cat Ballou und Kasalla auf unterschiedliche Weise. Cat Ballou ist gleich mit zwei Nummern auf dem Sampler „Karneval der Stars“ vertreten, noch stärker als „Paradies“ ist die Popnummer „Gute Zeit“. „Die Gruppe hat einen absoluten Lauf, Sänger Oliver Niesen hat die Gitarre abgelegt und Gesang und Bühnenshow stark verbessert“, lobt Kröhnert. Das Lied könne jenseits der klassischen Karnevalsmusik auch im nationalen Deutschpop-Umfeld mithalten.
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Nicht von ungefähr werden die Gruppen Cat Ballou, Brings und Kasalla inzwischen beim Erstellen der Sitzungsprogramme in der ersten Buchungsrunde gehandelt – so ändern sich die Zeiten. Kasalla beschäftigt sich bei der Nummer „Wenn ich ne Engel bin“ mal wieder mit dem Tod, dieses Mal wird die Beerdigung zur „Aftershow-Party“ – und sogar Liedermacher Ludwig Sebus (98) stimmt in der letzten Strophe ein. „Diese Rocknummer gehört zu meinen Favoriten und verfügt über einen sehr besonderen Charakter“, meint Kröhnert. Übrigens das einzige kölsche Lied in den offiziellen Download-Charts.
Bands auf dem Weg nach oben
Nach dem Ausrufezeichen „Wigga Digga“ im vergangenen Jahr legten die Räuber nun mit der tanzbaren Nummer „Oben unten“ nach. „Die logische Fortsetzung“, urteilt Musikexperte Reinhard Kröhnert, die Band sei durch die Neubesetzungen während der Pandemie „deutlich gestärkt“ worden. Beim jüngsten Spiel des 1. FC Köln gegen Augsburg durften die Räuber ihre Songs vor der Südtribüne vorführen – samt perfekter Tanzchoreografie. Und dann ist da noch „Stadtrand“ um den starken Sänger Roman Lob. „Die Band macht einen guten Weg und wird in den kommenden Jahren sicherlich weiter von sich hören lassen“, ist sich Kröhnert sicher. Und nach „Niemals ohne Alaaf“ ist auch den Klüngelköpp mit „Loreley“ ein eingängiges Lied gelungen. „Sehr schlagerhaft, aber charmant und schnell mitzusingen“, meint Kröhnert. Und dann wäre da noch die Gruppe „Eldorado“, die offenbar den Bryan Adams-Klassiker „Summer of 69“ in Dauerschleife gehört und dann das Lied „All in“ komponiert hat. „Auch hier geht der Weg nach oben“, so Kröhnert.
Versteckte musikalische Perlen
Die „Rumtreiber“ aus dem Kölner Umland haben dieses Jahr die traurige Ballade „Et letzte Strüssje“ geschrieben, eine karnevalistisch angehauchte Trennungsgeschichte. „Es ist schön, wenn solche Stücke im Karneval Gehör finden“, meint der WDR 4-Redakteur. Der Liedermacher Philipp Godart hat das melancholische und minimalistische Liebeslied „E levve lang“ geschrieben, für das er nur seine Gitarre und seine Stimme benötigt. „Auch das kann Karneval sein, sehr schön zu hören“, so Kröhnert.
Lieder mit Humor
Thomas Cüpper, der sich als Klimpermännche mit leisen kölschen Tönen einen Namen im Karneval gemacht hat, bereichert sein Repertoire mit seinem „Schabracke Cha Cha Cha“, einem Lied übers Tratschen. Und die „eineiigen Kusängs“ Bernd und Wolfgang Löhr beschäftigen sich in der Nummer „Schlittschuh“ humorvoll mit Trennungen. Und passend zum offiziellen Jeckespill-Motto, das den Blick auf die kleinen Bühnen der Stadt richten will, haben sich „Die 3 Futzis“ aus dem Ensemble von Scala- und Hänneschen-Theater gefunden und besingen mit „Futzjlöcklich“ die menschliche Flatulenz. Musikalisch einfach. Aber durchaus humorvoll. Die meisten Gruppen spielen am Samstag auf dem Heumarkt in Köln.
Vier Sampler mit kölschen Liedern
Das dritte Jahr in Folge ist dem Label Pavement-Records mit dem Sampler „Karneval der Stars“ der Sprung an die Spitze der Deutschen Compilation Charts gelungen. Folge 53 der beliebten CD beinhaltet die Lieder der meisten kölschen Gruppen, 22 Songs sind auf dem Album versammelt. Cat Ballou und Bläck Fööss sind gleich zweimal vertreten, mit dabei auch die NUmmer „Aachener Weiher“ der Los Tres Kasalleros. Dahinter verbergen sich drei Musiker von Kasalla. Das Album kostet 17,99 Euro.
Dabbelju-Music, das Südstadt-Label, präsentiert die Megajeck 27 und begibt sich traditionell auf die Suche nach noch nicht ganz so bekannten Gruppen. Neben den „Zwei Hillije“ sind auch Thomas Cüpper, die Filue und Ludwig Sebus vertreten.
Die Top-Jeck 2024 wird von Radio Köln präsentiert, auf zwei CD's sind 29 Lieder enthalten, vertreten sind auch Druckluft und die Rhythmussportgruppe. Zum zweiten Mal erscheint daer Sampler „Kölsch für Alle“ mit Liedern von Brings, Domstürmern und Torben Klein. (tho)