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Kölner Hobby-HistorikerDem Merheimer Geschichtskreis fehlt es an Nachwuchs

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Die Merheimer Peter Heyduck (l.) und Hans-Peter Frahm sichten  die Unterlagen der Veedels-Historiker.

Merheim – Einen Scanner haben sie kürzlich noch eigens angeschafft, nun werden sämtliche Unterlagen des Merheimer Geschichtskreises digital abgespeichert. Materialien aus den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten, in denen ein kleiner Kreis von engagierten Hobby-Historikern Nachforschungen zur Veedelsgeschichte anstellten. Es ist der Schlusspunkt: „Unsere Mitglieder sind alle um die 80 Jahre alt, irgendwann ist Schluss“, sagt Peter Heyduck, Vorsitzender des Geschichtskreises. „Wir haben uns bemüht, aber es ist uns nicht gelungen, Nachwuchs einzubinden.“

Vor 25 Jahren gegründet

Vor 25 Jahren, Ende Januar 1997, wurde der Geschichtskreis von einem zwölfköpfigen Freundeskreis gegründet. Die Merheimerinnen und Merheimer hatten gerade ihr Diplom oder Examen bei der Akademie för uns kölsche Sproch erworben und sich dafür mit der Historie ihres Stadtteils auseinandergesetzt.

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Seit 2007 weist die „Ersatzstele" in der Fußfallstraße auf einen ehemaligen Prozessionsweg hin.

Das wollten sie nun fortsetzen, schließlich war da einiges zu tun. Denn bis zur Eingemeindung im Jahre 1914 gehörten Dörfchen wie Holweide, Flittard, Dellbrück und Ostheim zur Bürgermeisterei Merheim, und mit einem im bergischen Fachwerkstil errichteten Gasthof aus dem Jahre 1665, der seit 1937 den Namen Em ahle Kohberg trägt, steht dort beispielsweise die älteste Kneipe im rechtsrheinischen Köln.

Drei Bücher publiziert

Drei Bücher veröffentlichte der Kreis über die Jahre, in denen Siedlungs- und Entstehungsgeschichte, die Kirche St. Gereon, die Landwirtschaft, Merheim im „Dritten Reich“, die Merheimer Kliniken und viele andere Aspekte des Lebens im Dorf in den Blickpunkt rückten. Hinzu kamen Dokumentationen, etwa zum Jubiläum „100 Jahre Eingemeindung“ oder zur Bebauung der ehemaligen Wendeschleife an der KVB-Haltestelle Merheim, die 2010 abgeschlossen wurde: „Eigentlich hatten die Bewohner gehofft, dass dort ein neuer Dorfmittelpunkt entstehen sollte, mit einem Platz oder Gemeinschaftsräumen“, ärgert sich Kassierer Hans-Peter Frahm noch heute. „Aber dann sind da Wohnungen entstanden.“

Auch online

Einige Exemplare der Buchveröffentlichungen des Merheimer Geschichtskreises sind noch erhältlich und werden zu einem Preis von zehn beziehungsweise zwölf Euro verkauft. Die Dokumentationen können demnächst online abgerufen werden. Infos unter Telefon 0221/694215 oder per E-Mail. (hwh)hpf@frahm.koeln

Frahm ist später dazu gestoßen und mit seinen 75 Jahren das jüngste der verbliebenen acht Mitglieder des Geschichtskreises. Er ist gleichzeitig Vorsitzender des Bürgervereins, was sich als praktisch erwies, weil die beiden Vereine wichtige Projekte gemeinsam voranbringen konnten. So entstand etwa der Merheimer Kulturpfad, der zu siedlungsgeschichtlich, kunsthistorisch oder landschaftlich bedeutenden Punkten des Orts führt, wo der Wanderer auf Hinweistafeln nähere Erläuterungen findet. Und neben der Grundschule Fußfallstraße erinnert seit 2007 eine „Ersatzstele“ an einen alten Prozessionsweg, der ab dem 17. Jahrhundert, als die Pest in der Gegend wütete, von der Herler Kapelle bis zur Pfarrkirche St. Gereon führte. Von den Bildstöcken entlang des Wegs, den „Fußfallstationen“, sind fünf verloren gegangen und auf der Stele nachgebildet.

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„Wir haben im Laufe der Zeit auch etwa 6000 Fotografien gesammelt, sind mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen und haben uns ihre Geschichten angehört“, erzählt Peter Heyduck. Im Pfarrhaus von St. Gereon fanden anlässlich der verschiedenen Publikationen fünf Ausstellungen statt, die auf großen Zuspruch stießen, so Heyduck: „Auch jüngere Leute zeigten Interesse, leider war das nie von großer Dauer.“

Auf Archive verteilt

Die analogen Fotos und sonstigen Dokumente werden nun auf die Archive von St. Gereon und des Bürgervereins verteilt – je nachdem, ob sie zur Geschichte der Pfarre oder der Gemeinde gehören. Einen Teil der Arbeit wird der Bürgerverein fortsetzen. Für Ende März etwa ist eine Führung über das Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Ostheim aus dem Zweiten Weltkrieg geplant, wo heute unter anderem das Krankenhaus Merheim steht. „Aber wie lange wir das noch machen können, weiß ich nicht“, sagt Hans-Peter Frahm. „Der Bürgerverein hat auch Nachwuchsprobleme.“