Die Oberbürgermeisterin hat überraschend ihr allererstes Karnevalskostüm wiedergefunden - und das ist äußerst originell.
Karneval 1957Dieser Fund bewegte OB Henriette Reker

Heute in Uniform, früher mit selbstgenähtem Kostüm: OB Henriette Reker.
Copyright: Costa Belibasakis
Ihr linkes Händchen umschließt ein winziges Körbchen, auf dem Kopf sitzt ein dunkles Hütchen. Begeistert sieht sie nicht aus. Das kommt erst später. Es ist der 4. März 1957, der Straßenkarneval wird in diesem Jahr genau wie in der aktuellen Session recht spät gefeiert. Henriette Reker ist zwölf Wochen alt, als sie ihren ersten Rosenmontag erlebt. Ihr allererstes Karnevalskostüm fand die amtierende Oberbürgermeisterin zuletzt in einer Kiste aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Mutter wieder. Akurat zusammengefaltet lag es zusammen mit einem Foto von eben diesem Rosenmontag im Jahr 1957 in einem Umschlag. „Dieser Fund hat mich berührt. Wer besitzt schon noch so etwas aus seiner Kindheit?“, sagt Reker.
Das weiße Leibchen mit zwei blassrosa Bändern zum Zusammenbinden an den Seiten wurde von ihrer Mutter genäht. „Sie hat alle meine Kostüme als Kind genäht“, erinnert sich Henriette Reker, die als einziges Kind ihrer Eltern in Bickendorf aufgewachsen ist. Ihr Vater bemalte es. Und zwar ziemlich originell, wie die Oberbürgermeisterin findet. Vorne stehen die Wörter „Jazz“ und „Gin“ geschrieben, gemalt hat Rekers Vater eine Flasche und eine Frau mit orientalischem Gesichtsschleier. „Er hat viel Jazz gehört und gerne auch mal einen Gin Tonic getrunken.“ Seine Leidenschaften zeichnete er auf das Kostüm seiner neugeborenen Tochter Henriette. Hinten steht das Wort „Mambo“. Daneben zeichnete er einen Musiker. „Die Motive entsprechen einfach dem Zeitgeist von damals“, sagt Reker.

Henriette Reker als Baby am Rosenmontag 1957
Copyright: Costa Belibasakis
Ihre Eltern lernten sich während des Zweiten Weltkriegs kennen, heirateten vier Tage nachdem sie sich kennengelernt hatten. Er kam aus Köln, sie aus Schlesien. 1945 kehrten sie zurück an den Rhein, ihre erste Wohnung in der Balthasarstraße hatte nur drei feste Wände, die vierte Wand hängten sie mit Decken ab. „Mein Vater war bei den Lyskircher Junge“, erzählt Reker. „Er war Kölner und Karnevalist.“ Henriette Reker wurde am 9. Dezember 1956 geboren, und auch sie hat seit 68 Jahren kein Karnevalsfest verpasst. „Selbst wenn ich in einer anderen Stadt gewohnt habe, über Karneval bin ich immer zurück nach Köln gekommen. Ich erinnere mich, dass ich einmal als Kind an Rosenmontag die Grippe hatte, da habe ich so bitterlich geweint, dass meine Mutter mir zum Trost ein neues Kleid genäht hat.“
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Schon als Kind war Henriette Reker gerne als Clown unterwegs.
Copyright: Privat
Von Henriette Reker existieren viele Fotos im Kostüm. „Mein Vater hat mich sehr viel fotografiert, schon als kleines Kind. Er hatte auch eine eigene Dunkelkammer“, erinnert sich Reker. „Bei uns gab es keine Kostüme wie Schmetterling oder Prinzessin. Die waren meinem Vater nicht originell genug.“ Stattdessen war sie Hexe, Clown, Schusterjunge oder Cowboy. Als Oberbürgermeisterin wurde sie zur Uniformträgerin: Als erste Frau in der Geschichte des Traditionskorps bekam sie eine Uniform der roten Funken. „Sie ist sehr schwer, aber ich trage sie nach wie vor sehr gerne“, sagt Reker.

In ihrer letzten Amtszeit: OB Henriette Reker
Copyright: Costa Belibasakis
In einem Schrank in ihrem Bürotrakt im Historischen Rathaus bewahrt sie ihre Karnevalskostüme auf: Uniformen, Federbüsche, Schals und Hüte, das Chinesinnen-Kostüm, das sie vor ein paar Jahren bei einer Fernsehsitzung trug. „Das würde ich heute nicht mehr tragen, unsere Denkweise hat sich da schon verändert“, sagt Reker. Auch das Indianerinnen-Kostüm würde sie heute nicht mehr tragen.
Zu Beginn ihrer Amtszeit wurde ihr geraten, sich bei Veranstaltungen nicht so zu maskieren, dass man sie als Oberbürgermeisterin nicht mehr erkennt, verrät sie. Heute ist es ihr egal. Kürzlich feierte sie im pinken Blumenkleid, Lederweste, grauer Langhaarperücke und Hanfkette als Hippie auf der Stunksitzung. Das Kleid trug sie noch im Urlaub auf Fuerteventura, die Weste lieh sie von ihrer Mitarbeiterin - erkannt wurde sie nicht.
4 Karnevals-Fakten über Henriette Reker, die Sie noch nicht kannten:
- Sie kann in 30 Sekunden einen Clown zeichnen - ihre Zeichnung schmückt in diesem Jahr sogar den Orden der Stadtverwaltung.
- Mit einer Tüte frischer Mutzemandeln bringt man sie zum Schmelzen. Plätzchen isst sie das ganze Jahr über nicht, das tropfenförmige Gebäck, das vor allem in der Karnevalszeit beliebt ist, ist jedoch ihr Lieblingsgebäck.
- 2024 trug sie bei der Stunksitzung eine Warnweste und einen Bauarbeiterhelm von der Opernbaustelle. Ecki Pieper, Bandleader von Köbes Underground, lud sie spaßeshalber ein, bei der letzten Szene auf die Bühne zu kommen. Gemacht hat sie es nicht.
- Kurz vor ihrem Examen hörte Henriette Reker auf zu rauchen - auf alten Karnevalsbildern ist sie also durchaus auch mal mit einer Zigarette in der Hand zu sehen.