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Interview mit Martin Rütter„Ich sehe mich als Brücke zwischen Menschen und Hund“

Lesezeit 4 Minuten
Martin Rütter mit seinen Plüsch-Vierbeinern.

Martin Rütter mit seinen Plüsch-Vierbeinern.

Martin Rütter kommt mit seinem Bühnenprogramm „Der will nur spielen!“ in die Lanxess Arena.

Hundetrainer Martin Rütter im Gespräch über die richtige Kommunikation zwischen Menschen und Hund, Arenaauftritte und Spaziergänge in Köln.

Woher stammt Ihr großes Interesse an Hunden?

Ich fand es schon als Kind faszinierend, wie Tiere auf uns Menschen reagieren. Das hat zwar nicht den Wunsch ausgelöst, Tierarzt zu werden, aber das Interesse war schon früh da. Ich habe Sportpublizistik in Köln studiert und wollte Sportreporter werden. Während andere Leute neben dem Studium gekellnert haben, habe ich Hunde ausgeführt. Parallel dazu habe ich mir viel Wissen über Hunde angelesen. Bei meinen Spaziergängen habe ich dann mein Theoriewissen an den Hunden ausprobiert. Dann hat sich unter den Haltern schnell rumgesprochen, dass die Hunde viel gelassener wirken, wenn ich komme. Im dritten Semester habe ich über fünfzig Hunde betreut. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich dazu entschlossen habe, eine Hundeschule zu eröffnen. Jetzt bin ich seit über 25 Jahren Hundetrainer.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit mit den Hunden?

Hunde faszinieren mich immer wieder durch ihre unterschiedlichen Eigenschaften und ihre Art der Kommunikation. Hunde kommunizieren hauptsächlich durch Körpersprache und weniger durch Lautsprache. Die Körperhaltung von einem Hund sagt also mehr aus als das Bellen. Um Hunde verstehen zu können, muss man also lernen, ihre Körpersprache zu lesen. Ich mag auch die permanente Abwechslung in meinem Beruf. Es wird nie langweilig. Jedes Mensch-Hund-Team ist anders. Ich sehe mich als Brücke zwischen Menschen und Hund. Egal, ob ich auf der Bühne stehe, im Fernsehen oder auf dem Trainingsplatz, es dreht sich immer um das Thema Hund.

Welche Tipps können Sie Hundebesitzern noch mitgeben?

Am wichtigsten in der Mensch-Hund-Beziehung ist die Kommunikation. Erst muss der Mensch die Sprache des Hundes erlernen, um den Hund in seinem Verhalten besser verstehen zu können. Was heißt es zum Beispiel, wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt? Die meisten denken, dass der Hund sich dann freut. Das ist nicht richtig. Schwanzwedeln zeigt erst mal, dass der Hund aufgeregt ist. Er kann also auch aufgeregt sein, kurz bevor er beißt, wenn er Angst hat oder wenn er zum Spielen auffordern möchte. Wenn etwa der Körper beim Wedeln ruhig ist und der Hund sein Gegenüber fixiert, zeigt das lediglich die Aufregung des Hundes kurz vor einem Angriff. Ich bringe den Haltern beim Training bei, genau hinzuschauen. Es geht darum, zu erkennen, was der Hund als Nächstes tut. Wenn ich voraussagen kann, was der Hund in den nächsten drei Sekunden macht, habe ich Zeit zu reagieren. Das schafft Vertrauen und Sicherheit zwischen Hund und Halter.

Am 23. Februar kommen Sie mit ihrem neuen Bühnenprogramm „Der will nur spielen“ nach Köln. Worauf kann sich das Publikum in der Lanxess-Arena freuen?

Ich wohne seit über 30 Jahren in Köln und kann deswegen einige lokale Geschichten erzählen. In der Lanxess-Arena bin ich oft als Zuschauer und schaue mir Weltstars wie Phil Colins an. Umso absurder ist es noch immer für mich, wenn ich als Hundetrainier dort auftrete. In meinem Programm spreche ich über die ältesten Ausreden von Hundehaltern. Es gibt fast immer die gleiche Reihenfolge, wenn ein Hund nicht richtig erzogen ist. Es fängt an mit hinterherrennen: „Der tut nichts“, dann geht es weiter mit anspringen: „Der will nur spielen“ und zuletzt beißt er zu: „Oh, das hat er ja noch nie gemacht.“ Diese Abfolge überspitze ich in meinem Programm. Meine Bühnengeschichten betrachte ich vorher immer aus fachlicher Perspektive. Ich überlege also, ob ich schonmal einen Fall zu dem Thema im Training hatte und was daran lustig war. Es geht auch um ernstere Themen, wie dem illegalen Welpenhandel. Dabei möchte ich auf die Rechte der Hunde aufmerksam machen. Selbst wenn dieses schwerwiegende Thema erst mal bedrückende Stimmung hervorruft, möchte ich Sensibilität schaffen, wo wir unsere Hunde herholen und unwissentlich Tierleid unterstützen.

Ich liebe es, dass die Kölner ihre Stadt so lieben. Diese wohlwollende Stimmung erlebe ich auch bei Spaziergängen mit dem Hund.
Martin Rütter

Wo sind die schönsten Orte in Köln für einen Spaziergang mit dem Hund?

Köln erlebe ich als sehr tolerante und weltoffene Stadt, deshalb wohne ich dort auch so gerne. Ich liebe es, dass die Kölner ihre Stadt so lieben. Diese wohlwollende Stimmung erlebe ich auch bei Spaziergängen mit dem Hund. Deswegen bietet sich hier fast jede Grünfläche oder Park, wie der Aachener Weiher, Poller Wiesen oder der Grüngürtel an.


Zur Person

Martin Rütter ist in ganz Deutschland bekannt als Hundetrainer. Mit mehr als 140 Hundeschulen, Fernsehsendungen wie „Die Welpen kommen“ (RTL) und „Der Hundeprofi“ (VOX) sowie Ratgeberbüchern lehrt der gebürtige Duisburger, wie die Kommunikation zwischen Hund und Besitzer funktioniert. Seit dem Frühjahr 2022 tourt der 53-Jährige mit seinem fünften Bühnenprogramm „Der will nur spielen!“ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Am 23. Februar 2024 kommt der Hundeprofi mit seinem Live-Programm in die Lanxess Arena.