Die Verwaltung möchte der Lanxess-Arena entgegenkommen und die Nutzung eines Radwegs auf der Gummersbacher Straße bei Großveranstaltungen für Pkw freigeben.
Bürger sollen mitreden dürfenDiskussion über zwei Radwege auf der Gummersbacher Straße geht weiter
Kurz nachdem im April der Kompromiss zur Umgestaltung der Gummersbacher Straße bekannt wurde, hatten sich Bürger mit einem Vorschlag an die Politik gewandt. Mit der zeitweiligen „Wechselnutzung“ des geplanten Radstreifens stadteinwärts zwischen Walter-Pauli-Ring und Lanxess-Arena, bei der auch Kraftfahrzeuge für jeweils einige Stunden die Radspur befahren dürfen, werden nach Ansicht der Unterzeichner bei der Radinfrastruktur „wie so häufig Standards unterschritten“. Bislang seien „nur Wirtschaftsvertreter angehört“ worden, aufgrund der Bedeutung der Gummersbacher Straße für den Radverkehr zwischen dem Bereich Kalk/Mülheim und der Innenstadt sollte aber eine breite Bürgerbeteiligung angesetzt werden.
Auf Antrag der Fraktionen von SPD, Grünen und Die Linke schlossen sich die Kalker Bezirksvertreter diesem Vorschlag mehrheitlich an. Der Bezirk ist in besonderer Weise von den Plänen betroffen, das sieht man auch beim federführenden Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung so. Denn die künftigen Radwege auf der Gummersbacher Straße, auf der sich heute noch Radfahrer und motorisierter Verkehr die Fahrbahn bei Tempo 50 teilen wie in alten Zeiten, sollen ausdrücklich eine „Netzlücke“ auf einer wichtigen Radverkehrsachse schließen. Die führt über Deutzer Brücke, Deutzer Freiheit und Deutz-Kalker Straße zur Gummersbacher Straße und von dort aus über den Kalker Bürgerpark zur Thumbstraße, die demnächst zur Fahrradstraße wird, und weiter gen Osten.
Radweg vor Kölner Lanxess-Arena als „Wechselnutzungsspur“ geplant
Auf dieser Strecke sind nicht nur zahlreiche Pendler, sondern auch viele Schüler unterwegs, das weiß man auch bei der die Verwaltung. Ebenfalls, dass die Gummersbacher Straße mit vier Spuren für den motorisierten Verkehr gegenwärtig „überdimensioniert“ ist, während Radfahrer die Straße als „unkomfortabel und unsicher“ empfinden. Daher könne man gut zwei 2,50 Meter breite Spuren für den Radverkehr abzwacken. Von Deutz in Richtung Pauli-Ring sei das auch unproblematisch, doch nicht in umgekehrter Richtung.
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Da habe die Geschäftsführung der Lanxess-Arena große Bedenken, weil zumindest bei rund 50 Großveranstaltungen pro Jahr stadteinwärts mit einem hohen Aufkommen an Pkw-Verkehr zu rechnen sei. Deshalb möchte die Verwaltung den neuen Radstreifen vom Pauli-Ring bis zum Arena-Parkhaus 3/4 als „Wechselnutzungsspur“ ausweisen: Bei Großveranstaltungen sollen Arena-Mitarbeiter künftig die entsprechenden Verkehrsschilder jeweils für einige Stunden „umklappen“.
Verwaltung lehnt erneute Verkehrszählung an Gummersbacher Straße ab
Das ist den antragstellenden BV-Fraktionen nicht geheuer: „Gerade zu diesen Zeiten erhöht sich die Schutzbedürftigkeit der Radfahrenden“, schreiben sie. Beim aktuellen Plan der Verwaltung handele sich um eine „kölsche Lösung“, eine Öffentlichkeitsbeteiligung auf breiter Basis müsse nachgeholt werden. Zudem sollte die Verwaltung durch Verkehrszählungen bei Großveranstaltungen überprüfen, ob die Pläne überhaupt sinnvoll sind. Doch die Verwaltung lehnt das ab.
Die Umgestaltung der Gummersbacher Straße sei Teil des Radverkehrskonzepts Innenstadt, und dazu habe bereits eine Bürgerbeteiligung stattgefunden. Die Maßnahme diene lediglich dazu, dieses Vorhaben „in seiner konkreten Umsetzung zu präzisieren“. Auch eine Verkehrszählung sei schon durchgeführt worden, und zwar im Mai 2019 anlässlich eines Konzerts von Enrique Iglesias. Die daraus resultierenden Erkenntnisse hätten nach „zahlreichen Abstimmungsterminen mit dem Betreiber der Arena“ zu den nun vorliegenden Planungen geführt: „Weitere Zählungen werden für nicht erforderlich gehalten, weil sie zu keinen neuen Erkenntnissen führen werden.“
Kölner Verkehrsausschuss entscheidet abschließend
Grundsätzlich gibt die Verwaltung zu bedenken, dass die Wechselnutzungsspur verglichen mit der aktuellen Situation „eine deutliche Verbesserung für Radfahrende“ darstelle, weil diese Spur „zu etwa 98 Prozent der Zeit als Radfahrstreifen ausgeschildert sein wird“. Kfz-Verkehr sei dort ja nur immer mal für „jeweils rund 3 Stunden“ zugelassen.
Außerdem könne die Umgestaltung der Gummersbacher Straße „fortlaufend optimiert“ werden. Etwa, indem für Radfahrer am Knotenpunkt Walter-Pauli-Ring/Gummersbacher Straße eine Umleitung ausgeschildert wird, die bei Veranstaltungen eine Fahrt über die parallel verlaufende Deutz-Kalker-Straße empfiehlt. Die endgültige Entscheidung über die Wechselnutzungsspur trifft der Verkehrsausschuss.