Woran hapert es?Wie es mit dem Radverkehrskonzept nun weitergeht
Köln – „Der kontinuierliche Umbau des Radverkehrsnetzes in der Kölner Innenstadt auf Grundlage des Radverkehrskonzeptes Innenstadt schreitet voran.“ Es klingt ein wenig wie ein Rede in der DDR-Volkskammer zum Fünfjahresplan, wenn die Stadtverwaltung das Thema Radverkehr aufgreift – wie bei der nun vorgelegten Bilanz zum „Radverkehrskonzept Innenstadt“ (siehe Grafik unten). Unberechtigt ist der Jubelton nicht. Es hat sich viel getan. Doch mit dem „Voranschreiten“ ist das so eine Sache.
Voran schreitet vielmehr die immer größere werdende Gruppe der Radfahrer mit ihren Interessenverbänden. Die hat nochmals mächtig Zuwachs bekommen in der Pandemie. Und es zeichnet sich ab, Stadt und Rat müssten nochmals einen Treueschwur abliefern, wollen sie Schritt halten. Dem Verkehrsdezernat fehlt es in der „Radabteilung“ am nötigen Personal, um die immer umfangreicher werdende Aufgabe abzuarbeiten.
„Viel weitere Planungen befinden sich auf der Zielgeraden, so dass wir das Tempo bei der Umsetzung weiter steigern können und uns dem Ziel fahrradfreundliche Innenstadt mit großen Schritten nähern“, erklärt Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Wirklich? Aus der Verwaltung ist zu hören, dass den dortigen „Radfahrern“ gerade etwas die Puste ausgeht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Neben all den Planungen und Umsetzungen muss sich der Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers auch um die sogenannten „freilaufenden Rechtsabbieger“ kümmern. Abbiegespuren an Kreuzungen, über die die Autofahrer unabhängig von der Ampelschaltung abbiegen können. Wegen der hohen Unfallgefahr sollen sie wo möglich abgeschafft werden. Aber es gibt über 300 davon in Köln. Jeder einzelne muss genau geprüft werden. Mal eben noch nebenher.
„Es sind wirklich große Aufgaben, die im Bereich Fahrradverkehr zu bewältigen sind“, sagt Christoph Schmidt, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Köln (ADFC). Richtige Zeitpläne habe die Stadt aber gar nicht beim Fahrradkonzept. Immer nur grobe Rahmen.
Bezirke kaum bearbeitet
„Selbst um die einzuhalten, muss aber personell nachgesteuert werden. “ Und: „Die Innenstadt ist nur einer von neun großen Bezirken. In den andern haben wir noch nicht einmal einen Netzplan für den Radverkehr“, mahnt Schmidt.
Nachhinken kann gefährlich werden, warnt der Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein, Roman Suthold. Der Autoclub ist längst weg davon, Radkonzepte pauschal schlecht zu reden. Kritik übt er aber da, wo Radspuren vor Kreuzungen einfach enden, wie beispielsweise auf den Ringen. „Die Knotenpunkte sind ein Problem. Die müssen überplant werden“, so Suthold. Und auch wer nachhinke, könne übers Ziel hinausschießen. Die Gefahr sieht Suthold bei der Rheinuferstraße. Auf der Hauptachse wird eine Radspur geplant – bei rollendem Schwerverkehr. „So wird ein Radkonzept auf die Spitze getrieben“, warnt er.